Lebenslauf:
Ignaz Martin Mitterer, so sein voller Name, wurde zu Mariae Lichtmeß als Sohn eines Bauern im nunmehr österreichischen Teil des Pustertales geboren. Er verlor seine Mutter mit vier Jahren. Sein Volksschullehrer, ein Onkel von ihm, wurde auf seine musikalische Begabung aufmerksam. Bereits mit zehn Jahren komponierte er eine Messe. Mit zwölf Jahren kam er in die Singschule des Chorherrenstiftes Neustift bei Brixen, nach einem Jahr konnte er in das Gymnasium der Chorherren in Brixen wechseln. Ab der 3. Klasse übernahm er die Leitung des Schulchores.
Nach seiner Matura im Jahr 1871 trat er in das Priesterseminar in Brixen ein und begann das Studium an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt (abs. theol. 1875). Am 26. Juni 1874 wurde er zum Priester geweiht und war nach dem Studienende zwei Jahre in der Pfarrseelsorge in Neustift im Stubaital (Bezirk Innsbruck-Land) eingesetzt. Aufgrund seiner kirchenmusikalischen Fähigkeiten wurde er 1876/77 zum Studium an die Kirchenmusikschule in Regensburg geschickt. Anschließend war er wieder in der Seelsorge tätig, und zwar je zwei Jahre in Niedervintl (Bezirk Bruneck, nunmehr Südtirol) und in Dölsach (Bezirk Lienz).
Von 1881/1882 studierte Mitterer als Kaplan an der Anima Kirchenmusik in Rom. Von 1882 bis 1885 war er Domkapellmeister in Regensburg und Dozent an der dortigen Kirchenmusikschule. 1885 kehrte er nach Brixen zurück und wurde dort zum Domkapellmeister berufen. Gleichzeitig wurde er zum Propst von Ehrenburg (Bezirk Bruneck) ernannt. Zusätzlich unterrichtete er Gesang am Gymnasium und am Priesterseminar. Als er 1917 in das Domkapitel von Brixen berufen wurde, legte er die Funktion eines Domkapellmeisters zurück, um sich diözesanen Verwaltungsaufgaben zu widmen. 1906 wurde er zum Päpstlichen Geheimkämmerer (Monsignore) ernannt.
Mitterer war einer der bedeutendsten Vertreter des Cäcilianismus. Dieser war eine Restaurationsbewegung in der katholischen Kirchenmusik im 19. Jahrhundert, die sich auf den A-capella-Stil Palestrinas rückbesinnte. Mitterers über 200 Titel umfassendes kompositorisches Werk besteht u. a. aus 45 mehrstimmigen Messen, aus zahlreichen Responsorien, zehn Requiems, Hymnen, Litaneien und 18 Vespern. Unter den weltlichen Werken ragen zwei für Soli, Männerchor und Orchester hervor: „Der Tiroler Adler“ und „Der Tod des großen Pan“.
Bekannt und beliebt wurden auch Mitterers Kirchenlieder zu Maria und zum Herz Jesu. Hier ragt das Tiroler „Herz-Jesu-Lied“ hervor, dessen Text von Josef Seeber (AIn) verfaßt wurde. (Text siehe bei dessen Biolex-Eintrag.) Es befindet sich auch in der neuen Ausgabe der Österreich-Version des Gotteslobes (GL 851 und 852). In den letzten Jahren seines Lebens war er infolge eines Schlaganfalls stark behindert. Er starb kurz nach seinem fünfzigjährigen Priesterjubiläum und wurde in der Domherren-Arkade auf dem städtischen Friedhof zu Brixen beigesetzt.
Werke:
Die wichtigsten kirchlichen Vorschriften für katholische Kirchenmusik (1885, 4. Aufl. 1905).Praktische Chorsingschule (1894, 6. Aufl. 1925).
Praktischer Leitfaden für den Unterricht im römischen Choralgesang (1896, 2. Aufl. 1911).
Quellen und Literatur:
Senn, Walter: Ignaz Mitterer, in: Österreichisches Biographisches Lexikon. Band 6 Wien 1975, 325.Stein, Franz A: Ignaz Mitterer, in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), 581.
Die Achse. Asslinger Gemeindezeitung, 22. Jg., 3. 9. 1999, 8f.