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Abt Dr. Hermann Richard Peichl , OSB

Abt Dr. Hermann Richard Peichl , OSB

Ehrenmitgliedschaften: Marco-Danubia

Geboren: 09.08.1887, Niederjohnsdorf (Dolní Třešňovec, Kreis Landskron [Lanskroun], Böhmen, nunmehr Tschechien)
Gestorben: 15.04.1966, Wien
Abt des Schottenstiftes, Mitglied des Staatsrates, Ordenspriester (OSB)

Lebenslauf:

Peichl wurde als Sohn eines Bauern geboren und auf den Namen Richard getauft. Er absolvierte das Gymnasium in Landskron und trat am 14. September 1907 in das Schottenstift in Wien ein und nahm den Ordensnamen Hermann an. Nach dem Noviziatsjahr begann er 1908 das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1912, Dr. theol. 1921). Nachdem er am 8. November 1911 die feierliche Profeß abgelegt hatte, wurde er am 25. Juli 1912 zum Priester geweiht.

Danach war Peichl in Stiftspfarren als Kaplan eingesetzt. 1918 wurde er Kurat an der Stiftspfarre. In dieser Zeit schrieb er seine Dissertation. Sein Doktorvater war sein Ordensbruder Cölestin Johann N. Wolfsgruber (Kb EM). Ab dem Schuljahr 1920/21 war er Religionsprofessor am stiftseigenen Gymnasium. Diese Tätigkeit übte er bis 1938 und dann von 1945 bis 1961 aus – also weit über das gesetzliche Pensionsalter hinaus. Von 1922 bis 1930 war er auch an der Privat-Lehrerinnen-Bildungsanstalt bei St. Ursula (Ursulinen) als Religionslehrer tätig.

Nach einer Visitation des Schottenstiftes im Jahr 1928 wurde Peichl am 22. April 1930 von Papst Pius XI. zum Abtkoadjutor mit dem Recht der Nachfolge ernannt. Verbunden war damit der Auftrag für eine Reform des Stiftes. Die Abtbenediktion erfolgte am 24. April 1930 durch den Wiener Weihbischof Franz Kamprath (F-B EM). Peichl war bereits einige Jahre Verbindungsseelsorger der Marco-Danubia, als diese ihm kurz nach der Abtbenediktion die Ehrenmitgliedschaft verliehen hatte.

Nachdem das obersteirische Benediktinerstift St. Lambrecht mit dem dazugehörenden Priorat Mariazell wirtschaftlich zusammengebrochen war, wurde Peichl 1936 als Administrator mit dem Wiederaufbau betraut. Dies geschah u. a. durch einen „Freiwilligen Arbeitsdienst“, der Aufforstungsarbeiten durchführte.

Peichl wurde 1934 zum Mitglied des Staatsrates ernannt, dem er vom 1. November 1934 bis zum 12. März 1938 angehörte. Da das Schottenstift über ausgedehnten Grundbesitz verfügte und seit 1807 Mitglied der Land- und Forstgesellschaft war, betrachtete diese Peichl als ihren Repräsentanten in diesem Gremium. 1936 bis 1938 organisierte er Ausspeisungen für Verarmte aus dem Mittelstand (St.-Elisabeth-Tisch, St.-Benedikt-Tisch). 1938 wurde er nach der Resignation seines Vorgängers endgültig Abt.

Nach dem Anschluß im März 1938 wurde das Stiftsgymnasium in ein staatliches umgewandelt. Es wurde erst 1945 wieder errichtet. In Räumlichkeiten des Schottenstiftes, die Peichl zur Verfügung gestellt, wurde am 17. April 1945 – die Kämpfe in Wien waren gerade zu Ende gegangen, und der Zweite Weltkrieg sollte noch drei Wochen dauern – die ÖVP gegründet. Anwesend waren damals u. a. Leopold Figl (Nc), Leopold Kunschak (Nc EM), Felix Hurdes (NbW EM), Herbert Braunsteiner (NbW), Hans Pernter (Nc).

Nach dem Krieg wurde vom Wiener Erzbischof, Theodor Kardinal Innitzer (NdW), die Wiener Katholische Akademie gegründet, die ihren Sitz im Schottenstift nahm und deren Präsident dann Peichl ab 1949 bis zu seinem Tod war.

Peichl wurde in der Gruft der Schottenkirche begraben.

Werke:

(Auswahl)
Maria im Lichte der Glaubenswissenschaft (1955).
Der Tag des Herren. Die Heiligung des Sonntags im Wandel (1958).
Das Leben. Lese- und Arbeitsbuch zum Unterricht in der katholischen Glaubenslehre für die 6. Klasse der österreichischen Mittelschulen (6. Aufl. 1960).

Quellen und Literatur:

Academia 41 (1928/29), S. 16.
Wissenschaft Dienst Glauben. Wissenschaft im Dienste des Glaubens. Festschrift für Abt Dr. Hermann Peichl O. S. B., dargeboten zum 35. Abtjubiläum. Hg. v. Josef Kisser, Ferdinand Krones und Ulrich Schöndorfer. Wien 1965.
Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 174f.