Lebenslauf:
Kern wurde als Sohn eines Nachtportiers beim Wiener Eislaufverein geboren und auf die Namen Franz Alexander getauft. Die Volksschule absolvierte er in Wien-Ottakring. Von 1908 bis 1915 besuchte er als Zögling des Knabenseminars das Gymnasium in Hollabrunn. Bereits 1911 wurde er Tertiar des Franziskanerordens (Laie, der nach der Regel des hl. Franziskus lebt) und legte 1912 die entsprechenden Gelübde (darunter auch das der Keuschheit) ab.
Nach Ablegung der „Kriegsmatura“ im Jahr 1915 wurde Kern Einjährig-Freiwilliger beim Infanterieregiment Erzherzog Rainer Nr. 59. Nach Absolvierung eines Offizierskurses kam er Anfang 1916 zum 4. Regiment der Tiroler Kaiserjäger und an die Tiroler Gebirgsfront. Bereits im selben Jahr wurde er im September schwer verletzt (Lungen- und Leberdurchschuß) und kam ins Lazarett nach Trient. Nach seiner Genesung wurde er am 1. April 1917 zum Fähnrich und am 1. August 1917 zum Leutnant der Reserve befördert (Auszeichnung: silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse).
Im Herbst 1917 begann Kern als noch Angehöriger der k. u. k. Armee mit dem Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1922) und trat in das dortige Priesterseminar ein. Über Vermittlung des damaligen Philisterseniors und Subregens des Wiener Priesterseminars, Karl Rudolf (Am), trat er der Amelungia bei und wählte in Anspielung an seine Verwundung den Couleurnamen Amfortas. Im Februar 1918 wurde er wieder zum Innendienst bei den Kaiserjägern abkommandiert, und zwar nach Vöcklabruck.
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie und der Gründung der Tschechoslowakei kam es dort zur Gründung der schismatischen tschechischen Nationalkirche, der u. a. der Prämonstratenser der Abtei Strahov (Prag) Isidor Zahradnik beitrat, der von 1907 bis 1918 auch Reichsratsabgeordneter (Tschechische Agrarier) war. Kern beschloß, dafür Sühne zu leisten, und trat in das Prämonstratenserstift Geras (Bezirk Horn, Niederösterreich) ein.
Am 18. Oktober 1920 wurde Kern eingekleidet und nahm den Ordensnamen Jakob an. Nach seiner Novizenzeit und der Ablegung der einfachen Profeß am 21. Oktober 1921 studierte er in Wien weiter Theologie (abs. theol. Juni 1922). Am 23. Juli 1922 wurde er zum Priester geweiht.
Trotz seines schlechten Gesundheitszustands war Kern anschließend ab August in Stiftspfarren seelsorglich tätig. Im Sommer 1923 kam es bei seiner Kriegsverletzung zu einem Rückfall, so daß er am 10. August 1923 in Hollabrunn neuerlich operiert werden mußte, wobei ihm vier Rippen entfernt wurden. Dies geschah wegen seines schlechten Allgemeinzustandes ohne Narkose.
Nach einer Kur in Meran setzte Kern im Mai 1924 seine Seelsorgetätigkeit weiter fort und erlitt im September desselben Jahres wieder einen Rückfall. Er wurde in das Wiener Allgemeine Krankenhaus eingeliefert, wo er während einer Operation am 20. Oktober 1924 verstarb. An diesem Tag hätte er seine ewige Profeß ablegen sollen. Am 25. Oktober wurde er am Ortsfriedhof von Geras bestattet, 1956 wurde der Leichnam in der Stiftskirche beigesetzt.
Seit 1956 wurde seitens der Diözese Wien, des Stiftes Geras und der Amelungia (Jakob-Kern-Komitee) die Seligsprechung betrieben und am 18. März 1958 der Informativprozeß eröffnet, der 1985 seinen Abschluß fand. Die Akten wurden daraufhin der römischen Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen übergeben. Im Juli 1997 wurde der positive Abschluß des römischen Seligsprechungsverfahrens bekannt. Daraufhin wurden im April 1998 die sterblichen Überreste Jakob Kerns in eine eigene Jakob-Kern-Kapelle überführt. Anläßlich eines Besuches Papst Johannes Pauls II. in Österreich wurde Kern am 21. Juni 1998 bei einer feierlichen Messe auf dem Wiener Heldenplatz selig gesprochen.
In seiner Ansprache bezeichnete Johannes Paul II. Jakob Kern „als lebensfrohen farbentragenden Studenten“, der sein schweres Leiden nicht nur getragen, sondern sich auch für andere aufgeopfert hat. „Trotz schwerster Krankheit sei er seiner Berufung gefolgt und damit zu einem nachahmenswerten Vorbild geworden.“
Kern ist bislang der einzige Selige einer ÖCV-Verbindung und war nach P. Rupert Mayer (Tt) der zweite CV-Selige. Sein liturgischer Gedenktag ist der 20. Oktober. In Wien-Penzing – seiner unmittelbaren Heimat – wurde eine Gasse nach ihm benannt, und die Bildungs- und Begegnungsstätte der österreichischen Militärseelsorge trägt den Namen Jakob-Kern-Haus. Auch der Traditionsverband des Infanterieregiments Erzherzog Rainer Nr. 59 hält ihn im ehrenden Gedächtnis.
Werke:
Quellen und Literatur:
Fleischmann, Kornelius: Diener Gottes Jakob Kern OPraem. Graz 1985.Weidinger, Hermann-Josef Jakob Kern 1897–1924. Chorherr des Prämonstratenserstiftes Geras. Leben eines Seligen. Geras 1998.
Jakob Kern. Ein Leben voll Freude. Festschrift anläßlich des 75. Todestages des Seligen Jakob Kern am 20. Oktober 1999. Hrsg. von der K. Ö. H. V. Amelungia. Wien 1999. (= Grün-Gold-Rot Nr. 13/1999).