Lebenslauf:
Ritter wurde als Sohn eines Lehrers geboren und besuchte nach der Volksschule in Liechtenstein das Jesuitengymnasium Stella matutina in Feldkirch (Vorarlberg), das Franziskanergymnasium in Hall in Tirol sowie das Gymnasium in Brixen, wo er 1893 maturierte. Danach begann er das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz (Dr. iur. 1898), wo er der Carolina beitrat (Couleurname Kurt), deren Senior er im Wintersemester 1896/97 war. Im Sommersemester 1895 und im Wintersemester 1895/96 studierte er in Wien, wo er bei der Norica aktiv war, und im Sommersemester 1896 in Prag, wo er bei Ferdinandea aktiv war.
Nach dem Studium schlug Ritter die Rechtsanwaltslaufbahn ein und legte 1902 die Anwaltsprüfung ab. Nachdem 1903 eine Anstellung im Dienste des Fürsten abgelehnt wurde, nahm er 1905 die österreichische Staatsbürgerschaft an und eröffnete in Innsbruck eine Anwaltskanzlei. 1915 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, war jedoch aus gesundheitlichen Gründen felduntauglich und in Innsbruck im Kfz-Ersatzdepot eingesetzt (letzter Dienstgrad Korporal).
Ritter versuchte 1917 nochmals, in liechtensteinische Dienste zu gelangen, was aber neuerdings abgelehnt wurde. Jedoch gelang ihm im Oktober 1917 die Wiedereinbürgerung in seiner Geburtsgemeinde Mauren. Inzwischen kamen in Liechtenstein Forderungen nach verfassungsrechtlichen Veränderungen und nach Besetzung der Regierungsspitze mit einem Liechtensteiner auf, bei denen sich Ritter engagierte. Von den Ereignissen in Österreich angeregt, bereitete er zusammen mit anderen den Sturz des Landesverwesers bei der Landtagssitzung am 7. November 1918 vor (Novemberputsch 1918). Es wurde ein provisorischer Landesausschuß und Ritter zum Vorsitzenden desselben gewählt. Dieser amtierte bis zum 7. Dezember 1918. Danach wurde Karl Prinz von und zu Liechtenstein Landesverweser.
Ritter schied danach aus der liechtensteinischen Politik und galt seitdem wegen des verfassungswidrigen Vorgehens am 7. November 1918 als umstrittene Persönlichkeit. Er zog nach Innsbruck zurück und war wieder als Anwalt tätig. Er erlag nach langem schwerem Leiden einem Blasenkrebs und wurde auf dem Innsbrucker Westfriedhof beigesetzt.
Ritters Bandphilisterschaft bei der Norica ist nicht nachweisbar. Sie wird in allen entsprechenden Gesamtverzeichnissen des CV bzw. ÖCV vor und nach dem Ersten Weltkrieg nicht erwähnt. Er dürfte möglicherweise als Verkehrsaktiver bei der Norica Bandinhaber geworden sein, hat es aber offenbar verabsäumt, sich bei ihr philistrieren zu lassen, denn diese erfolgt nicht automatisch mit der Philistrierung bei der Urverbindung. In so einem Fall geht nach den Bestimmungen des (Ö)CV die Bandinhaberschaft verloren, denn man kann nicht gleichzeitig bei der Urverbindung Alter Herr sein und bei der Bandverbindung Aktiver bleiben. Ein Fehler im GV scheint ausgeschlossen zu sein, denn der Herausgeber der Gesamtverzeichnisse in der Zwischenkriegszeit war Engelbert Siegl (Nc). Beide waren gleichzeitig bei der Norica aktiv und kannten sich aus dieser Zeit. Trotz dieses eindeutigen Befundes hat die Norica auf die Bandphilisterschaft Ritters bei ihr bestanden.
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Carolina III, 73f.https://historisches-lexikon.li/Ritter,_Martin (Abruf 22. 9. 2023).
https://historisches-lexikon.li/Novemberputsch_1918 (Abruf 22. 9. 2023).