Lebenslauf:
Lauterer wurde als Sohn eines Postbediensteten geboren und auf den Namen Otto getauft. Er besuchte 1944 nach der Volksschule zuerst die Oberschule (Gymnasium) in Bregenz, um 1945 auf das Gymnasium des Zisterzienserstiftes Wettingen-Mehrerau bei Bregenz zu wechseln. Die in Wettingen (Kanton Aargau, Schweiz) 1227 gegründete Zisterzienser-Abtei besaß seit dem 14. Jahrhundert kirchliche Sonderrechte und wurde 1841 staatlicherseits aufgehoben.
Die Mönche bezogen 1854 die Reste einer Benediktinerabtei in Mehrerau und behielten die alten Privilegien bei. 1922 bestätigte Papst Pius XI. dem Kloster das Privileg einer Abbatia nulllius. Damit ist gemeint, daß sie keinem Bischof sondern Rom direkt unterstellt ist. Der Abt besitzt gegenüber den Stiftsangehörigen Jurisdiktionsvollmacht und ist diesbezüglich einem Bischof gleichgestellt. Das Territorium des Stiftes (abbatia territorialis) gehört nicht zur Diözese Feldkirch. Nach dem CIC 1983 war Lauterer aufgrund seiner kirchenrechtlichen Stellung seit 1984 Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz.
Lauterer konnte nach einer speziellen Regelung in Mehrerau bereits nach der 6. Gymnasialklasse (1951) in das dortige Noviziat eintreten, wurde am 19. August 1951 eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Kassian (Cassianus, gest. 304, war der Legende nach der erste Bischof von Sabiona, i. e. Säben bei Brixen). Die einfache Profeß legte er am 20. August 1952 ab, die feierliche 1955. Das Novitiatsjahr 1951/52 unterbrach die Schulzeit, so daß er 1954 mit Auszeichnung maturierte. Danach studierte er zuerst an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt in Mehrerau, dann an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Freiburg/Schweiz (abs. theol. 1959; Dr. theol. 1960). Bereits am 6. August 1957 wurde er vom Weihbischof und Generalvikar von Feldkirch Bruno Wechner (AIn EM) zum Priester geweiht.
Nach Ablegung der Lehramtsprüfung 1961 in Innsbruck unterrichtete Lauterer am stiftseigenen Gymnasium Religion, Philosophie und Latein. Gleichzeitig war er Erzieher in der neueingerichteten Oblatenabteilung für am Leben der Mönche interessierte Schüler sowie am Internat Collegium Bernardi. Weiters übernahm er die Funktion eines Präses der Marianischen Studentenkongregation, die er auch als Abt weiterführte.
Lauterer wurde am 19. August 1968, also mit 34 Jahren, zum 52. Abt von Wettingen und 9. Prior von Mehrerau, so sein offizieller Titel, gewählt. Er war damals der jüngste Abt von Österreich. Nach der päpstlichen Bestätigung vom 31. August, die am Fest Maria Namen veröffentlicht wurde, wurde er am 13. September 1968 offiziell installiert und am 26. Oktober vom Präfekten der Ritenkongregation, Benno Kardinal Gut, dem ehemaligen Abtprimas der Benediktiner und Abt von Einsiedeln, benediziert. Dieses Amt bekleidete er bis zur Vollendung seines 75. Lebensjahres am 29. Januar 2009, also über 40 Jahre. Er war also einer der am längsten dienenden Äbte Österreichs seiner Zeit. Sein Wahlspruch lautete: „Bona voluntate servire“ (Im guten Willen dienen).
Mit seiner Wahl zum Abt wurde Lauterer gleichzeitig auch Abtpräses der Mehrerauer Kongregation, der sieben Männerklöster und 13 Frauenklöster in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Slowenien, Italien (Südtirol) und den USA angehören. Darüber hinaus war er auch Mitglied des Generalkapitels des Zisterzienserordens. Eine wichtige Aufgabe für den jungen Abt war die Sanierung der Kloster- und Schulgebäude der Abtei. Darüber hinaus machte sich in den sechziger und siebziger Jahren die Überalterung des Konvents bemerkbar. Ab 1980 konnte der Personalstand stabilisiert und verjüngt werden.
Dem Gymnasium wurde ein Realgymnasium angegliedert, das einen sportlichen Schwerpunkt hat, der sich auf die Ausbildung im Fußball (Fußballakademie), Handball sowie Rudern und Segeln (Bodensee) konzentriert. Dazu wurde 1996/97 eine moderne Sporthalle errichtet. Seit 1923 besteht das Sanatorium Mehrerau, ein Krankenhaus, das 2007 einer dringend notwendigen Außen- und Innensanierung unterzogen werden mußte. Zu Mehrerau gehört seit 1919 auch das Priorat Birnau (Uhldingen-Mühlhofen, Bodenseekreis, Baden-Württemberg), das ein Marien-Wallfahrtsort mit einer Barock-Kirche ist, die renoviert werden mußte.
Als Abt hielt Lauterer regelmäßig Exerzitien, Einkehrtage und Vorträge ab und war in der Diözese Feldkirch als Firmspender eingesetzt. Darüber hinaus interessierte er sich für Theologie- und Ordensgeschichte. So arbeitete er an einer textkritischen Edition des ältesten Zisterzienserbreviers und förderte die lateinisch-deutsche Ausgabe der Werke von Bernhard von Clervaux. Ab 1889 erscheint in Mehrerau auch die Zeitschrift „Zisterzienser-Chronik“. Seit 1978 war er Prior der Komturei Vorarlberg des Ritterordens vom Heiligen Grab.
Lauterer wurde 1989 Ehrenmitglied der Marco-Danubia (Couleurname Kasi). Bereits 1984 wurde er Ehrenphilister der MKV-Verbindung Augia-Brigantina Bregenz, die 1983 von Schülern des Collegiums Bernardi gegründet wurde. Er sammelte und reparierte gerne Uhren und starb nach kurzer Krankheit im Landeskrankenhaus Bregenz. Er wurde auf dem Friedhof Mehrerau beigesetzt.
Quellen und Literatur:
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 24. 10. 2022).Lauterer, Kassian, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 20. 10. 2022: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Lauterer_Kassian
https://www.katholisch.at/aktuelles/140910/bregenz-kirche-trauert-um-altabt-kassian-lauterer
Clunier 3/2023, 23.