Lebenslauf:
Scharinger wurde als Sohn eines Landwirts in Schörsching, einem Ortsteil von Arnreit, geboren. Er besuchte dort sieben Jahre die Volksschule und dann zwei Jahre die Landwirtschaftliche Fachschule in Schlägl. An sich sollte er den elterlichen Hof übernehmen, doch infolge eines Unfalls zerschlug sich dieser Plan. Daraufhin ging er 1963 an die Höhere Bundeslehranstalt für Landwirtschaft Francisco Josephinum in Wieselburg (Niederösterreich), Fachrichtung Landtechnik, wo er bei der MKV Verbindung Bergland aktiv wurde. Nach seiner Matura mit Auszeichnung begann er 1968 das Studium der Betriebswirtschaft an der noch jungen Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Linz, nunmehr Johannes-Kepler-Universität (Mag. rer. soc. oec. 1972, Dr. rer. soc. oec. 1974), wo er ebenfalls der noch jungen Austro-Danubia beitrat (Couleurname Dr. cer. Wickerl). Im Wintersemester 1969/70 war er dort Consenior und im Vorort 1974/75 unter VOP Helmut Kukacka (A-D) Finanzreferent.
Nach seinem Studium trat Scharinger am 1. April 1972 in die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich reg. Gen. m. b. H. ein und machte dort rasch Karriere. Bereits am 26. Juli 1974 erhielt er die Prokura, und mit 8. November 1978 wurde er in die Geschäftsführung berufen (Direktor). Schließlich wurde er im Oktober 1985 zum Geschäftsführer (Generaldirektor) bestellt. 2004 wurde die Raiffeisenlandesbank in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, so daß er nun Vorstandsvorsitzender war. Diese Funktion übte er bis zum März 2012 aus, sein Nachfolger wurde Heinrich Schaller (A-D EM). Danach war Scharinger noch bis 2014 als Konsulent für die Raiffeisenlandesbank tätig.
Aufgrund seiner Position war Scharinger noch Mitglied mehrere Aufsichtsräte, so u. a. der Voest-Alpine AG. der Österreichischen Salinen AG und der Raiffeisen Zentralbank AG. Bei der Wirtschaftskammer Oberösterreich war er ab 2000 viele Jahre Obmann der Sektion Banken und Versicherungen. Darüber hinaus war er noch Lehrbeauftragter für Genossenschaftswesen an der Johannes-Kepler-Universität Linz.
Unter der Führung von Scharinger hat sich die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich in kurzer Zeit von einem agrarisch ausgerichteten Geldinstitut zu einer Universalbank entwickelt, die die stärkste Regionalbank Österreichs wurde. Für die wirtschaftliche Entwicklung Oberösterreichs ist die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich als Kreditgeber zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Als solcher blieb sie nicht nur auf Oberösterreich beschränkt, sondern wirkte auch im benachbarten Bayern und in Süd-Böhmen. Um eine „feindliche Übernahme“ der Voest-Alpine durch die Magna AG abzuwehren, schmiedete Scharinger 2003 ein Konsortium, welches nunmehr deren Hauptaktionär ist.
In der Begründung für die Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens durch Bundespräsident Thomas Klestil (Baj) an Scharinger im Jahr 2003 heißt es: „Die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich übernimmt auch gesellschaftspolitische Aufgaben, die sich insbesondere in der tatkräftigen Unterstützung der vielen Organisationen und Vereine in Oberösterreich ausdrückt. Karitative Einrichtungen werden ebenso unterstützt wie kulturelle und sportliche Initiativen.“ Hier wird das diesbezüglich vielfältige Wirken bzw. Sponsoring Scharingers ausgedrückt, das vielen Einrichtungen und Vereinen – nicht zuletzt auch dem ÖCV und seiner vor allem oberösterreichischen Verbindungen – zugute gekommen ist. Scharingers Wirken in den politischen Raum hinein und auch sein persönliches Auftreten führte aber auch zu gelegentlicher Kritik. So wurde er als der „eigentliche Landeshauptmann“ von Oberösterreich bezeichnet und mit dem Spitznamen „König Ludwig“ bedacht.
Scharinger war von 1977 bis 1982 Philistersenior der Austro-Danubia und von 2006 bis 2016 deren Ehrensenior. 2002 erhielt er von der mit dem ÖCV befreundeten Verbindung Pragensis Prag das Band. Darüber hinaus war er Bandphilister der MKV-Verbindungen Amelungia Linz und Mercuria Eferding. 1994 erhielt er den Titel Kommerzialrat. Die Johannes-Kepler-Universität Linz verlieh ihm wegen seines finanziellen Einsatzes den Titel Ehrensenator, und im Zusammenhang mit dem Engagement der Raiffeisenlandesbank in Süd-Böhmen wurde er Honorarkonsul der Tschechischen Republik.
Im Jahr 2013 erlitt Scharinger einen Jagdunfall bei Jekaterinburg (Rußland) (Bruch eines Handgelenks, Schädel-Hirn-Trauma), von dem er sich nicht mehr erholen sollte. In den letzten Monaten seines Lebens verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand sehr stark, dem er schließlich erlag. Am 19. Januar 2019 zelebrierte Altbischof Maximilian Aichern im Neuen Linzer Dom ein Requiem für ihn, wobei er vom Linzer Bischof Manfred Scheuer (AIn EM) assistiert wurde. Unter den vielen Trauergästen befanden sich zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, so u. a. Landeshauptmann Thomas Stelzer (Se), Vizekanzler a. D. Reinhold Mitterlehner (A-D), Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer (Se EM) sowie der ehemalige Präsident der Wirtschaftskammer Österreich Christoph Leitl (Kb EM). Dieser ergriff bei dieser Trauerfeier auch das Wort und zitierte Scharinger: „Geht nicht, gibt’s nicht. Wenn es darauf ankommt, dann muß man herhalten. Wir haben immer viel gearbeitet, vielleicht zuviel, aber auch ordentlich gefeiert.“ Scharinger wurde auf dem Friedhof St. Magdalena in Linz begraben.
Quellen und Literatur:
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 18. 1. 2019).Oberösterreichische Nachrichten, 10. und 20. 1. 2019.
Ertl, Josef: Ein außergewöhnlicher Banker und Mensch, in: Academia intern 1/2009, S. 1–3.
factum, 1/2019, S. 13f.