Lebenslauf:
Naschberger wurde als Sohn eines Volksschullehrers geboren, der auch als Bauer, Müller und Schmied tätig war. Nach Absolvierung des Gymnasiums in Innsbruck studierte er an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1869), wo er der Austria beitrat (Couleurname Wuotan). Er gehörte damit der Gründergeneration der Verbindung an. Dort war er im Wintersemester 1866/67 Fuchsmajor. In den beiden Semestern des Studienjahres 1867/68 war er Senior. Im Krieg von 1866 nahm er als Freiwilliger Bei der Akademischen Legion teil und war im Bereich des Gardasees eingesetzt.
Nach seinem Studium schlug Naschberger die Rechtsanwaltslaufbahn ein und wurde nacheinander Konzipient in Innsbruck, Kaltern (Südtirol), Zell am See und 1872 in Ried im Innkreis. In diesem Jahr heiratete er auch die Tochter des damals schon verstorbenen früheren Landeshauptmanns von Tirol, Johann Haßlwanter, und Schwester von Ignaz Haßwanter (AIn).. Deren Schwager war wiederum der Reichsratsabgeordnete Josef Neuner (AIn EM).
1876 eröffnete Naschberger eine Anwaltskanzlei in Linz. Ab 1878 waren bei ihm zuerst Hermann Esser (AIn) und dann ab 1884 der spätere Landeshauptmann von Oberösterreich und k. k. Minister Alfred Ebenhoch (AIn) bei ihm Konzipienten. Naschbergers Kanzlei war damals ein Kristallisationspunkt bzw. eine quasi Ausbildungsstätte für katholisch-konservative Nachwuchspolitiker.
Naschberger wurde in Linz rasch Mittelpunkt der katholisch-konservativen Intelligenz und in der Folge Obmann des katholisch-patriotischen Casinos für Linz und Umgebung. Somit stand er bereits in jungen Jahren an der Spitze der Katholisch-Konservativen in der Landeshauptstadt. Er wurde daher 1879 in den Gemeinderat von Linz gewählt, dem er bis 1887 angehörte.
1884 gelang es Naschberger, den Großgrundbesitz zu den Katholisch-Konservativen rüberzuziehen, so daß er 1884 von diesem in den oberösterreichischen Landtag gewählt wurde, dem er ab 15. September 1884 angehörte. Am 29. September 1884 wurde er auch in den Landesausschuß gewählt (Vorform einer Landesregierung). Beiden Körperschaften gehörte er bis zu seinem Tod an. Ebenso war er Mitglied des Landesschulrates. Auch wurde er in den Staatsgerichtshof entsandt, der nach der Verfassung von 1867 u. a. über Ministeranklagen zu befinden hatte.
Naturgemäß engagierte sich Naschberger in zahlreichen Vereinen, so auch im CV. So war er im Studienjahr 1871/72 Philistersenior der Austria Innsbruck. Wesentlich auf seine Initiative ging 1880 die Gründung des Linzer Philisterzirkels zurück, deren erster Vorsitzender er wurde. Dieser war die Vorform des späteren Altherrenlandesbundes.
Nachdem sich seine schwere Krankheit schon länger abgezeichnet hatte, starb Naschberger in relativ jungen Jahren. Er hätte sicher noch eine weitere politische Karriere vor sich gehabt. Bei der Trauerfeier hatte Ebenhoch über Naschberger gesagt, er sei ein „Mann der Arbeit im Dienst des Herrn“ gewesen, „geliebt von seinen Freunden, geachtet von den Gegnern“. Sein Leichnam wurde unter großer Anteilnahme zum Linzer Bahnhof gebracht und auf dem Städtischen Friedhof in Innsbruck beigesetzt (nunmehr Westfriedhof). Sein Sohn war Joseph Naschberger (AIn), der früh noch als Student verstarb.
Bezüglich des genauen Todestages Naschbergers gibt es eine falsche Angabe im Academia-Bericht unmittelbar nach dem Tod. Dort wird der Georgs-Tag 24. April genannt. Das ist jedoch implausibel, weil der Gedenktag des hl. Georg seit jeher und unverändert der 23. April ist. Der 25. April ist jedoch durch den Bericht und die Parte im „Linzer Volksblatt“ gesichert.
Quellen und Literatur:
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 27 und 520.Linzer Volksblatt, 27. 4. 1888, 1.
Academia 1 (1888/89), 5–7.
Hundert (100) Jahre CV in Oberösterreich. Unter Mitarbeit von Harry Slapnicka, Franz Wilfingseder und Friedrich Engelmann. Linz o. J. (1980), 83.
Slapnicka, Harry: Oberösterreich. Die politische Führungsschicht 1861 bis 1918 (= Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 9). Linz 1983, 161f.