Lebenslauf:
Kutschker wurde als Sohn eines Webers und Kleinlandwirts geboren. Er besuchte das Gymnasium in Troppau (heute Oppava), der Hauptstadt des österreichischen Herzogtums Schlesien, studierte ab 1826 am Lyzeum von Olmütz (Olomouc) und von 1828–1832 als Zögling des Wiener Priesterseminars an der Theologischen Fakultät der Universität Wien (Dr. theol. 1934). Am 21. April 1833 wurde er in Wien zum Priester geweiht.
Bereits am 21. Januar 1835 wurde Kutschker in Olmütz Universitätsprofessor für Moraltheologie. 1837/38 und 1851/52 war er Dekan der dortigen Theologischen Fakultät und 1843/44 Rektor der Universität. Zusätzlich war er ab 1841 im Verwaltungsdienst der Olmützer Erzdiözese tätig, ab 1842 als deren Kanzleidirektor. 1848 konnte er durch seine loyale Haltung den Aufruhr in Mähren verhindern.
Mit 13. Juli 1852 wurde Kutschker zum Direktor des Frintaneums in Wien sowie Hof- und Burgpfarrer und mit 31. März 1857 als fachmännischer Beirat für Kultusangelegenheiten zum Ministerialrat im Kultusministerium ernannt. Obwohl er nicht dem Lehrkörper der Wiener Universität angehörte, war er im Studienjahr 1857/58 deren Rektor. 1859 erfolgte seine Ernennung zum Päpstlichen Hausprälaten und 1861 die zum Dompropst des Wiener Domkapitels.
Am 7. April 1862 wurde Kutschker zum Titularbischof von Carrae und Weihbischof von Wien ernannt. Die Bischofsweihe erfolgte am 11. Mai, gleichzeitig wurde er zum Generalvikar bestellt.
Nach dem Tod von Fürstbischof Joseph Othmar Kardinal Rauscher am 24. November 1875 wurde Kutschker zum Kapitelvikar gewählt. Am 12. Januar 1876 wurde er vom Kaiser Franz Joseph zum Fürsterzbischof von Wien ernannt, am 3. April folgte die päpstliche Bestätigung. Mit der Ernennung wählte er den zusätzlichen Vornamen Rudolph. Aufgrund dieser Funktion wurde er am 10. Oktober 1876 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt, gleichzeitig war er ab dem 30. April 1876 als Virilist niederösterreichischer Landtagsabgeordneter. Am 22. Juni 1877 wurde er zum Kardinal kreiert.
Kutschker mußte sich dem Vorwurf, er sei ein Freund der Liberalen, aussetzen und wurde von den anderen Bischöfen mit Reserve aufgenommen. Allerdings hatte seine gemäßigt liberale Haltung u. a. auch die Folge, daß im Gegensatz zu Deutschland der Kulturkampf in Österreich nicht so heftig war. Später kam es sogar zu Konflikten mit anderen Bischöfen, weil er im Herrenhaus die Verfassungspartei unterstützte. In seiner Amtszeit wurde 1880 das Erzbischöfliche Knabensenimar nach Hollabrunn verlegt.
Von der Austria Wien wurde Kutschker zum „Hohen Schirmherrn“ (Protector) ernannt, was einer Ehrenmitgliedschaft gleichkam. In Wien-Währing wurde nach ihm eine Gasse benannt. Er ist in der Bischofsgruft des Wiener Stephans-Domes begraben.
Werke:
(Auswahl)Die gemischten Ehen vom katholisch-kirchlichen Standpunkt aus betrachtet (3. Aufl. 1840).
Die heiligen Gebräuche, 2 Bände (1842).
Die Theorie der Restitution oder die Lehre vom Schadenersatz (1851).
Das Eherecht der katholischen Kirche, 5 Bände (1856–1859).
Gesetzliche Bestimmungen über die Errichtung, Verwaltung und Verwendung des Religionsfonds der im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder (1871).
Quellen und Literatur:
Eitler, August: Dr. Johann Rudolf Kutschker, Kardinal und Fürsterzbischof von Wien, 1810–m 1881. Wien kath. theol. Diss. 1956.Liebmann, Maximilian (Cl): Johann Rudolph Kutschker, in: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Hg. von Erwin Gatz. Berlin 1983, 422–425.
Krause, Otto: Biographisches Handbuch des nö. Landtages 1861–1921 (online: Landtag Niederösterreich). St. Pölten 1995.