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HS Prof. Dipl.-Ing. Ernst Felix Petritsch

HS Prof. Dipl.-Ing. Ernst Felix Petritsch

Urverbindung: Welfia (11.11.1910)

Geboren: 21.05.1878, Triest
Gestorben: 18.12.1951, Wien
Hochschulprofessor (Elektrische Fernmeldetechnik)

Lebenslauf:

Nach seiner Matura in Triest begann Petritsch 1896 das Studium des Maschinenbaus, der Elektrotechnik und der Technischen Physik an der Technischen Hochschule in Wien (Dipl.-Ing. [mach.] 1901), wo er der Burschenschaft Germania beitrat (nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Burschenschaft Gothia fusioniert). In Triest war er auch Mitbegründer der deutschnationalen Ferialverbindung Illyria.

Nach seinem Studium war Petritsch ab 1902 zuerst Bauadjunkt bei der Post- und Telegraphendirektion in Triest. 1903 wurde er in die Telegraphenzentralleitung des k. k. Handelsministeriums nach Wien berufen. Zu diesem Ministerium ressortierten damals die Angelegenheiten des Post- und Telegraphenwesens. Bis 1914 war er an Entwicklungsarbeiten betreffend Holzkonservierung und der elektrischen Übertragungstechnik sowie an Planungen von Seekabeln im adriatischen Raum beteiligt.

1914 wurde Petritsch zur k. u. k. Armee einberufen und im Telegraphenwesen eingesetzt (letzter Dienstgrad Major; Auszeichnungen: Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens, Militärverdienstkreuz III. Klasse, k. u. k. Kriegsmedaille). 1921 ging er in die Niederlande und wurde in Den Haag Leiter Leiter des Versuchswesens für Kabel und Verstärker beim Reichs-Telegrafen- und Telefonamt. Dort war er an Planungen von Telefonkabelverbindungen nach England sowie an transozeanischen Funk- und Kabelverbindungen beteiligt.

Aufgrund seines hervorragenden wissenschaftlichen Rufes wurde Petritsch 1928 zuerst zum außerordentlichen, bald darauf zum ordentlichen Professor für Elektrische Fernmeldetechnik an die Technischen Hochschule Wien berufen, obwohl er nicht promoviert und schon gar nicht habilitiert war. Im Jahr 1929 schuf er dort das Institut für Schwachstromtechnik und machte es zu einer der führenden Forschungsstätten des drahtlosen Nachrichtenverkehrs. Auch war er Leiter des Elektrotechnischen Instituts (in der Gußhausstraße).

Petritsch entstammte zwar dem deutschnationalen Milieu, wie seine Mitgliedschaft in der Burschenschaft Germania zeigt, hatte sich aber als Ministerialbeamter offenbar dem katholischen Milieu zugewandt. So war er 1909 Gründungsobmann der Ortsgruppe Klosterneuburg der katholisch orientierten Schutzvereinigung „Ostmark“. Dort kam er auch in Kontakt mit dem katholisch-national orientierten Karl-Gottfried Hugelmann (ehemals AW). Aufgrund dieses Hintergrunds stieß Petritsch in der Gründungsphase zur dortigen Welfia, die ihn 1910 zum Ehrenphilister machte (Couleurname Ixl = Großbuchstabe I sowie die Kleinbuchstaben x und l; abgeleitet von seinem zweiten Vornamen Felix). Bei der Gründung des 3. ÖCV wurde der Status eines Ehrenphilisters abgeschafft. Die Betreffenden, so auch Petritsch, wurden in den Status eines Urmitglieds geführt.

Petritsch wurde 1918 christlichsozialer Gemeinderat in Klosterneuburg, welche Funktion er bis 1921, dem Weggang in die Niederlande, ausübte. 1934 trat er der Vaterländischen Front sowie dem Wiener Heimatschutz bei. Vor 1938 engagierter er sich in der Katholischen Akademikergemeinschaft, wo er Obmann der Arbeitsgemeinschaft der Techniker war. Desgleichen war er 1. Vizepräsident der Leo-Gesellschaft. 1936 wurde er zum Mitglied der Päpstlichen Akademie ernannt.

Als ein im System des „Ständestaats“ Integrierter wurde Petritsch nach dem Anschluß als Professor vom Dienst suspendiert und 1939 vorerst ohne Bezüge zwangspensioniert. Es konnte jedoch in der Folge wieder seine Pensionsansprüche wiedererlangen. Zu diesem Zweck stellte er im Juni 1938 einen Aufnahmeantrag bei der NSDAP, der jedoch im März 1941 vom NSDAP-Kreisgericht VI abgelehnt wurde. Begründet wurde das mit seiner engen Verbindung zum „Ständestaat“ und dessen Führungskreis.

Nach Kriegsende wurde Petritsch rehabilitiert und als Professor an der Wiener Technischen Hochschule wieder eingesetzt. Nach dem sog. „Ehrenjahr“ wurde er 1949 emeritiert. Er erhielt den Titel Hofrat und war in vielen Institutionen und Vereinigungen tätig, so u. a. im Patentgerichtshof und bei der Wiener Urania.

Petritsch war bereits in seiner Triestiner Gymnasialzeit begeisterter Höhlenforscher und an einigen Erkundigungen im Triestiner Karst beteiligt. Durch sein Studium in Wien, seine Berufstätigkeit und seinen Aufenthalt geriet diese Leidenschaft in den Hintergrund. Nach seiner Berufung nach Wien nahm er wieder Kontakt zur Höhlenforschung (Speläologie) auf, die sich dann während des Kriegs vertieften. Nach dem Krieg wurde er zum Obmann des Vereins für Höhlenkunde in Niederösterreich gewählt.

Nach Petritsch ist ein Hörsaal im Elektrotechnischen Institut (Gußhausstraße) und im Jahr 2000 eine Gasse im 21. Wiener Gemeindebezirk benannt worden. Im umstrittenen Forschungsprojektendbericht „Straßennamen Wiens seit 1860 als ‚Politische Erinnerungsorte‘“ vom Juli 2013 findet sich Petritsch in der Gruppe C – „Fälle mit demokratiepolitisch relevanten biographischen Lücken“. Als solche werden offenbar undifferenziert sein „Naheverhältnis zum Austrofaschismus“ und sein Antrag auf Aufnahme in die NSDAP (er wurde nicht Mitglied) gesehen.

Petritsch, einer der profiliertesten Forscher der Fernmeldetechnik, wurde auf dem Hietzinger Friedhof bestattet.

Werke:

Die Welt ohne Licht. Höhlenforscher und Höhlengänger in Tragödien und Abenteuern (1952).

Quellen und Literatur:

Archiv Welfia (Gerhard Fuchs).
Trimmel, Herbert: Ernst Felix Petritsch – Gedenkworte zu seinem 50. Todestag, in: Die Höhle 52 (2001), S. 104–107.
Forschungsprojektendbericht Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“.
Erstellt im Auftrag der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) auf Initiative von Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny und Altrektor o. Univ.-Prof. Georg Winckler, Herausgegeben von Oliver Rathkolb, Peter Autengruber, Birgit Nemec und Florian Wenninger. Wien, Juli 2013 (pdf-Datei), S. 273f.