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LHStv. Abg. z. NR a.D. Sen.Präs. i.R. Dr. Franz Schumacher

LHStv. Abg. z. NR a.D. Sen.Präs. i.R. Dr. Franz Schumacher

Ehrenmitgliedschaften: Norica

Geboren: 13.03.1861, Innsbruck
Gestorben: 23.07.1939, Kleinvolderberg (nunmehr Volders, Bezirk Innsbruck-Land, Tirol)
Landeshauptmannstellvertreter (Tirol), Nationalratsabgeordneter, Landtagsabgeordneter (Tirol), Obmann der Tiroler Volkspartei, Richter
Politische Haft: 1918 kurze italienische Haft

Lebenslauf:

Schumacher wurde als Sohn eines Richters geboren. Sein Großvater zog vom vorderösterreichischen Freiburg/Br. nach Innsbruck. Er besuchte die Gymnasien in Bozen und Innsbruck und begann 1879 nach der Matura das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1883).

Nach dem Gerichtsjahr und dem Einjährig-Freiwilligenjahr 1884/85 bei den Tiroler Kaiserjägern war Schumacher an verschiedenen Gerichten in Tirol eingesetzt. Wegen ausgezeichneter Leistungen wurde er 1893 in das k. k. Justizministerium nach Wien berufen. 1899 zum Sektionsrat und 1903 zum Ministerialrat befördert nahm er als Beamter der Abteilung für internationale Rechtsangelegenheiten an mehreren internationalen Kongressen teil.

1907 wurde Schumacher zum Präsidenten des Kreisgerichts Trient ernannt, wo er sich u. a. um eine gerechtere Behandlung der italienischen Sprachgruppe bemühte. Deshalb wurde er im Krieg von der k. u. k. Militärverwaltung kritisiert. 1917 wechselte er als Senatspräsident an das Oberlandesgericht Innsbruck. Ende 1918 wurde er von den Italienern kurz in Haft genommen, weil man fälschlicherweise annahm, er hätte den Trientiner Sozialdemokraten und Fahnenflüchtling Cesare Battisti zum Tod verurteilt.

Schumacher engagierte sich bereits in der Monarchie für die Christlichsozialen, die damals in Tirol mit den Katholisch-Konservativen in Konflikt geraten waren („Tiroler Bruderkrieg“). 1914 kandidierte er bei den Wahlen für den Tiroler Landtag, wurde gewählt und gehörte diesem für den Städtebezirk Lienz vom 25. Mai 1914 bis zum Ende der Monarchie an.

Dadurch wurde Schumacher auch am 26. Oktober 1918 Mitglied der ersten und einzig an diesem Tag tagenden provisorischen Landesversammlung an, die aus den vor dem Krieg gewählten deutschsprachigen Reichsrats- und Landtagsabgeordneten Tirols bestand. Aufgrund der sich abzeichnenden politischen Lage, d. h. der Besetzung Südtirols durch die Italiener, konstituierte sich am 21. Dezember 1918 eine zweite provisorische Tiroler Landesversammlung, die sich aus den 1914 gewählten Nord- und Osttiroler Landtagsabgeordneten sowie weiteren kooptierten Mitgliedern zusammensetzte, die Südtirol repräsentieren sollten. Von dieser wurde u. a. Schumacher im Mai 1919 als Tiroler Mitglied bzw. Experte der österreichischen Delegation zu den Verhandlungen für den Friedensvertrag von Saint-Germain in Paris bestimmt. Dort hatte man ihn neuerlich mit der Verurteilung Battistis in Zusammenhang gebracht, um die österreichische Friedensdelegation zu diskreditieren. Er und die weiteren Tiroler Mitglieder konnten jedoch die Abtrennung Südtirols jedoch nicht verhindern.

Vom ersten gewählten verfassungsgebenden Tiroler Landtag wurde Schumacher am 1. Juli 1919 zum ersten Landeshauptmannstellvertreter gewählt, welche Funktion er bis zum 15. Dezember 1920 bekleidete. Aufgrund der provisorischen Landesverfassung hätte der zweitstärksten Partei, den Sozialdemokraten, die Position des ersten Landeshauptmannstellvertreters gebührt. Doch die Tiroler Volkspartei (vereinigte Christlichsoziale und Katholisch-Konservative) gestand ihr das nicht zu. Erst auf deutschem diplomatischem Druck hin erhielten die anschlußfreundlichen Sozialdemokraten den Posten des zweiten Landeshauptmannstellvertreters

In Tirol war man mit der Art des Zustandekommens des Bundesverfassungs-Gesetzes im Herbst 1920 unzufrieden. Vehement kritisierte man u. a., daß der Entwurf vor der Beschlußfassung nicht den Landesregierungen zur Begutachtung übermittelt wurde. Schumacher brachte daher am 25. November 1920 beim Tiroler Landtag eine Beschlußvorlage ein, wonach Rechtsverwahrung gegen dieses Vorgehen eingelegt wurde.

Da sich an den Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung im Februar 1919 die Südtiroler nicht beteiligen konnten, wurden am 4. April 1919 auf Beschluß dieser weitere Abgeordnete aufgrund des Wahlergebnisses im Bezirk Lienz kooptiert. Dazu zählte auch Schumacher. Er übte dieses Mandat bis zum 28. Juli 1919 aus. 1923 kandidierte er für den Nationalrat, wurde gewählt und gehörte diesem vom 20. November 1923 bis zum 18. Mai 1927 an. Wegen seiner ausgleichenden Art war er nach 1918 für einige Jahre Obmann der Tiroler Volkspartei.

Nach 1927 war Schumacher – er war inzwischen auch im Ruhestand – nicht mehr politisch tätig. Er widmete sich wieder verstärkt seiner schriftstellerischen Tätigkeit (vor allem Lyrik und literaturhistorische Arbeiten) und war Präsident des Innsbrucker Musikvereins. Er engagierte sich auch sozial, war im Vorstand des Vinzenzvereins und von 1928 bis zu seinem Tod Präsident des Caritasverbands für die Apostolische Administratur Innsbruck

Schumacher hat während seiner Wiener Jahre Kontakt zur Norica gefunden, die ihm die Ehrenmitgliedschaft verliehen hatte. Seine Frau und seine Tochter kamen 1943 bei einem Bombenangriff ums Leben. Sein Sohn war der spätere Tiroler Landeshauptmann Josef Schumacher (AIn), sein Bruder der Kunstmaler Philipp Anton Fridolin Schumacher (AIn).

Werke:

Gottfried Freiherr von Giovanelli (1825–1853). Ein unbekannter heimischer Dichter. Ein Lebens- u. Literaturbild (1930).

Quellen und Literatur:

Academia 16 (1903/04), S. 24.
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, S. 369, 373, 390 und 584.
Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 531.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 11, Wien 1999, S. 360.