Lebenslauf:
Kralik wurde als Sohn eines begüterten deutsch-böhmischen Glasfabrikanten geboren, seine Mutter stammte aus der Familie des bekannten Wiener Handelshauses für Glas J. &. L. Lobmeyr. Die Familie übersiedelte 1856 nach Linz, so daß er 1870 dort das Gymnasium absolvierte. Danach studierte er an der Universität Wien an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät (Dr. iur. 1876) sowie Geschichte und Philosophie an der Philosophischen Fakultät (ohne Abschluß). Weitere Studien folgten in Bonn und Berlin. 1877/78 unternahm Kralik eine Studienreise nach Italien und war danach Privatgelehrter. Die Vermögensverhältnisse seiner Familie erlaubten ihm diesen Status. „Eine längere Reise nach Rom war es, die mich dazu brachte, die religiöse Frage zur Hauptfrage meines Lebens zu machen.“
Kraliks Streben war in die Folge die Verwirklichung einer neuromantischen katholischen Kultur, und die deutsche Kultur aus Volkstum und Religion zu erneuern. Ebenso engagierte er sich in der damals entstehenden katholischen Bewegung. So war er Mitglied der Leo-Gesellschaft und 1905 Mitbegründer der katholischen Schriftstellervereinigung „Gralbund“.
Ab 1906 war Kralik Mit-Herausgeber von „Der Gral. Monatsschrift für schöne Literatur“ (existierte bis 1937) sowie ab 1922 von „Morgenrot. Romantische Monatsschrift für Kultur und Sozialreform“. Er gab die von dem Grazer Historiker Johann B. Weiß (1820–1899) begonnene „Weltgeschichte“ in der Folge weiter heraus (insgesamt 22 Bände).
Kralik verfaßte eine große Zahl von literarischen, kulturphilosophischen wie historischen Monographien. Auch schrieb er eine große Zahl von Mysterien- und Puppenspielen. Im 18./19. Wiener Gemeindebezirk ist ein Platz nach ihm benannt, wo er gewohnt hatte. Da er Ehrenbürger der Stadt Wien war, wurde er in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet (14C, 9).
Werke:
(Auswahl)Die Türken vor Wien. Festspiel (1891).
Das Mysterium von der Geburt des Heilands. Ein Weihnachtsspiel (1894).
Das Mysterium vom Leben und Leiden des Heilands. Osterfestspiel (1895).
Weltweisheit. Versuch eines Systems der Philosophie. 3 Bände (1894–1896).
Sokrates nach der Überlieferung seiner Schüler (1899).
Das deutsche Götter- und Heldenbuch. 6 Bände (1900–1903).
Der hl. Leopold, Markgraf von Österreich (1904).
Jesu Leben und Werk. Aus den Quellen dargestellt (1904).
Zur nordgermanischen Sagengeschichte (1908).
Heimaterzählungen aus alten Zeiten (1909).
Ein Jahr katholische Literaturbewegung (3. Aufl. 1910).
Der heilige Gral (1912).
Österreichische Geschichte (3. Aufl. 1914).
Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit. Von 1815 bis zur Gegenwart. 2 Bände (1915/16).
Das Buch von unserem Kaiser Karl (1917).
Tage und Werke. Lebenserinnerungen (1922; Fortsetzung 1927).
Geschichte des Völkerkrieges 1914–1919 (1923).
Karl Lueger und der christliche Sozialismus (1923).
A. E. I. O. V. Aller Ehren ist Österreich voll (1934).
Quellen und Literatur:
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 409f. und 537.Steinacker, Helmut (Nc): Die Stellung Richard von Kraliks in der österreichischen Historiographie. Wien phil. Diss. 1949.
Das Band, das uns umschlingt. 1900 – 2000. Festschrift der K. Ö. H. V. Nordgau Wien. Wien 2000, 41.
Fellner, Fritz – Corradini, Doris A.: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Wien 2006, 235f.