Lebenslauf:
Luchner wurde als Sohn eines Notariatskanzlisten zwar in Bozen geboren. jedoch war seine Heimatstadt Meran. Dort absolvierte er 1896 das Gymnasium. Danach studierte er an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (abs. iur. 1900, Dr. iur. 1902). Er war seit 1900 als Rechtsanwaltsanwärter („Advokatur-Concipist“) in der Kanzlei des späteren Tiroler Landeshauptmanns Theodor Kathrein (AIn) in Hall tätig und zählte dort 1901 zum Gründerkreis der Vindelicia. Da er damals bereits sein Studium beendet hatte, wurde er nicht unter die Gründungsburschen aufgenommen, wohl aber im „Burschenrang“ geführt. In der Folge wurde er am 29. Dezember 1906 mit dem Gründungsdatum philistriert (Couleurname Lux).
In Hall engagierte sich Luchner sowohl für die Vindelicia, als auch die „katholische Sache“, als er sich 1904 für die Gründung einer Katholischen Volksbücherei einsetzte. Das führte auch dazu, daß er von der späteren MKV-Verbindung Sternkorona Hall am 19. Dezember 1901 zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Ende 1907 ging Luchner nach Trient, um seine Gerichtspraxis zu absolvieren, legte im Juli 1908 seine Anwaltsprüfung ab und eröffnete im August 1908 seine eigene Kanzlei in Meran. Politisch wurde er aufgrund seiner Tätigkeit bei Kathrein katholisch-konservativ („altkonservativ“, im Gegensatz zu christlichsozial) geprägt. Im Ersten Weltkrieg war er von 1915 bis 1918 Reserveoffizier beim 1. Tiroler Kaiserjägerregiment.
Luchners politische Stunde schlug nach Kriegsende, als es um das Schicksal Südtirols ging. Er wurde als Delegierter Südtirols in die Provisorische Tiroler Landesversammlung bzw. dem Tiroler Nationalrat entsandt, ebenso in den Tiroler Landtag, der sich aufgrund der Wahlen am 15. Juni 1919 am 1. Juli konstituierte. Luchner wird zwar dort nicht in den offiziellen Listen als solcher geführt, doch läßt sich seine dortige Mitgliedschaft anhand der Protokolle u. ä. beweisen.
Ebenso wurde Luchner aufgrund einer Parteienvereinbarung als Südtiroler Abgeordneter in die Konstituierende Nationalversammlung delegiert, der er ab 4. April 1919 angehörte. Er war bei jener historischen Sitzung am 6. September 1919 dabei, als nach der Rede von Eduard Reut-Nicolussi (AIn) die Südtiroler Abgeordneten ihr „Nein“ zur Ratifizierung des Vertrages von St. Germain riefen. Aufgrund des Inkrafttretens dieses Vertrages endeten seine Mandate am 10. Dezember 1919 in der Konstituierenden Nationalversammlung als auch im Tiroler Landtag.
In der Folge war Luchner bemüht, daß Südtirol eine eigenständige Autonomie bekommt. So hielt er am 9. Mai 1920 eine entsprechende Rede vor 15.000 Teilnehmern in Meran. Bei den letzten freien Gemeinderatswahlen vor der faschistischen Machtübernahme im Jahr 1922 kandidierte er in Meran und wurde in der Folge zum Vizebürgermeister gewählt, welches Amt er bis zur faschistischen Machtübernahme ausübte.
Luchner tat sich in der Folge als Anwalt im italienischen Rechtssystem bzw. unter dem Faschismus schwer und geriet dadurch ohne sein Verschulden in finanzielle Bedrängnis. Dieser wollte er durch eine Ausreise nach Österreich entgehen, was die italienischen Behörden verhinderten. So entschloß er sich im Juli 1931 zur Flucht. Er brach von Meran am Montag, dem 6. Juli 1931, auf und hat vom Schnalstal kommend das Hochjoch (2875 m) in Richtung Ötztal überschritten. Vom Wirt des Hochjochhospizes, bereits österreichisches Gebiet, wurde er gegen 17 Uhr noch gesehen, wie er auf einem damals nicht mehr begangenen Weg auf Vent zuging. Es war dies übrigens dieselbe Route, auf der vier Jahre zuvor Eduard Reut-Nicolussi floh.
Vier Tage danach, am 10. Juli, wurde Luchners Leiche zwanzig Gehminuten unterhalb des Hospizes in der Nähe eines über einen Bach führenden Steges gefunden. Seine Route war übrigens nicht weit von der entfernt, die mehr als 5.000 Jahre zuvor der „Ötzi“ ging. Aufgrund der ärztlichen Untersuchung stellte sich heraus, daß er den Strapazen dieses Gewaltmarsches nicht gewachsen war und auf dieser Flucht einem Herzschlag erlegen ist. Sein Todestag wurde offiziell mit 6. Juli festgesetzt.
Luchner wurde am 12. Juli in Vent beerdigt. Die Gedenkrede hielt Reut-Nicolussi, der ausführte, daß hinter dieser Tragödie „als finsterer Hintergrund das Schicksal eines ob der Zerreißung seiner Heimat unglücklichen Volkes“ steht.
Quellen und Literatur:
Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 347.Hundert (100) Jahre A. V. Vindelicia. Festschrift im Auftrag des Philisterverbands Vindeliciae herausgegeben von Paul Torggler, Sebastian Posch und Fritz Thöni. Innsbruck 2001, S. 63f.