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Dr. Anton Bruckner

Dr. Anton Bruckner

Ehrenmitgliedschaften: Austria-Wien

Geboren: 04.09.1824, Ansfelden (Bezirk Linz-Land, Oberösterreich)
Gestorben: 11.10.1896, Wien
Komponist, Hochschulprofessor (Generalbaß, Kontrapunkt, Orgel)

Lebenslauf:

Bruckner wurde als Sohn eines Lehrers sowie Organisten geboren und war dazu ausersehen, ebenfalls diesen Beruf nunmehr in dritter Generation zu ergreifen. Mit 13 Jahren, als sein Vater verstarb, kam Bruckner als Sängerknabe und Schüler in das Chorherrenstift St. Florian (Oberösterreich), wo er musikalisch stark geprägt und gefördert wurde, insbesondere beim Orgelspiel und beim Zugang zu geistlicher Musik. 1840/41 absolvierte er die sog. Lehrer- Präparandenschule in Linz, die damals der Volksschullehrerausbildung diente und eine Vorform des späteren Lehrerseminars bzw. der Lehrerbildungsanstalt war. Danach war er als Volksschullehrer an verschiedenen Schulen in Oberösterreich tätig, wo er auch dem Schulinspektor und Schriftsteller Adalbert Stifter begegnet ist.

Ab Herbst 1845 war Bruckner wieder im Stift St. Florian, wo er sich musikalisch weiterbilden konnte und als Organist an der bekannten großen Stiftsorgel tätig war. Bereits in dieser Zeit begann er zu komponieren, und zusätzlich legte er auch die Lehrbefähigungsprüfung für Bürgerschulen (Hauptschulen) ab.

1855 wurde Bruckner Domorganist am (damals noch alten) Linzer Dom. Nebenher nahm er noch zusätzlich Musiktheorieunterricht bei Simon Sechter in Wien, wo er sich dann jeweils zeitweise aufhielt, und weiteren Unterricht u. a. in Instrumentation in Linz. In dieser Zeit lernte er die Musik Richard Wagners kennen, die ihn fortan sein Leben begleiten und in seinen Kompositionen beeinflussen sollte. Auch hatte er Kontakt mit Franz Liszt.

1868 wurde Bruckner in der Nachfolge Sechters zum Professor für Generalbaß, Kontrapunkt und Orgel am Wiener Konservatorium ernannt (ab 1909 in Akademie für Musik und ab 1998 in Universität für Musik und darstellende Kunst unbenannt). Dort lehrte er 24 Jahre lang bis 1892.

In diese Wiener Zeit fällt auch Bruckners Hauptschaffensperiode. Hier komponierte er die meisten seiner Werke, so vor allem seine neun Symphonien wie seine Messen. In Wien wurde er aber auch in den Streit zwischen den beiden damaligen musikalischen Parteien hineingezogen, nämlich zwischen der sog. neudeutschen Richtung mit ihren Repräsentanten Wagner und Liszt, die Bruckner für sich reklamierten, und einer eher konservativen Richtung mit deren Hauptrepräsentanten Johannes Brahms, der ebenfalls in Wien lebte. Diese wurde von dem damaligen bekannten Musikkritiker Eduard Hanslick in der „Neuen Freien Presse“ unterstützt, der dann Bruckner schlecht machte, so daß seine Aufführungen oft von mäßigem Erfolg begleitet waren.

Bruckner unterrichtete zusätzlich als Lektor für Harmonielehre und Kontrapunkt an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, die ihm 1891 auch das Ehrendoktorat verliehen hatte (Dr. phil. h. c.). Zu seinen Schülern zählte u. a. Gustav Mahler. Ein Jahr vor seinem Tod erhielt er vom Kaiser eine Wohnung im Schloß Belvedere zugewiesen.

Bruckner war ein zutiefst religiöser Mensch, der seine dörflich-ländliche Herkunft nicht verleugnete und eigentlich in das mondäne Wien des Fin de Siècle nicht so sehr hineinpaßte. Daher wird er in den diese Zeit verklärenden Publikationen eher am Rand behandelt und wurde deswegen von Kritikern auch oft als Sonderling und Junggeselle belächelt. In späteren Zeiten wurde er nicht selten (so u. a. von Erwin Ringel) gegen Gustav Mahler ausgespielt. Aber Bruckner und sein musikalische Werk, vor allem seine voluminösen und ins Weite gehenden Symphonien, überlebten diese. Er war wohl der letzte Vertreter der Wiener Romantik, und seine Musik ist mit seltener, nahezu unvergleichlicher Konzentration auf die große Form gerichtet. Größe und Monumentalität sind für seine Musik kennzeichnend. Dazu gehört auch, daß eine große Zahl seiner Werke in Moll komponiert wurde. Nach Bruckner begann, etwa mit Mahler, die musikalische Moderne.

Aufgrund seiner katholischen Einstellung bekam Bruckner auch Kontakt zum damals aufstrebenden Politischen Katholizismus und dem katholischen Verbandswesen. Mit dem Linzer Bischof Franz Josef Rudigier (AW EM) und dem Wiener Männerseelsorger P. Heinrich Abel (AW EM) stand er in engem Kontakt. Über diese wurde Bruckner dann mit der Austria bekannt, die ihm die Ehrenmitgliedschaft verliehen hatte, zu der er sich auch öffentlich bekannte.

Bruckner starb lange vor dem Beitritt der Austria zum CV. In den kurz danach erschienenen Gesamtverzeichnissen des CV wird er dort unter dem Totenverzeichnis bei der Austria aufgeführt und zählt somit (posthum rückwirkend) als CVer. Dies ist insofern bemerkenswert, da die Austria zu Lebzeiten Bruckners ein differenziertes System von Ehrenmitgliedern, Ehrenburschen, fördernden Mitgliedern etc. gehabt hat, von denen dann nach der Aufnahme in den CV nur ein Teil im Gesamtverzeichnis zu finden war (als Lebende oder Tote).

Bruckner wurde seinem Wunsch gemäß in der Stiftskirche von St. Florian begraben. In Wien-Wieden wurde eine Straße nach ihm benannt. Nach Gründung des Brucknerhauses in Linz findet dort jährlich das Internationale Brucknerfest statt, das nach den Salzburger Festspielen und den Wiener Festwochen zu den wichtigsten musikalischen Ereignissen Österreichs zählt.

Werke:

(Auswahl)
Neun Symphonien (1865/66, 1871/72, 1873 [Richard Wagner gewidmet], 1873/74 [die „Romantische“], 1875–1878, 1879–1881, 1881–1883 [König Ludwig II. von Bayern gewidmet], 1884–1886 [Kaiser Franz Joseph gewidmet], 1887–1896)
Messe in d-Moll (1864)
Messe in e-Moll (1866)
Große Messe in f-Moll (1867/68)
Te Deum (1881)

Quellen und Literatur:

Gerstenberg, Walter: Josef Anton Bruckner, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 649 – 652 (Online-Fassung: www.deutsche-biographie.de/ppn118515799. Abruf 5. 6. 2015)
Gruber, Gernot: Nachmärz und Ringstraßenzeit, in: Musikgeschichte Österreichs. Band 2: Vom Barock zur Gegenwart. Hg. von Rudolf Flotzinger und Gernot Gruber. Graz 1979, bes. 362–375.
Mandyczewski, Eusebius: Anton Bruckner, in: Allgemeine Deutsche Biographie 47, S. 767–769 (Online Fassung: http://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bruckner,_Anton&oldid=2054091, Abruf 5. 6. 2015)
Schönner, Johannes (AW): Anton Bruckner, Künstler, Wissenschaftler, in: Fazit. Zeitschrift der K. Ö. St. V. Austria Wien, November 1996, S. 10f.