Wartungsfunktionen

Abg. z. NR a.D. Dir. Prof. Msgr. Dr. Franz Kolb

Abg. z. NR a.D. Dir. Prof. Msgr. Dr. Franz Kolb

Ehrenmitgliedschaften:

Geboren: 12.01.1886, Außernavis (Gemeinde Navis, Bezirk Innsbruck-Land, Tirol)
Gestorben: 04.09.1959, Innsbruck
Nationalratsabgeordneter, Mitglied des Bundeskulturrates, Obmann der Tiroler Volkspartei, Weltpriester, Gymnasialprofessor
Politische Haft: 1939 und 1941 Polizeihaft

Lebenslauf:

Kolb wurde als Sohn eines alteingesessenen Bauern geboren und absolvierte bis 1905 das Bischöfliche Gymnasium Vizentinum in Brixen. Danach studierte er an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt in Brixen und wurde am 29. Juni 1909 zum Priester geweiht. Anschließend war er als Kaplan an verschiedenen Stellen eingesetzt. 1913 begann er im Auftrag des Bischofs, für das Lehramt Geschichte und Geographie an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck zu studieren (Dr. phil. 1921; Lehramtsprüfung), wo er der KV-Verbindung Tirolia beitrat (Couleurname Teja).

Im Ersten Weltkrieg war Kolb als k. u. k. Feldkurat eingesetzt. Nach dem Krieg setzte er das Studium fort und wurde ab 1921 als Supplent am Bischöflichen Gymnasium in Brixen eingesetzt. 1923 wurde er von den faschistischen Behörden aus Italien bzw. Südtirol ausgewiesen und arbeitete danach in Tirol an verschiedenen Gymnasien. Auch engagierte er sich bei den katholischen Arbeitervereinen Tirols und wurde im November 1926 Obmann der Dachorganisation der katholischen Arbeitervereine in der Christlichsozialen Partei. Seit 1926 Obmann des Tiroler Arbeitsbundes wurde er 1931 als Nachfolger von Josef Stumpf (AIn) zum Obmann der Tiroler Volkspartei (Landesorganisation der Christlichsozialen) gewählt.

Aufgrund seiner parteipolitischen Stellung kandidierte er 1927 für die Christlichsozialen bei den Wahlen zum Nationalrat, dem er dann vom 18. Mai 1927 bis zum 16. Februar 1934 angehörte. An diesem Tag legte er offiziell sein Mandat aufgrund des Beschlusses der Österreichischen Bischofskonferenz vom November 1933 über den Rückzug der Priester aus der Politik zurück. Kolb engagierte sich auch für die Rechte Südtirols und war bis 1935 Obmann des „Andreas-Hofer.Bundes“. Als er in einer Rede am 23. Februar 1928 die Widerangliederung Südtirols forderte, führte das zu außenpolitischen Spannungen mit Italien.

Nach seinen Ausscheiden aus der Politik wurde Kolb 1934 zum Landesschulinspektor ernannt und unterrichtete nebenbei Religion an der Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck, deren Direktor er 1936 wurde. 1934 wurde er als Vertreter der Kirche zum Mitglied des Bundeskulturrates ernannt, dem er vom 1. November 19134 bis zum 12. März 1938 angehörte.

Nach dem Anschluß 1938 wurde Kolb aus dem Schuldienst entlassen. Von 1939 bis 1941 lehrte er Kirchengeschichte am Priesterseminar, das in Volders bzw. St. Michael bei Matrei disloziert war. Nach dem Attentat auf Hitler im November 1939 im Bürgerbräukeller war Kolb vom 10. November bis 9. Dezember 1939 inhaftiert. Als das Kloster Maria Waldrast von den Nazis aufgelöst wurde, versteckte er das Gnadenbild, um es vor der Beschlagnahme zu retten. Wegen dessen „Entwendung“ war er dann vom 19. April bis 1. Mai 1941 in Haft. Anschließend war er bis 1945 in der Pfarrseelsorge tätig.

Nach dem Krieg war Kolb wieder als Religionsprofessor in Innsbruck tätig. Außerdem war er Diözesanarchivar, Obmann des Notrings für Südtirol und Landeskurat der Tiroler Schützenkompanien. 1950 ging er in Pension. Er veröffentlichte auch zahlreiche historische Werke und war auch an der Vorbereitung zur 150-Jahr-Feier des Tiroler Aufstands (1809–1959) beteiligt, starb aber kurz vorher an einem Herzinfarkt. Er war auch Ehrenmitglied der MKV-Verbindung Arminia Innsbruck.

Werke:

(Auswahl)
Geschichte Tirols 1848–1916 (1924).
Über den Tiroler Bauernstand (1926).
Die Wiedertäufer im Wipptal (1951).
Chronik der akademischen katholischen Studentenverbindung Tirolia Innsbruck (o. J.).

Quellen und Literatur:

Kramer, Hans: Franz Kolb. Ein Tiroler Politiker und Historiker, in: Österreich und Europa. Festgabe für Hugo Hantsch zum 70. Geburtstag. Graz 1965, S. 565–579.
Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 127f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 172.