Wartungsfunktionen

Koop. Prof. Josef Seeber

Koop. Prof. Josef Seeber

Urverbindung: Austria Innsbruck (04.06.1875)

Bandverbindungen: Kb

Geboren: 04.03.1856, Bruneck (Tirol)
Gestorben: 19.04.1919, Enns (Bezirk Linz-Land, Oberösterreich)
Dichter, Schriftsteller und Literaturhistoriker, Weltpriester

Lebenslauf:

See­ber wurde als Sohn eines Haus­knechts beim Stern­wirt in Bru­n­eck ge­bo­ren und be­such­te dort die Volks­schu­le. Da­nach ging er 1866 in das Au­gus­ti­ner-Kon­vikt Cas­sia­ne­um in Bri­xen, wo er 1874 am Bi­schöf­li­chen Gym­na­si­um Vin­zen­ti­num die Ma­tu­ra ab­leg­te. An­schlie­ßend be­gann er das Stu­di­um der Ger­ma­nis­tik an der Phi­lo­so­phi­schen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Inns­bruck, wo er der Aus­tria bei­trat (Cou­leur­na­me Wolf­ram). 1875 trat er dann in das Bri­xe­ner Pries­ter­se­mi­nar ein und stu­dier­te an der dor­ti­gen Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Haus­lehr­an­stalt (abs. theol. 1878). Auf­grund eines von der Uni­ver­si­tät Inns­bruck aus­ge­lob­ten und ge­won­ne­nen Prei­ses konn­te er im Som­mer 1877 eine Stu­di­en­rei­se durch Deutsch­land ma­chen. Die Pries­ter­wei­he er­hielt er am 21. Juli 1878.

Nach dem Stu­di­en­en­de war See­ber kurz in der Seel­sor­ge tätig, um dann das Stu­di­um der Ger­ma­nis­tik in Inns­bruck wie­der fort­zu­set­zen (Lehr­amts­prü­fung für Deutsch 1881). Ab 1881 war er für die­ses Fach Pro­fes­sor am Vin­zen­ti­num in Bri­xen. Feld­mar­schal­leut­nant Albin Frhr. von Teuf­fen­bach zu Tie­fen­bach und Mass­wegg war der ver­ant­wort­li­che Er­zie­her der jün­ge­ren Söhne von Fer­di­nand IV., des de­pos­se­dier­ten Gro­ßher­zogs der Tos­ka­na. Zu sei­ner Un­ter­stüt­zung wurde 1887 See­ber her­an­ge­zo­gen, der zu die­sem Zweck in die Mi­li­tär­seel­sor­ge wech­sel­te.

See­ber wurde sog. geist­li­cher Pro­fes­sor (im Rang eines Haupt­manns) an der re­nom­mier­ten Mi­li­tär-Ober­re­al­schu­le Mäh­risch-Wei­ß­kir­chen (nun­mehr Hra­nice). 1897 wech­sel­te er als sol­cher an die The­re­sia­ni­sche Mi­li­tär­aka­de­mie in Wie­ner Neu­stadt. Doch be­reits 1898 wurde er als Mi­li­tär­ka­plan an den Gar­ni­sons­stand­ort Salz­burg ver­setzt, um dann 1904 wie­der als Mi­li­tär­aka­de­mie-Pfar­rer (im Rang eines Ma­jors) an die Tech­ni­sche Mi­li­tär­aka­de­mie (Stand­or­te Wien und Möd­ling) zu wech­seln, wo er bis zu sei­ner Pen­sio­nie­rung im Jahr 1916 blieb. Da­nach zog er nach Enns.

See­ber zeig­te be­reits in jun­gen Jah­ren dich­te­ri­sche Be­ga­bung, wes­halb er auch Ger­ma­nis­tik stu­dier­te. Er be­gann re­la­tiv früh, li­te­ra­ri­sche bzw. li­te­ra­tur­wis­sen­schaft­li­che Texte zu ver­öf­fent­li­chen. Vor allem trat er als Vers­epi­ker und Ver­fas­ser von Schau­spie­len her­vor. Als sein Haupt­werk gilt das in meh­re­ren und in hohen Auf­la­gen er­schie­ne­ne Vers­epos „Der ewige Jude“, wo er den Ahas­ver-Stoff in einen wei­ten theo­lo­gi­schen Zu­sam­men­hang ge­stellt hat. Be­kannt wurde er auch als Be­ar­bei­ter der 6. Auf­la­ge der ka­tho­lisch ori­en­tier­ten „Ge­schich­te der deut­schen Li­te­ra­tur“ von Wil­helm Lin­de­mann (1889).

In den 1901 im Rah­men der „Frank­fur­ter zeit­ge­mä­ßen Bro­schü­ren“ er­schie­ne­nen „Ge­dan­ken über die mo­der­ne Li­te­ra­tur­strö­mung“ plä­dier­te See­ber im Sinne von Carl Muth vor­sich­tig für eine Öff­nung der ka­tho­li­schen Mo­der­ne zur Li­te­ra­tur. Er sel­ber blieb aber in sei­nem sprach­li­chen Aus­druck je­doch kon­ven­tio­nell. Er hat daher haupt­säch­li­chen in ka­tho­li­schen bzw. re­gio­na­len Ver­la­gen ver­öf­fent­licht, war aber als ka­tho­li­scher Autor im da­ma­li­gen Ös­ter­reich wie auch in Deutsch­land sehr be­kannt.

Für seine spe­zi­fi­sche Ti­ro­ler und ka­tho­lisch-kon­ser­va­ti­ve Hal­tung war 1896 die Her­aus­ga­be des Al­ma­nachs „Fest­gruß zur Sä­ku­lar­fei­er des Bun­des Ti­rols mit dem Her­zen Jesu“ kenn­zeich­nend. Der Herz-Jesu-Kult hat in Tirol be­son­de­re Aus­prä­gung er­fah­ren und zeigt sich u. a. im Juni an den Herz-Jesu-Feu­ern auf den Ber­gen. Diese waren 1938 auch ein Zei­chen eines Pro­tes­tes gegen den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. Im die­sem Al­ma­nach ver­öf­fent­lich­te er auch den Text des ge­mein­hin noch heute in Nord- und Süd­ti­rol mit In­brunst ge­sun­ge­nen Ti­ro­ler „Herz-Jesu-Lie­des“, das von Ignaz Mit­te­rer (R-B EM) ver­tont wurde:

Auf zum Schwur, Ti­ro­ler Land,
heb zum Him­mel Herz und Hand!
Was die Väter einst ge­lobt,
da der Kriegs­sturm so um­tobt,
das ge­lo­ben wir aufs Neue:
Jesu Herz, die ew’ge Treue!

Au­ßer­halb Ti­rols gibt es einen etwas fried­vol­le­ren Text, der mit „Auf zum Schwu­re, Volk und Land“ be­ginnt. Beide Ver­sio­nen fin­den sich auch in der neuen Aus­ga­be der Ös­ter­reich-Ver­si­on des Got­tes­lo­bes (GL 851 und 852).

Für die ÖCV-Ver­bin­dung Kürn­berg schrieb See­ber den Text ihres Bun­des­lie­des „Vom Do­nau­strom, von Salz­achs Auen…“. In die­sem Zu­sam­men­hang steht wohl die Ver­lei­hung des Ban­des an ihn. An­fang April 1919 er­krank­te See­ber an einer tü­cki­schen Lun­gen- und Rip­pen­fell­ent­zün­dung, der er bald am Kar­sams­tag erlag.

Werke:

(Auswahl)
St. Elisabeth von Thüringen. Episches Gedicht (1883, 3. Aufl. 1897).
Ein fliegend‘ Blatt. Gedichte (1887).
Judas. Eine Tragödie (1887).
Der ewige Jude. Episches Gedicht (1891, 11. Aufl. 1910).
Spinges. Szenen aus dem Befreiungskampfe Tirols 1796/7 (1896).

Quellen und Literatur:

Dörrer, Anton: Joseph Seeber †, in: Academia 32 (1919/20), 42f.
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 95 und 523.
Polgar, Michael: 100 Jahre K. Ö. St. V. Kürnberg 1900–2000. Wien 2000, 213.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 12, Wien 2001, 96.