Lebenslauf:
Bilczewski besuchte die Volksschule in seinem Geburtsort Wilmesau, der im Zuge der deutschen Ostsiedlung besiedelt wurde. Seit dem 15. Jahrhundert wurde der Ortsname Wilmesau benützt. Infolge der geographischen Isolation des im polnischen Sprachgebiet liegenden Dorfes bildete sich in Wilmesau ein eigenständiger Mischdialekt heraus, der bis zum Zweiten Weltkrieg im Alltagsleben genutzt wurde (Wilmesaurisch). Dieser wurde nach 1945 verboten, und die Bevölkerung wurde teilweise polonisiert.
Die Volksschule beendete Bilczewski in Kety (Bezirk Biala, Galizien). Danach besuchte von 1874 bis 1880 das Gymnasium in Wadowice, dem Geburtsort von Papst Johannes Paul II. Danach trat er in das Krakauer Priesterseminar ein und studierte an der Theologischen Fakultät der Universität Krakau. Am 6. Juli 1884 wurde er zum Priester geweiht. Danach ging er als Frequentant des Frintaneums nach Wien und beendete an der Theologischen Fakultät der Universität Wien sein Studium (Dr. theol. 1886).
Nach weiteren Studien in Rom (Dr. phil.) und Paris (Institut Catholique) bis 1888 habilitierte sich Bilczewski 1890 an der Theologischen Fakultät Krakau für Dogmatik und Fundamentaltheologie. Gleichzeitig war er Katechet und Vikar in Kety und Religionsprofessor am Gymnasium St. Anna in Krakau.
1891 wurde Bilczewski zum ao. Universitätsprofessor an der Theologischen Fakultät der Universität Lemberg und 1893 zum o. Universitätsprofessor dieses Faches ernannt. In der Jahren 1895 bis 1900 betrieb er in Rom zeitweise Studien in Christlicher Archäologie und zur Eucharistie. Im Studienjahr 1896/97 war er Dekan der Theologischen Fakultät, für das Studienjahr 1900/01 wurde er zum Rektor der Universität Lemberg gewählt.
Kaum war Bilczewski im Amt des Rektors, wurde er von Kaiser Franz Joseph I. am 30. Oktober 1900 zum Erzbischof von Lemberg (rit. lat.) ernannt. Dort gab es drei katholische Erzbischöfe, nämlich den sog. „lateinischen“ (rit. lat.), den ukrainisch-katholischen (rit. gr.) und den armenisch-katholischen (rit. arm.). Am 17. Dezember 1900 erfolgte die päpstliche Bestätigung und am 20. Januar 1901 die Bischofsweihe durch den Bischof von Krakau, Jan Kardinal Puzyna.
Aufgrund dieser Funktion war Bilczewski als Virilist Landtagsabgeordneter von Galizien. (Dies war er aber bereits schon als Rektor der Universität.) In der Folge wurde er von Kaiser Franz Joseph I. am 30. Januar 1901 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses berufen, welches Mandat er bis zum Ende der Monarchie ausübte. Ebenso erhielt er den Titel Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz verliehen.
Bilczewski war in einer Zeit des politischen Umbruchs Erzbischof geworden. Er verschaffte sich die Achtung der verschiedenen Nationalitäten und Konfessionen seiner Erzdiözese, so daß es zu seiner Zeit keine nennenswerten religiösen oder nationalen Konflikte gab. Er bemühte sich auch, die soziale Not zu lindern (Hirtenbrief von 1903). Vor allem war er aber ein spiritueller Bischof, der besonders die Verehrung der Eucharistie förderte.
Während des Ersten Weltkriegs wurde Lemberg von den Russen im Zuge ihrer Offensive Ende August/Anfang September 1914 besetzt. Bilczewski floh im Gegensatz zu vielen anderen nicht in das österreichisch-ungarische Binnenland, sondern verharrte in seinem Erzbistum. Dort setzte er sich beim russischen Gouverneur für die polnischen und ukrainischen Gefangen ein und vertrat entschieden die Interessen der Kirche. Anläßlich des Geburtstags des russischen Zaren Nikolaus II. am 6. Mai 1915 weigerte er sich, die russische Fahne auf dem erzbischöflichen Palais zu hissen. Zu diesem Zeitpunkt hatte bereits die Gegenoffensive der Mittelmächte bei Tarnow-Gorlice begonnen, die zu einer Niederlage der Russen führte. Am 22. Juni 1915 war Lemberg wieder in österreichischer Hand.
Die am 3. Juni 1901 reaktivierte Unitas Czernowitz – sie änderte dann 1906 ihren Namen in Franconia – machte bald Bilczewski zu ihrem hohen Protektor. Damals waren ihre Satzungen hinsichtlich der Mitglieder noch international. Dieses Protektorat wird seitens des CV als Ehrenmitgliedschaft gewertet.
Bilczewski starb im Ruf der Heiligkeit und ist auf dem Janów-Friedhof in Lemberg begraben. Seitens des Erzbistums Lemberg wurde seit 1959 die Seligsprechung betrieben. Am 26. Juni 2001 wurde Bilczewski von Papst Johannes Paul II. während eines Pastoralbesuches in Lemberg selig gesprochen. Am 23. Oktober 2005 wurde er dann von Papst Benedikt XVI. (Rup EM) in Rom heilig gesprochen. Bei dieser Zeremonie war der CV offiziell vertreten, und die Franconia chargierte.
Papst Benedikt XVI. charakterisierte Bilczewski bei seiner Heiligsprechung mit den Worten: „Der hl. Josef Bilczewski war ein Mann des Gebets. Die heilige Messe, das Stundengebet, die Meditation, der Rosenkranz und andere Andachtsübungen prägten seinen Tagesablauf. Besonders viel Zeit widmete er der eucharistischen Anbetung.“
Bilczewski ist der erste und bislang einzige Angehörige des CV, der heilig gesprochen wurde. Er ist auch der erste und bislang einzige österreichische Politiker (als Mitglied des österreichischen Reichsrats und Landtagsabgeordneter) seit der konstitutionellen Ära ab 1861, der heilig gesprochen wurde.
Werke:
Die heutige soziale Notlage und die Mittel zu ihrer Heilung. Hirtenbrief des röm. kath. Erzbischofs und Metropoliten von Lemberg Josef Bilczewski. Erlassen zur Fastenzeit 1903 (1903)Quellen und Literatur:
https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Bilczewski.shtml)