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Dr. Cajetan Alexander Graf von Bissingen und Nippenburg

Dr. Cajetan Alexander Graf von Bissingen und Nippenburg

Ehrenmitgliedschaften: Guestfalia Tübingen

Geboren: 18.03.1806, Venedig
Gestorben: 10.05.1890, Schramberg (nunmehr Kreis Rottweil, Königreich Württemberg)
Statthalter (Tirol und Venedig), Mitglied des deutschen Reichstags, Landtagsabgeordneter (Württemberg)

Lebenslauf:

Cajetan Maria Alexander Ferdinand Johann Anton Joseph Leonhard Anselm Graf von Bissingen und Nippenburg wurde als Sohn des Ferdinand Graf von Bissingen und Nippenburg, des damaligen österreichischen Generalgouverneurs von Venedig, und der Maria Theresia, Gräfin von Thurn-Valsassina und Taxis, geboren. Die Familie Bissingen stammte ursprünglich aus Sachsen und stand während des Dreißigjährigen Krieges in kaiserlichen Diensten. 1647 wurde sie mit dem Zusatz Nippenburg in den Reichfreiherrenstand erhoben und 1648 mit der Herrschaft Schramberg belehnt.

Schramberg hat sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einer kleinen reichsunmittelbaren Territorialherrschaft entwickelt, wie sie für den baden-württembergischen Raum typisch war („Fleckerlteppich“). Schramberg lehnte sich politisch an die Habsburger an, die in diesem Raum stark präsent waren (Vorderösterreich) und blieb daher in der Reformation katholisch. 1583 ging die Herrschaft auf das Haus Habsburg über, blieb aber als solche erhalten und wurde verwaltungsmäßig nicht in Vorderösterreich eingegliedert. Die Habsburger waren demnach Landesherren von Schramberg, übten diese Funktion aber nicht unmittelbar aus, sondern über sog. Afterlehen. 1648 wurde die Familie Bissingen-Nippenburg mit Schramberg „afterbelehnt“. 1746 wurde sie von Kaiserin Maria Theresia in den erbländisch-österreichischen Grafenstand erhoben. Die gelegentliche Bezeichnung Reichsgrafen (S. R. I. Comes) für die Familie Bissingen ist daher unrichtig.

Bissingen-Nippenburgs Vater war von 1807 bis 1809 Präsident der Landesregierung von Österreich unter der Enns (Niederösterreich), 1810 bis 1815 Gouverneur der Steiermark, 1815 bis 1819 Gouverneur von Tirol und 1819/20 wiederum Gouverneur von Venedig. Danach schied er aus dem österreichischen Staatsdienst. Bissingen-Nippenburg wuchs an diesen Orten auf und erhielt, wie im damaligen Adel üblich, privaten Unterricht. Ebenso unternahm er Reisen in europäische Staaten. Er studierte an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1828) und war danach zeitweise als Auskultant (Untersuchungsrichter) am Landesgericht Innsbruck tätig.

Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1831 übernahm Bissingen-Nippenburg den Fideikommißbesitz in Schramberg. Die Herrschaft Schramberg kam 1805 zwar zum Königreich Württemberg, aber dieser Übergang betraf nicht die dortigen Privatbesitzungen der Familie Bissingen-Nippenburg. In den folgenden Jahren widmete er sich diesen und wurde 1838 auch Mitglied der Zweiten Kammer der württembergischen Landstände (bis 1848). 1848 war er kurz Mitglied des Fünfzigerausschusses des Frankfurter Vorparlaments.

Mit der Thronbesteigung Kaiser Franz Josephs trat Bissingen-Nippenburg wieder in österreichische Dienste und wurde Gouverneur von Tirol und Vorarlberg. In seiner Amtszeit wurde das Oberlandesgericht Innsbruck errichtet, und Tirol wurde an das an das Telegraphennetz angeschlossen. 1855 wurde er zum Statthalter von Venedig ernannt und schied dann 1860 – nach dem verlorenen Krieg von 1859 – aus den österreichischen Diensten.

Bissingen-Nippenburg engagierte sich nun in Württemberg politisch und gehörte von 1860 bis 1868 wiederum der Zweiten Kammer von Württemberg an. Nach der Gründung des Deutschen Reiches betätigte er sich als katholischer Adeliger bei der Zentrumspartei und kandidierte 1872 für diese bei den Wahlen zum Reichstag im Wahlkreis Biberach-Waldsee. Er wurde gewählt und gehörte diesem vom April 1872 nach Wiederwahlen bis zum Oktober 1881 an. Während des Kulturkampfs war er einer der bedeutendsten Vertreter des politischen Katholizismus in Württemberg. Das war auch der Hintergrund für die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Guestfalia an ihn. Zentrumsführer war damals Ludwig Windthorst (AW EM).

Bissingen-Nippenburg war k. u. k. Kämmerer und Geheimer Rat sowie mit Ludovika, Freiin von Warsberg, verehelicht. Der Ehe entstammten sechs Kinder.

Quellen und Literatur:

Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1912. Gotha o. J. (1912), S. 116–118.
Steinegger, Fritz (AIn): Cajetan von Bissingen-Nippenburg, in: Neue Deutsche Biographie Band 2. Berlin 1955, S. 279f.