Lebenslauf:
Bernegger wurde als Sohn eines Finanzoberwachkommissärs geboren und besuchte das Gymnasium in Ried im Innkreis, wo er der katholischen Pennalie Rugia (später MKV) beitrat. Nach der Matura im Jahr 1923 begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1928), wo er dem Kürnberg beitrat (Couleurname Luki). Dort war er im Sommersemester 1925 sowie im Wintersemester 1925/26 Senior. Als letzterer hat er den von der Carolina zum Kürnberg gestoßenen Karl Ebner (ehemals Kb) geburscht, der nach 1938 stellvertretender Leiter der Gestapo-Leitstelle Wien war.
Nach dem Studium und der Gerichtspraxis trat Bernegger am 1. September 1930 in den Dienst der Bundespolizeidirektion Linz (letzter Dienstgrad Polizeioberkommissär). Nach 1933 wurde er dort staatspolizeilicher Referent für NSDAP-Angelegenheiten. Dadurch war er maßgeblich an der Verfolgung der illegalen Nazis beteiligt und hat sich dadurch deren Haß zugezogen. Zuletzt war er dort im Präsidium (Präsidialabteilung) tätig.
Nach dem Anschluß wurde Bernegger am 12. März 1938 zu Mittag außer Dienst gestellt. Er verließ daraufhin mit seiner Frau am 13. März die Wohnung und irrte die ganze Nacht umher. Als er gegen 3 Uhr in der Früh des 14. März nach Hause kommt, wurde er von Angehörigen der SA und SS bereits erwartet. Er wollte sich der Verhaftung dadurch entziehen, indem er aus einem Erdgeschoßfenster sprang. Dort wurde er aber von weiteren Einheiten aufgegriffen und brutal zusammengeschlagen. Aufgrund von Spuren auf der Straße (Haarbüschel, ein Stück Kopfhaut etc.) wurde er bis in die Harrachstraße geschleift. Von dort wurde er in die Bundespolizeidirektor gebracht.
Wann exakt Bernegger verstorben ist, läßt sich mit Sicherheit nicht mehr feststellen. Tatsache ist, daß er am Tag nach seiner Verhaftung, also am 15. März, zumindest eine zeitlang gelebt haben dürfte, wie ein Zellennachbar berichtete. Denn der hat beobachtet, wie mehrmals Wachpersonal in seine Zelle gekommen ist, um ihn zu schlagen. Es soll an diesem Tag auch ein Schuß dort gefallen sein. Andererseits gibt es auch durch Hinweise (gefundene Patronenhülse) Vermutungen, er sei bereits kurz nach der Verhaftung ums Leben gekommen.
Allerdings wurde durch Zeugenaussagen beim Prozeß des Linzer Sondergerichts im Jahr 1947 gegen die Täter festgestellt, daß der Leichnam Berneggers erst am 16. März in das Krematorium gebracht wurden. Daher schwankt in den diversen Darstellungen über Bernegger das Todesdatum zwischen 14. bis 16. März. Es kann jeder dieser Tage der wahre Todestag gewesen sein.
Die Frau Berneggers wurde über die wahren Umstände vorerst nicht aufgeklärt. Man ließ sie noch Wäsche und dergl. in das Polizeigefängnis bringen. Sie erhielt die Mitteilung über den Tod ihres Mannes bzw. die Urne erst 14 Tage später. Diese wurde dann im August im Familiengrab am Friedhof zu Ried beigesetzt.
Bernegger war das erste Nazi-Opfer aus den Reihen des CV nach dem Anschluß. Er mußte dafür, daß er in seinem Beruf alles getan hat, damit Österreich von den Nationalsozialisten verschont bleibt, mit seinem Leben bezahlen. Auf ihn traf in brutaler Weise das zu, was Stefan Zweig in seiner Autobiographie „Die Welt von Gestern“ beschreibt: „Jeden Tag erhielten die Amtstellen des Ständestaates Drohbriefe, sie würden dafür zu bezahlen haben, wenn sie weiterhin die Nationalsozialisten ‚verfolgten’, und in der Tat – wenn es Rache galt, haben die Nationalsozialisten ihr Wort immer hundertprozentig gehalten – sind die getreuesten österreichischen Beamten gleich am ersten Tag nach Hitlers Einmarsch ins Konzentrationslager geschleppt worden.“
Quellen und Literatur:
Polgar, Michael: 100 Jahre K. Ö. St. V. Kürnberg 1900–2000. Wien 2000, S. 104.Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 27f.