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Gen.-Dir. Univ.-Prof. HR i.R. Dr. Josef Bick

Gen.-Dir. Univ.-Prof. HR i.R. Dr. Josef Bick

Urverbindung: Ferdinandea (Prag) zu Heidelberg (31.05.1900)

Bandverbindungen: H-RG, Va, NdW, AW, AIn, S-B

Geboren: 22.05.1880, Schloss Wildeck bei Heilbronn (Württemberg)
Gestorben: 05.04.1952, Wien
Vizepräsident des Bundestages, Präsident des Bundeskulturrates, Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek, Universitätsprofessor (Klassische Philologie)
Politische Haft: 1938 Polizeigefängnis Wien, KZ Dachau und Sachsenhausen

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Bick wurde auf Schloß Wildeck bei Heilbronn (Königreich Württemberg) als Sohn eines Försters im Dienst der Fürsten von Löwenstein-Wertheim geboren und besuchte die Gymnasien in Lohr am Main sowie in Dieburg und Bensheim bei Darmstadt (jeweils im Großherzogtum Hessen). Nach dem Abitur studierte er ab 1900 Klassische Philologie, Geschichte und Kunstgeschichte zuerst an der Philosophischen Fakultät der deutschen Karl-Ferdinands-Universität in Prag (Dr. phil. 1905), wo er der Ferdinandea beitrat (Couleurname Aegir). Sein Bruder Adolf Bick, ein Priester, war bereits dort Mitglied.

Nach einem Studienaufenthalt 1901/02 in Gießen, wo Bick bei der Hasso-Rhenania verkehrsaktiv und Consenior war, kehrte er im Wintersemester 1902/03 wieder nach Prag zurück und war dort 1905 Mitbegründer der Vandalia. Nach dem Studium leistete Bick von Oktober 1905 bis Oktober 1906 in Straßburg (Elsaß-Lothringen) beim schweren Feldartillerieregiment Nr. 10 sein Einjährig-Freiwilligenjahr ab und trat im März 1907 nach dem Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft in den Dienst der k. k. Hofbibliothek zu Wien, der späteren Österreichischen Nationalbibliothek.

BERUFLICHE LAUFBAHN

1910 habilitierte sich Bick über Wiener Palimpseste an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien für Klassische Philologie und erhielt 1914 den Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors. 1917 wurde er Kustos II. Klasse und bereits im Februar 1918 stellvertretender Direktor der k. k. Hofbibliothek. 1921 erhielt er den Titel Hofrat. Am 7. Mai 1923 wurde er zum Direktor der Nationalbibliothek ernannt. Am 8. Mai 1926 erhielt er dann den Titel Generaldirektor der Nationalbibliothek. 1934 übernahm er noch zusätzlich die Direktion der Albertina.

Bick überführte die ehemalige k. k. Hofbibliothek in eine wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek und ordnete sie in den internationalen Leihverkehr ein. Er schuf damit die Grundlagen für jenen hervorgehobenen Status, den die Österreichische Nationalbibliothek nun einnimmt. Bick bekleidete daher eine der zentralen kulturpolitischen Positionen Österreichs.

Zusätzlich hatte Bick zahlreiche Funktionen inne. So war er u. a. Vorsitzender der Prüfungskommission für Bibliothekswesen, Mitglied der Verwaltungsräte der Deutschen Bücherei in Leipzig, des Deutschen Museums in München und der Verlagsanstalt Tyrolia Innsbruck sowie ab 1926 erster Vizepräsident und ab 1935 Präsident der Leo-Gesellschaft.

Bick wurde 1919 auch Mitglied der Deutschen Gemeinschaft, einer logenartigen Vereinigung, die katholische und deutschnationale Repräsentanten vereinigte, um das Deutschtum in Österreich zu fördern. Diese bestand bis 1930, nachdem sie zunehmend an Bedeutung verloren hatte. Im Dezember 1921 wurde Bick in die Freimaurerloge „Fortschritt“ aufgenommen. Allerdings fehlen Belege über seinen weiteren Verbleib dort.

BICK IM STÄNDESTAAT UND AB 1938

Aufgrund seiner weltanschaulichen Ausrichtung war es daher konsequent, daß Bick im „Ständestaat“ am 1. November 1934 als Vertreter der Wissenschaft in den Bundeskulturrat berufen wurde, einem der vier vorberatenden Organe der Bundesgesetzgebung. Von diesem wurde er am 29. November 1934 zum Präsidenten und zum Mitglied des Bundestages gewählt, des gesetzgebenden Organs des „Ständestaates“. Dieser wiederum wählte ihn zum Zweiten Vizepräsidenten. In dieser Stellung war Bick daher mit dem gegenwärtigen Dritten Nationalratspräsidenten vergleichbar.

Aufgrund seiner politischen wie auch kulturpolitischen wichtigen Funktionen wurde Bick am 16. März 1938 vom Schreibtisch weg verhaftet. Nach Aufenthalt im Polizeigefängnis Wien kam er mit dem ersten Transport am 1./2. April 1938 ins KZ Dachau, dann bald danach am 5. Mai in das KZ Sachsenhausen (Oranienburg). Dort wurde er wochenlang ohne Angabe von Gründen festgehalten. Am 30. Juni 1938 wurde er nach Berlin in das Gestapo-Gefängnis gebracht. Dort erfuhr er seinen Verhaftungsgrund. Es wurde ihm vorgeworfen, eine Handschrift aus der Nationalbibliothek dem Papst geschenkt zu haben, was sich jedoch als haltlos erwiesen hat, denn es wurden lediglich Reproduktionen ausgetauscht. Am 5. Juli 1938 wurde er nach Sachsenhausen zurückgebracht.

Nach einer Aktennotiz des „Österreichischen Auswertungs-Kommandos“ des SD-Inland vom 1. Juli 1938 über Bick wird dieser als Wissenschaftler bezeichnet, „der vor den Karren der Kirche gespannt wurde“. Er sei kein eigentlicher Politiker gewesen und habe sich bei Vernehmung eher als nationaler Katholik bezeichnet. Es wurde seine Entlassung vorgeschlagen, was dann auch am 28. August 1938 geschah. Angeblich geschah die Entlassung auf britischem Druck hin.

Bick wurde mit 1. Juni 1938 als Beamter entlassen, und mit 1. April 1939 wurde seine Pension aberkannt. Er mußte sich in Piesting (Bezirk Wiener Neustadt-Land, Niederösterreich), wo er und seine Frau ein Haus besaßen, aufhalten und durfte dieses bzw. den Ort nicht verlassen. Eine Erlaubnis dazu wurde nie erteilt. Bick stand damit völlig mittellos da. In dieser Zeit unterstützte ihn sein Bundesbruder Josef Nadler (ehemals Fd), den er aus seiner Prager Zeit kannte. Dieser gewährte Bick in Form eines Kredits eine monatliche Zahlung von 300 RM. Zusätzlich suchte er im August 1939 beim Reichsstatthalter um eine Unterstützung an. Es wurde ihm mit 6. November 1939 jährlich der Betrag von rd. 4.400 RM gewährt, der dann im Mai 1941 erhöht wurde. Den Kredit an Nadler zahlte Bick später zurück.

Mit 30. Juni 1945 wurde Bick wieder als Generaldirektor der Nationalbibliothek sowie als Direktor der Albertina eingesetzt. Über seinen Antrag wurde die Nationalbibliothek in Österreichische Nationalbibliothek unbenannt. Zusätzlich übernahm er 1948 die Funktion eines Generalinspekteurs des österreichischen Bibliothekswesens im Unterrichtsministerium. Mit 31. Oktober 1947 wurde er von Unterrichtsminister Felix Hurdes (NbW EM) zum Vorsitzenden der Zentralkommission zur Bekämpfung der NS-Literatur berufen.

Mit Ende März 1949 ging er mit fast 69 Jahren in Pension. Sein Nachfolger als Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek wurde Josef Stummvoll (AW). Bick war von 1920 bis 1938 und dann von 1945 bis 1946 Vorsitzender des Prager CV in Österreich. Das war die Vereinigung der Alten Herren der CV-Verbindungen in Prag und Brünn in Österreich. Von den körperlichen und seelischen Strapazen gekennzeichnet verstarb er nach einem Schlaganfall im Krankenhaus Wien-Lainz und wurde in Piesting begraben. Im 23. Wiener Gemeindebezirk wurde eine Gasse nach ihm benannt.

Werke:

Horazkritik seit 1880 (1906).
Klassische Phililogie (1908).
Wiener Palimpseste I (1908).
Die Schreiber der Wiener griechischen Handschriften (1920).
Die staatlichen Bibliotheken Österreichs 1848–1948 (1948).

Quellen und Literatur:

Mitteilung Peter Krause (Rt-D).
Academia 23 (1910/11), S. 90, 27 (1914/15), S. 102, 34 (1921/22), S. 30.
Stummvoll, Josef (AW): Dr. Josef Bick. Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek. Ein Nachruf. Wien 1952.
Widerstand und Verfolgung im CV. Die im Zweiten Weltkrieg gefallenen CVer (Zählbild). Eine Dokumentation. Hg. von der Gesellschaft für Studentengeschichte und studentisches Brauchtum e. V. München 1983, S. 58f.
Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 46f.
Das Band, das uns umschlingt. 1900 – 2000. Festschrift der K. Ö. H. V. Nordgau Wien. Wien 2000, S. 42f.
Fechter, Beate: Josef Bick. Versuch einer Biographie. Wien phil. Dipl.-Arb. 2013.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 32f.