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Fürsterzbischof Dr. Johann (János) Kardinal Simor

Fürsterzbischof Dr. Johann (János) Kardinal Simor

Ehrenmitgliedschaften: Austria-Wien

Geboren: 23.08.1813, Stuhlweißenburg (Székesféhervár, Ungarn)
Gestorben: 23.01.1897, Gran (Esztergom, Ungarn)
Fürsterzbischof von Gran (Esztergom), Mitglied des Oberhauses (Magnatentafel) des ungarischen Reichstages, Hochschulprofessor (Dogmatik)

Lebenslauf:

Simor wurde als Sohn eines wohlhabenden Bürgers (Schuster) geboren – die gelegentlich genannten Geburtsdaten 3. oder 26. August sind nicht korrekt – und besuchte zuerst das Gymnasium in Stuhlweißenburg. Nach dem im Vormärz in Österreich herrschenden Schulsystem wechselte er 1828 nach Abschluß des sechsklassigen Gymnasiums auf den universitären Vorbereitungskurs an das Kollegium Emericanum in Preßburg, da er den Wunsch hatte, Priester zu werden. Danach trat er in das Priesterseminar von Tyrnau (Trnava, ungarisch Nagyszombath) ein, begann 1831 das Studium an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt und setzte es aber 1832 an der Theologischen Fakultät der Universität Wien fort.

Nach seiner Priesterweihe am 28. Oktober 1836 war Simor in der Seelsorge eingesetzt u. a. in Pest (Budapest). Von 1840 bis 1842 war er Studienpräfekt am ungarischen Priesterseminar Pazmaneum in Wien, wo er an dortigen Theologischen Fakultät das Theologiestudium beendete (Dr. theol. 1841). Danach war er von 1842 bis 1846 als Pfarrer von Bajna (Komitat Komaróm/Esztergom) tätig. 1846 wurde er Professor für „theologische Encyklopädie“ (Dogmatik) an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt des Priesterseminars von Gran (Esztergom), 1847 zusätzlich Sekretär des Erzbischofs von Gran und 1850 Studiendirektor am Wiener Priesterbildungsinstitut Frintaneum, wobei er den Titel k. k. Hofkaplan erhielt. Ab 1852 war er als Beamter im Ministerium für Cultus und Unterricht unter Minister Leopold Leo Graf Thun und Hohenstein (AW EM) tätig, zuletzt als Ministerialrat. Dort war er u. a. bei der Vorbereitung des Konkordats von 1855 eingesetzt, für dessen Geltung für Ungarn er sich gegen den Widerstand von Teilen des ungarischen Episkopats einsetzte.

Als Dank dafür ernannte Kaiser Franz Joseph am 20. Februar 1857 Simor zum Bischof von Raab (Györ). Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 19. März, die Bischofsweihe am 29. Juni. Seine Loyalität zum Hause Habsburg wurde belohnt, als er dann vom Kaiser am 20. Januar 1867 zum Fürsterzbischof von Gran (Esztergom) ernannt wurde. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 22. Februar. Damit war Simor Fürstprimas von Ungarn und hatte die Stellung eines Vizepalatins. Es war dies das Jahr der Vollziehung des österreichisch-ungarischen Ausgleichs und die Schaffung Österreich-Ungarns mit zwei Reichshälften. Dadurch wurde Simor automatisch Mitglied des Oberhauses (Magnatentafel) des ungarischen Reichstages. Als Fürstprimas und Vizepalatin krönte er am 8. Juni 1867 Franz Joseph und seine Gemahlin Elisabeth zum König bzw. zur Königin von Ungarn.

Während des I. Vatikanischen Konzils 1869/70 war Simor einer der maßgeblichen Bischöfe, die sich vehement gegen das Dogma der Unfehlbarkeit und des Jurisdiktionsprimats aussprachen. Nach dem entsprechenden Beschluß akzeptierte er jedoch dieses Dogma. Damit war ein Hindernis für seine Ernennung zum Kardinal am 22. Dezember 1873 ausgeräumt.

Simor war einer der bedeutendsten Kirchenpolitiker Österreich-Ungarns an der Wende des Neoabsolutismus zur konstitutionellen Ära. Damit hängt auch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Austria an ihn zusammen. Er vollendete 1869 den Dom zu Gran und erbaute die dortige erzbischöfliche Residenz, wo er auch mit seinen Sammlungen ein „Christliches Museum“ sowie eine Bibliothek einrichtete. Darüber hinaus verbesserte er jeweils die ökonomische Lage seiner Diözesen Raab sowie Gran und setzte Maßnahmen auf dem sozialen Gebiet sowie im Bildungsbereich.

Der in der deutschen Biographie von Wikipedia genannte Sterbeort Balatonfüred ist nicht korrekt. Dadurch fand diese falsche Angabe weitere Verbreitung. In der ungarischen Biographie von Wikipedia und auch anderswo ist jedoch der Sterbeort korrekt angegeben. Er wurde in der Bischofsgruft des Doms von Gran begraben.

Quellen und Literatur:

www.catholic-hierarchy.org
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Hg. von Constantin von Wurzbach. Band 34. Wien 1877, S. 344 – 346.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 12, Wien 2001–2005 , S. 289.