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Dom-Kpm. Präl. Dr. Anton Lippe

Dom-Kpm. Präl. Dr. Anton Lippe

Urverbindung: Traungau (20.10.1926)

Geboren: 28.04.1905, St. Anna am Aigen (ehemals Bezirk Feldbach, nunmehr Bezirk Südoststeiermark)
Gestorben: 19.02.1974, Berlin
Domkapellmeister, Weltpriester

Lebenslauf:

Lippe wurde als Sohn eines Kaufmanns geboren. Seine musikalische Begabung trat schon als Kind hervor. So dirigierte er bereits als Zehnjähriger in seiner Heimatpfarre St. Anna die Weihnachtsmesse. Aus dieser Pfarre stammten übrigens der seinerzeitige Fürstbischof von Graz-Seckau, Leopold Schuster, der Kurienkardinal Andreas Franz Frühwirth († 1933) und der nunmehrige Erzbischof von Salzburg, Franz Lackner (BbG EM).

Nach der Volksschule besuchte Lippe das Bischöfliche Gymnasium in Graz, wo er 1923 die Matura ablegte. Danach begann er das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Graz (abs. theol. 1928), wo er dem Traungau beitrat (Couleurname Lipperl). Nach seiner Priesterweihe am 15. Juli 1928 war er Kaplan in Pöllau (Bezirk Hartberg), wo er sich kirchenmusikalisch engagierte und den Kirchenchor leitete. Aufgrund seiner musikalischen Begabung bzw. seines entsprechenden Engagements wurde er 1930 vom Grazer Fürstbischof Ferdinand Stanislaus Pawlikowski (Trn EM) zum kirchenmusikalischen Weiterstudium an das Pontificium Institutum Musicae Sacrae nach Rom geschickt (Dr. mus. 1934).

Nach einem weiteren Kaplansjahr in Hartberg wurde Lippe 1935 zum Domvikar in Graz und Leiter des Domchores ernannt. Daneben unterrichtete er noch Religion am Gymnasium. 1937 erfolgte die Ernennung zum Domkapellmeister. Während des Zweiten Weltkrieges bzw. der Nazizeit gelang es ihm nur mühsam, den Grazer Domchor funktionstüchtig zu halten.

Nach 1945 konnte Lippe den Grazer Domchor bald zu einem sakralen Klangkörper von höchstem Niveau entwickeln. Er unternahm mit ihm mehrere Konzertreisen ins Ausland, so z. B. nach Deutschland, Frankreich, Italien und in die Schweiz. 1960 wirkte er beim Eucharistischen Weltkongreß in München musikalisch mit, und im Oktober 1963 dirigierte er in Rom während des II. Vatikanums in Anwesenheit von Papst Paul VI. die „Hohe Messe“ von Johann Sebastian Bach. In diesen Jahren studierte Lippe viele musikalische Werke mit dem Domchor ein. Am bekanntesten wurde das Oratorium „Das Buch mit den sieben Siegeln“ des Wiener Spätromantikers Franz Schmidt, das er 1949 erstmals aufführte und danach oft wiederholte. 1965 wurde es auf Schallplatte aufgenommen.

In Graz war Lippe auch Vorsitzender der Diözesankommission für Musik und Leiter der diözesanen Kirchenmusikschule für die besondere Ausbildung von Kirchenmusikern. In seiner Grazer Zeit wurde er zum Päpstlichen Ehrenkämmerer (Monsignore) ernannt, und vom Bundespräsidenten erhielt 1953 er den Berufstitel Professor verliehen. Ab 1948 war er zeitweise bzw. zusätzlich Kapellmeister der Wiener Hofburgkapelle.

Anfang 1964 erhielt Lippe den Ruf, die Leitung des Chores der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale zu übernehmen. Dieser befand sich nach dem Mauerbau 1961 ausschließlich in Westberlin, während an der Hedwigskathedrale ein eigener Kirchenchor existierte. Der weiterhin den Namen Chor der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale tragende Chor sang reihum in Westberliner katholische Kirchen. Er leitete diesen Chor mit ebensolchen Engagement wie den Grazer Domchor, steigerte die Qualität seines Klangkörpers und seine Bekanntheit. Er unternahm mit diesem zahlreiche Reisen ins Ausland, so nach Italien, Frankreich, Portugal, Spanien und Japan. Auch mit diesem Chor gab er zahlreiche Schallplatten heraus. Gleichzeitig war er Leiter des Kirchenmusikalischen Referates in Berlin. 1967 wurde er zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt. Allerdings geriet der Grazer Domchor nach seinem Abgang in den folgenden Jahren in eine gewisse Krise (Abspaltung des Grazer Konzertchores).

Lippe, der Konzerte auch im Frack dirigierte, verstarb nach einer Krebserkrankung noch nicht 69-jährig in einem Berliner Krankenhaus und wurde seinem Wunsch gemäß in St. Anna am Aigen begraben: „In der Großstadt ist man rasch vergessen, zu Hause betet doch bald wer ein Vaterunser an einem Grabe.“ Das Requiem wurde im Grazer Dom unter Beteiligung des Chores der St.-Hedwigs-Kathedrale von Bischof Johann Weber zelebriert.

Quellen und Literatur:

kathpress, 20. 2. 1974, Nr, 43, S. 3
www.st-anna.at/Kirchenmusik/orgelmusik
www.dioezesanarchiv-berlin.de/best%20V-053
www.maislinger-net/Rendl/archiv/1symposion/pfarren/texte/dr_anton_lippe
Mitteilung von Dr. Thomas Grolms, Berlin, Email vom 24. 7. 2018/Telefonat am 26. 7. 2018.