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Univ.-Prof. Dr. P. Erenbert Josef Schächer , OSB

Univ.-Prof. Dr. P. Erenbert Josef Schächer , OSB

Urverbindung: Suevia Berlin (07.01.1931)

Bandverbindungen: AW, R-J

Geboren: 07.01.1900, Neustadtl (Bezirk Tachau, Böhmen; nunmehr Stráž bzw. Tachov, Tschechien)
Gestorben: 26.12.1974, Wels (Oberösterreich)
Universitätsprofessor (Christliche Philosophie, Klassische Philologie), Ordenspriester (OSB)

Lebenslauf:

Der aus Westböhmen stammende Schächer wurde als Sohn eines Gastwirts geboren und auf den Namen Josef getauft. Die Volksschule besuchte er zuerst in Neustadtl. Die Familie zog in dieser Zeit nach Oberösterreich, so daß er diese in Pochendorf (Bezirk Wels-Land) beendete. Ab 1911 frequentierte er das Stiftsgymnasium Kremsmünster und legte 1918 die Kriegsmatura ab. Nach dieser trat er im Oktober 1918 in das dortige Benediktinerstift ein, wo er den Ordensnamen Erenbert annahm. (Nach Erenbert, dem zweiten Bischof von Freising, 8. Jahrhundert.) Dieser Ordensname hatte damals in Kremsmünster Tradition.

Nach dem Noviziat begann Schächer im Herbst 1919 das Studium an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt des oberösterreichischen Chorherrenstiftes St. Florian (Bezirk Linz-Land) und legte am 11. Dezember 1919 die einfache Profeß ab. Die feierliche Profeß erfolgte am 7. September 1922. Nach Beendigung seines Studiums wurde er am 24. Juni 1923 in Linz zum Priester geweiht.

Anschließend begann Schächer für das gymnasiale Lehramt am Stiftsgymnasium das Studium der Klassischen Philologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil 1926; Lehramtsprüfung für Latein und Griechisch 1927). Er ging jedoch nicht in den Schuldienst, sondern betrieb weitere Studien in Philosophie und Klassischer Philologie in Oxford und in Berlin. An der Humboldt-Universität Berlin begann er 1930 das Studium der Staatswissenschaften (Dipl.-Vw. 1934), wo er der Suevia beitrat. Danach studierte er in Berlin bis 1937 am Institut für Altertumskunde. In dieser Zeit war er auch Hausgeistlicher bei den Christkönigsschwestern in Berlin-Lankwitz.

1937 habilitierte sich Schächer für griechische Sprache und Literatur an der Universität Freiburg/Schweiz, war dann dort ohne Gehalt Privatdozent („professeur agrégé“) und wurde 1945 „professeur titulaire“ für Klassische Philologie. Mitte 1946 kehrte er nach Österreich zurück. Die nach dem Anschluß 1938 aufgelöste Katholisch-Theologische Fakultät Salzburg war noch nicht errichtet und wurde anfänglich als Hauslehranstalt vom Erzbistum Salzburg betrieben. Dort war eine Professur für Philosophie vakant, die nun von Schächer übernommen wurde. 1947 wurde er geschäftsführender Vorstand des Päpstlichen Philosophischen Instituts, das kirchliche akademische Grade verleihen kann. Nach Wiedererrichtung der staatlichen Fakultät wurde er mit 19. Mai 1948 zum ordentlichen Universitätsprofessor für Christliche Philosophie an der Katholisch-Theologische Fakultät Salzburg ernannt

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Im Studienjahr 1961/62 war Schächer Dekan dieser Fakultät und wegen ihrer damaligen Selbständigkeit Mitglied der Österreichischen Rektorenkonferenz. Dort hat er für die Wiederherstellung der Universität Salzburg gewirkt. Anschließend war er Prodekan und Senator. Nachdem diese erfolgt ist, wurde er mit 22. Dezember 1965 an der dortigen Philosophischen Fakultät zum ordentlichen Universitätsprofessor für Klassische Philologie ernannt. Sein Forschungsschwerpunkt war Aristoteles. Die Ergebnisse seiner Erforschung der aristotelischen Politik und ihrer schichtweisen Genese besitzen sowohl in historischer als auch in systematisch-theoretischer Hinsicht besondere Bedeutung auch für die Staats- und Sozialphilosophie. Mit Ende des Studienjahres 1970/71 wurde er emeritiert.

Schächer wurde 1931 während seines Studiums in Berlin Urmitglied der der dortigen Suevia. Nach der Gleichschaltung und späteren Auflösung des CV in Deutschland aufgrund der nationalsozialistischen Machtübernahme im Jahr 1933 sowie der darauf erfolgten sog. Abschaltung des österreichischen CV und Gründung des Dritten ÖCV mußte für jene Österreicher (bzw. auch Deutsche, die in Österreich wohnten), die Urmitglied einer deutschen CV-Verbindung waren, eine Lösung gefunden werden. Hierzu gab es zwei Möglichkeiten: War jemand Bandphilister einer österreichischen Verbindung, so wurde er dort Urmitglied mit dem Rezeptionsdatum bei seiner ursprünglichen Verbindung.

War jemand kein Bandphilister, so mußte er sich eine österreichische Verbindung suchen, bei der er „unterschlupfen“ konnte. Auch dort wurde er mit dem ursprünglichen Rezeptionsdatum Urmitglied. Das geschah bei Schächter. Wir finden ihn im Gesamtverzeichnis 1935 unter den Urphilistern der Austria Wien mit dem Rezeptionsdatum bei der Suevia Berlin. Wie er zur Austria gekommen ist, läßt sich nicht mehr eruieren. Möglicherweise hatte er während seines Studiums in Wien Mitte der zwanziger Jahre Kontakte zu ihr bzw. zu deren Mitgliedern. Nach dem Krieg blieb er vorerst Urmitglied bei der Austria (Gesamtverzeichnis 1949 und 1954). Nach dem Wiedererstehen des CV in Deutschland und dem Verbändeabkommen zwischen CV und ÖCV wurde er wieder Urmitglied bei der Suevia und Bandphilister der Austria (Gesamtverzeichnis 1959). Als Bandphilister der Rheno-Juvavia wird er erstmals im Gesamtverzeichnis 1954 geführt. Die in den Gesamtverzeichnissen des CV und ÖCV verwendete Schreibweise seines Namens Schaecher ist falsch.

Nach seiner Emeritierung kehrte Schächer endgültig nach Kremsmünster zurück. Er war ein Gesundheitsfanatiker, was sich auch bei seinen Ernährungsgewohnheiten bemerkbar machte. So aß er gerne Rohkost. Seine Absicht war, dadurch sehr alt zu werden. Obwohl er im Alter zunehmend an Schwerhörigkeit litt, lernte er nach seiner Emeritierung noch das Mopedfahren. Bei einer solchen Fahrt auf dem Gusterberg bei Kremsmünster wurde er von einem schleudernden Auto niedergefahren und erlag seinen schweren Verletzungen. Sein Wunsch, möglichst alt zu werden, ging nicht in Erfüllung. Er wurde auf dem Stiftsfriedhof Kremsmünster begraben.

Werke:

(Auswahl)
Plotins Ethik. nach der Anteilnahme teleologisch-religiös mystischer Denkweise an der Lösung ethischer Probleme untersucht (phil. Diss 1926.
Quellen und problemkritische Untersuchungen zu den drei Ethiken des Corpus Aristotelicum (Habil. 1937 bzw. 193).
Das Apostolat im Dienste Christi des Königs (1938).
Die Ethiken des Corpus Aristotelicum in der gelehrten Forschung seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Zwei Bände (1940, Nachdruck 1968).
Quellen und problemkritische Untersuchungen zur Grundlegung der Philia-Theorie bei Ethiken des Corpus Aristotelicum (1949).
Ist das Corpus Aristotelicum nach-aristotelisch? (1963)
Die Demokratie bei Aristoteles in entwicklungsgeschichtlicher Sicht (1966).


Quellen und Literatur:

Stiftsarchiv Kremsmünster. Auszug aus dem Profeßbuch (Cremifanum, Kremsmünster 2021, 419f). Mittelung des Stiftsarchivars P. Petrus Schuster, 9. 1. 2021.
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 3. 1. 2022).
Verbindungsarchiv Austria Wien (Richard Huka, 25. 1. 2017) .
https://de.wikipedia.org/wiki/Erenbert_Josef_Sch%C3%A4cher (Abruf 28. 1. 2017)