Lebenslauf:
Tschurtschenthaler wurde als Sohn eines Weißgerbers und Bauern geboren. Nach der Volksschule trat er in das Klagenfurter Knabenseminar ein und besuchte dort das Gymnasium. In der Oberstufe schied er aus dem Knabenseminar aus und besuchte das Gymnasium als Externist. Seinen Unterhalt verdient er sich mit Nachhilfestunden und dem Verkauf von Eiern.
Während dieser Zeit trat Tschurtschenthaler 1907 der katholischen Pennalie (später MKV) Karantania bei und war als deren Senior im Wintersemester 1908/09 an der Gründung der katholischen Pennalie Gothia (später MKV Verbindung Babenberg) beteiligt. Durch diese Aktivitäten geriet er in Konflikt mit den liberal bzw. alldeutsch ausgerichteten Gymnasialprofessoren, so daß er sechs Wochen vor dem Maturatermin von der Schule verwiesen wurde. Im Zusammenhang mit dem Auffliegen dieser beider Pennalien führte er einen Ehrenbeleidigungsprozeß gegen den Gymnasialprofessor und Landtagsabgeordneten Hans Angerer, der in ganz Österreich Beachtung fand. Durch Intervention des christlichsozialen RRAbg. Albert Geßmann (AW EM) konnte er dann die Matura 1909 am Gymnasium in Klosterneuburg ablegen.
Danach begann Tschurtschenthaler das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Graz (Dr. iur.), wo er dem Traungau beitrat (Couleurname Igo) und dort im Sommersemester 1913 Senior sowie im Wintersemester 1914/15 Fuchsmajor war. Nebenbei absolvierte er den Abiturientenkurs. Nach seinem Studium ergriff er die Rechtsanwaltslaufbahn, war Konzipient in Innsbruck sowie in Klagenfurt und eröffnete dort 1925 eine eigene Kanzlei.
Tschurtschenthaler engagierte sich in der Christlichsozialen Partei und kam dadrch bald in die Politik. Von 1926 bis 1934 war er Gemeinderat in Klagenfurt. Vom 7. März bis zum 2. Mai 1934 war er kurzfristig Mitglied des Bundesrates. Während des Juli-Putsches 1934 wurde von Nationalsozialisten auf ihn ein Attentat verübt. Im Herbst 1934 wurde er zum Mitglied des Staatsrates ernannt, dem er vom 1. November 1934 bis zum 12. März 1938 angehörte. Dieser wählte ihn am 27. November 1934 in den Bundestag. Von 1934 bis 1937 war er auch Landesführer der Ostmärkischen Sturmscharen.
Nach dem Anschluß wurde Tschurtschenthaler in der Nacht zum 12. März 1938 verhaftet und am 24. Mai 1938 in das KZ Dachau überstellt. Sein Haus in Klagenfurt wurde von der SA und sein Seehaus in Pörtschach von der SS beschlagnahmt. Am 27. September 1939 wurde er ins KZ Flossenbürg überstellt. Von dort wurde er im Frühjahr 1940 wurde er, gesundheitlich angeschlagen, freigelassen.
Tschurtschenthaler wurde mit einem Gau- und Berufsverbot belegt und aus der Liste der Rechtsanwälte gestrichen. Er ging daher nach Wien, wo er nach einem Genesungsurlaub die Ausbildung zum Gebäudeverwalter, Realitätenvermittler und Steuerberater machte und an der Hochschule für Welthandel studierte (Diplomvolkswirt 1944). Nachdem im November 1941 eine Bewerbung für eine Konzession als Realitätenvermittler abgelehnt wurde, wurde er im Oktober 1942 als Helfer in Steuerangelegenheiten zugelassen. Er mußte sich jedoch wöchentlich bei der Gestapo melden.
In der Nacht zum 19. März 1945 kehrte Tschurtschenthaler nach Kärnten zurück und nahm nach dem Krieg seine Anwaltstätigkeit auf. Er war bei der Gründung des Landes-ÖVP beteiligt, wurde als Kandidat für die ersten Wahlen zum Nationalrat aufgestellt und gewählt. Ihm gehörte er dann vom 19. Dezember 1945 bis zum 8. November 1949 an. 1950 wurde er zum Ersatzmitglied des Verfassungsgerichtshofes bestellt. Die bei Enderle-Burcel (siehe Literatur) gemachte Aussage, er sei ÖVP-Landesparteiobmann gewesen, ist nicht korrekt, ebenso die im Biographischen Handbuch der österreichischen Parlamentarier (siehe Literatur) gemachte Aussage, er sei Landeshauptmannstellvertreter von Kärnten gewesen.
Tschurtschenthaler engagierte sich auch im CV. So war er von 1930 bis 1938 und kurze Zeit ab 1945 Vorsitzender des Altherrenlandesbundes Kärnten. Sein Sohn war Gottfried Tschurtschenthaler (Trn).
Quellen und Literatur:
Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 249.Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 604f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 557f.