Lebenslauf:
Ganglbauer wurde als Sohn eines Kleinbauern und Pferdehändlers geboren, besuchte ab 1830 das Stiftsgymnasium von Kremsmünster und trat danach 1838 in das dortige Benediktinerstift ein, wo er den Ordensnamen Cölestin erhielt. Das Theologiestudium absolvierte er an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt in Linz. Am 25. August 1842 legte er die feierliche Profeß ab und wurde am 22. Juli 1843 zum Priester geweiht.
Nach einer Seelsorgetätigkeit arbeitete Ganglbauer ab 1846 am Stiftsgymnasium, erwarb 1855 die Lehrbefähigung für Religion an Gymnasien, war von 1855 bis 1867 Konviktspräfekt und dann bis 1875 Konviktsdirektor. Am 11. März 1875 wurde er zum Prior sowie Rentmeister bestellt und am 19. April 1876 zum Abt gewählt. Bereits am 19. Dezember 1877 wurde er zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt, was für Äbte eher eine seltene Ehre war.
In die Zeit seines fünfjährigen Wirkens als Abt fiel die glanzvolle 1100-Jahr-Feier des Stiftes, die ihn auch über sein unmittelbares Wirkungsfeld hinaus bekannt machte. Bei dem Festessen anläßlich dieser Feier am 18. August 1877 war Kaiser Franz Joseph – es war ja auch sein Geburtstag – wegen des Trinkspruches Ganglbauers beeindruckt. Dieser stieß im Sinne einer josephinisch-kaisertreuen Haltung zuerst auf den Kaiser, dann auf den Papst an.
Als nach dem Tod des Wiener Erzbischofs Rudolph Kutschker (AW EM) der Apostolische Feldvikar Anton Gruscha (AW EM) abgelehnt hatte, wurde am 22. März 1881 Ganglbauer vom Kaiser Franz Joseph zum Fürsterzbischof von Wien ernannt, am 4. August erfolgte die päpstliche Bestätigung und am 28. August 1881 die Bischofsweihe. Am 1. September resignierte er als Abt von Kremsmünster.
1882 firmte Ganglbauer die jüngste Kaisertochter Erzherzogin Marie Valerie. Am 10. November 1884 wurde er zum Kardinal kreiert. Er war aufgrund seiner Funktion ab 11. September 1881 als Virilist niederösterreichischer Landtagsabgeordneter. Er verfolgte einen betont pastoralen Kurs, weswegen er von liberaler Seite wohlwollend beurteilt wurde.
Ganglbauer war ein Förderer des katholischen Vereinswesens, der Kirchenmusik und des Kirchenbaus (Gründung des Allgemeinen Wiener Kirchenbauvereins). In seine Amtszeit fielen 1883 die 200-Jahr-Feier der Türkenbefreiung und 1889 der 2. allgemeine österreichische Katholikentag, wo die Soziale Frage im Mittelpunkt stand. Der christlichsozialen Bewegung in Wien stand er aufgeschlossen gegenüber. In seiner Amtszeit wurde die Kongregation der Kalasantiner gegründet.
Ganglbauer wurde bereits 1881 als Protektor („Hoher Schirmherr“) der Austria Wien und mit 18. Juni 1883 als Ehrenmitglied derselben geführt. Dieser „gutmütige aber wenig markante“ (Maximilian Liebmann) Fürsterzbischof von Wien wurde im Stephansdom begraben. In Wien-Ottakring ist eine Gasse nach ihm benannt.
Quellen und Literatur:
Loidl, Franz (ehemals NbW): Cölestin Joseph Kardinal Ganglbauer. Fürsterzbischof von Wien (= Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte). Wien 1964.Liebmann, Maximilian (Cl): Cölestin Joseph Ganglbauer, in: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Hg. von Erwin Gatz. Berlin 1983, 231f.
Slapnicka, Harry: Oberösterreich. Die politische Führungsschicht 1861 bis 1918 (= Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 9). Linz 1983, 90f.
Krause, Otto: Biographisches Handbuch des nö. Landtages 1861–1921 (online: Landtag Niederösterreich). St. Pölten 1995.
Ganglbauer, Cölestin, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Abruf vo 21. 12. 2016, www.benediktinerlexikon.de/wiki/Ganglbauer,_Cölestin
https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Ganglbauer.shtml(abgerufen am 07.07.2022)