Lebenslauf:
Schindler wurde als Sohn eines Bauern geboren und trat nach der Absolvierung des Gymnasiums 1856 in das Prager Priesterseminar ein. Gleichzeitig begann er das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Ferdinands-Universität Prag (abs. theol. 1860, Dr. theol. 1865). Nach der Priesterweihe im Jahr 1860 war er zwei Jahre in der Seelsorge tätig. 1862 wurde er Adjunkt (1862) an der Theologischen Fakultät Prag, womit er eine wissenschaftliche Laufbahn begann.
Nach einer Studienreise durch Deutschland und Supplierungen in den Fächern Fundamental- und Pastoraltheologie sowie Kirchengeschichte wurde Schindler 1871 zum außerordentlichen und 1874 zum ordentlichen Universitätsprofessor der Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Prag ernannt, deren Dekan er mehrmals war.
In den Studienjahren 1881/82 und 1894/95 war Schindler Rektor der Universität. Aufgrund dieser Funktion war er in diesen beiden Studienjahren als Virilist auch böhmischer Landtagsabgeordneter, wo er sich dem Klub (Fraktion) des verfassungstreuen Großgrundbesitzes anschloß. Im Studienjahr 1881/82 erfolgte die Zweiteilung der Prager Universität in eine deutsche und eine tschechische, so daß Schindler der letzte Rektor der gemeinsamen Universität war.
Schindler führte 1878 im Rahmen der Kirchengeschichte das Fach Patrologie ein und war auch Historiograph der Fakultät. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse galt der Kirchengeschichte Böhmens. 1887 wurde er zum Kanonikus des Kollegiatsstift Allerheiligen auf dem Prager Hradschin ernannt, dessen Propst er 1898 wurde. 1897 erhielt der den Titel Hofrat. Sein Nachfolger als Professor für Kirchengeschichte wurde August Naegle (Ae).
Schindler war ein Förderer der katholischen Studentenschaft und unterstützte die Ferdinandea von Anfang an. Die Prager Verbindungen beteiligte sich offiziell an den Trauerfeierlichkeiten. Er wurde auf dem Wischehrader (Vyšehrad) Friedhof in Prag begraben. Am offenen Grab hielt sein Kollege Josef Rieber (Fd) die Trauerrede.
Werke:
(Auswahl)Johannes Hus (1872).
Die Reliquien des hl. Albert (1880).
Der hl. Laurentius von Brindisi (1882).
Der hl. Wolfgang in seinem Leben und Wirken (1885).
Das Sociale Wirken der kath. Kirche in der Prager Erzdiözese (1902).
Quellen und Literatur:
Ac 23 (1910/11), S. 456.Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 10, Wien 1994, S. 153.