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RA Dr. Ludwig Margreiter

RA Dr. Ludwig Margreiter

Urverbindung: Saxo-Bavaria-Prag in Wien (12.10.1907)

Bandverbindungen: AIn

Geboren: 06.07.1885, Mayrhofen im Zillertal (Bezirk Schwaz, Tirol)
Gestorben: 17.09.1964, Wien
Mitglied des Verfassungsgerichthofes, Rechtsanwalt, Vizebürgermeister
Politische Haft: Polizeihaft 1938 und 1941

Lebenslauf:

Margreiter wurde als Sohn eines Oberlehrers geboren und besuchte nach der Volksschule das Franziskanergymnasium in Hall in Tirol, wo er 1905 bei der katholischen Pennalie Sternkorona (später MKV) aktiv wurde. Nach seiner Matura im Jahr 1906 absolvierte er das Einjährig-Freiwilligenjahr beim 1. Tiroler Kaiserjägerregiment. Auf Anraten von Richard Wollek (AIn) begann er 1907 das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der deutschen Karl-Ferdinands-Universität Prag, wo er der Saxo-Bavaria beitrat (Couleurname Lui), um diese gerade gegründete Verbindung zu unterstützen. Er war der erste Fuchs der Saxo-Bavaria. 1908 setzte er dieses Studium an der Universität Innsbruck (dort Dr. iur.) fort, wo er bei der Austria aktiv wurde. Im Wintersemester 1909/10 war er deren Senior.

Nach seinem Studium und der Gerichtspraxis schlug Margreiter die Rechtsanwaltslaufbahn ein und wurde Konzipient in einer Kanzlei in Zell/See (Salzburg). Bereits am 1. August 1914 wurde er zu den Waffen gerufen, und zwar nicht zu den Kaiserjägern, sondern zum ungarischen k. u. k. Infanterieregiment Feldzeugmeister Viktor Schreiber Nr. 26, dessen Ergänzungsbezirk in Gran (Esztergom) lag. Mit diesem Regiment wurde er gleich an der anfangs schwierigen und verlustreichen galizischen bzw. russischen Front eingesetzt und bereits mit 1. September 1915 zum Oberleutnant der Reserve befördert. Er geriet in der Folge in russische Gefangenschaft und war bis Anfang 1920 in einem sibirischen Gefangenlager (Wladiwostok) (letzter Dienstgrad: Oberleutnant der Reserve; Auszeichnungen: Militärverdienstkreuz, silbernes und bronzenes Signum laudis, Karl-Truppenkreuz).

Zurückgekehrt nach Zell/See konnte Margreiter 1921 eine eigene Rechtsanwaltskanzlei aufmachen und war sein ganzes Berufsleben als solcher tätig. Er engagierte sich auch in der Kommunalpolitik und wurde Gemeinderat. Bei der Errichtung der Ende 1927 eröffneten Schmittenhöheseilbahn war er maßgeblich beteiligt. Im „Ständestaat“ war er Vizebürgermeister von Zell/See. Nicht zuletzt deshalb wurde er nach dem Anschluß im März 1938 für zwei Wochen inhaftiert. 1941 wurde er nochmals in Haft genommen, diesmal für zwölf Wochen. Danach verließ er Zell/See und zog nach Wien. Dort gelang es ihm trotz Schwierigkeiten, die Zulassung als Rechtsanwalt zu bekommen. Er eröffnete eine Kanzlei und war bis zu seinem Tod in dieser tätig.

Mit Wirkung 18. Juni 1946 wurde Margreiter bei der Rekonstituierung der verfassungsmäßigen Organe auf Vorschlag des Bundesrates zum Ersatzmitglied des Verfassungsgerichtshofes bestellt. Mit Wirksamkeit vom 6. November 1954 wurde er schließlich zum ordentlichen Mitglied ernannt. Nach dem Tod des Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes, Ludwig Adamovich sen., im September 1955 übernahm dessen Funktion interimistisch der Vizepräsident, der dann in dieser Zeit von Margreiter vertreten wurde. In dieser Funktion leitete er einige Verhandlungen. Mit 31. Dezember 1956 schied er nach Erreichen der Altersgrenze (70 Jahre) aus diesem Gerichtshof.

1950 unterstützte Margreiter tatkräftig das Wiedererstehen der Prager Saxo-Bavaria in Wien, welches vom damaligen Philistersenior und Landeshauptmann von Oberösterreich Heinrich Gleißner (S-B) betrieben wurde.

Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 6. 4. 2021).
Austrier-Blätter 33/2, 1964, 121–123.
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 440f. und 538.
Festschrift der katholisch-akademischen Verbindung Saxo-Bavaria Prag in Wien im ÖCV. 1907–2007. Ohne Furcht und Ohne Zittern. Verfaßt von Michael Mayrandl (NdW), Martin Steinwender (NdW) und Kenji Wenger (NdW). Wien 2007, 113 und 142.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, 212.