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Komm.R Dir. i.R. Mag. Friedrich Dörr

Komm.R Dir. i.R. Mag. Friedrich Dörr

Urverbindung: Rugia (17.10.1932)

Bandverbindungen: Le

Geboren: 18.07.1913, Wien
Gestorben: 02.08.1989, Wien
ÖCV-Amtsträger (Berufsfragen), Vorstandsmitglied (Österreichische Kreditversicherung AG und „GASTA“, Gaststätten- und Kommerzagentur AG), Träger des ÖCV-Ehrenringes

Lebenslauf:

Dörr stammte aus Wien-Brigittenau und begann nach der Matura im Jahr 1932 zuerst das Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, wo er der Rugia beitrat (Couleurname Dr. cer. Ekkehard). Nach zwei Semestern wechselte er jedoch an die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, welches Studium er jedoch nicht beendete. Er war gezwungen, sein Studium selbst zu finanzieren, und trat im Juli 1932 in den Dienst der Versicherungsanstalt der Österreichischen Bundesländer AG. Nach dem Anschluß verblieb er vorerst dort und wurde 1939 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, wo er bei der Fliegerabwehr (Flak) war. Sein letzter Dienstgrad war Leutnant.

Nach dem Krieg kehrte Dörr wieder zur Bundesländer-Versicherung zurück und machte dort Karriere. Bereits Anfang der fünfziger Jahre war er Direktor der bedeutenden Filialdirektion Wien. Im Juni 1960 erfolgte seine Berufung in die Geschäftsleitung der Riunione Adriatica di Sicurtá, wo er Leiter der Zentralorganisation war. Diese Versicherung war ein altösterreichisches Unternehmen (1832 in Triest gegründet), das damals seinen Sitz in Mailand hatte und später von der Allianz Versicherung übernommen wurde. Ab 1962 war er auch Kammerrat der italienischen Handelskammer Österreich.

Mit 1. Januar 1969 wurde Dörr zum Vorstandsmitglied der Österreichischen Kreditversicherungs AG bestellt, welche Funktion er bis Juni 1971 ausübte. Von Juli 1971 bis Dezember 1974 war er Konsulent bei der Genossenschaftlichen Zentralbank AG, deren Generaldirektor damals Hellmuth Klauhs (Rt-D) war. Von Januar 1973 bis Mitte der achtziger Jahre war er dann Konsulent bei der AVA-Bank GmbH, deren Generaldirektor damals Eduard Franz Demuth (NdW) war. Dörr war seit den fünfziger Jahren ein ausgewiesener Fachmann in Finanz- und Versicherungsfragen.

1956/57 wurde seitens des ÖCV das Objekt Lerchenfelderstraße 14 erworben. Zum Zweck der Finanzierung des Kaufes, der Renovierung und der laufenden Instandhaltung wurde 1958 die „GASTA“, Gaststätten- und Kommerzagentur AG gegründet. Der damalige Vorsitzende der Altherrenschaft des ÖCV Hermann Withalm (Nc) war zu dieser Zeit Staatssekretär im Finanzministerium und dort u. a. für die Abwicklung des sog. „Deutschen Eigentums“ zuständig. Zu diesem Zweck entwickelte er die Idee der sog. „Volksaktie“, also eines breit gestreuten Eigentums. Diese wandte er auch bei der GASTA an, um deren Aktien im ÖCV breit zu streuen. Dörr wurde im September 1958 zu einem der drei Vorstandsmitglieder bestellt. Er übte diese Funktion ehrenamtlich bis zur Auflösung der GASTA Anfang der achtziger Jahre aus.

Als 1964 der Unterstützungsverein Academia gegründet wurde, war er bei dessen Aufbau beteiligt und von 1964 bis 1975 dessen Obmannstellvertreter. Anschließend war er bis 1985 Obmann und danach Ehrenobmann. Der Verein dient der Finanzierung des ÖCV und seiner Vorhaben. Dörr engagierte sich auch in der seit 1965 bestehenden Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft des ÖCV und bekleidete seit deren Gründung bis zu seinem Tod bei ihr verschiedene Funktionen. Als zwischen 1976 und 1983 das Amt für Finanzen abgeschafft war, war er Referent für finanzielle Fragen beim Vorstand der Verbandsführung.

Als auf der ao. Cartellversammlung am 11. November 1967 der bisherige Leiter des Amtes für Berufsfragen Josef Marschall (Dan) zurücktrat, wurde Dörr zu seinem Nachfolger gewählt. Er bekleidete dieses Amt bis 1982. Sein Nachfolger wurde Alfred Schwarzer (NdW). Dazu schrieb die „Academia“ in einem Nachruf zu ihm: „Die Zahl der Cartellbrüder, denen er in seiner Funktion als Amtsträger für Berufsfragen helfen konnte, scheint unüberschaubar. […] Wenn der eine oder andere Cartellbruder in einer schwierigen Lebenslage keinen Ausweg wußte, gab es stets noch unseren hochverehrten Kommerzialrat Dörr, dem es fast immer gelang, das unmöglich Scheinende möglich zu machen.“ Die Cartellversammlung 1982 beschloß, ihm den Ehrenring des ÖCV zu verleihen, was dann gleich auf dem Kommers dieser Cartellversammlung am 22. Mai 1982 geschah.

Dörr war seit 1963 fachmännischer Laienrichter am Wiener Handelsgericht und führte deshalb den Berufstitel Kommerzialrat, den er dann nach Auslaufen dieser Funktion verliehen bekommen hatte. Ab 1980 begann er das Studium der Philosophie, Pädagogik und Publizistik an der Grund- und Integrativwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, das er kurz vor seinem Tod abschloß (Mag. phil.). Er beherrschte auch die „Kunst“ des Handlesens, die gelegentlich bei Sitzungen des ÖCV-Beirats bzw. der Verbandsführung zum Besten gab. Er wurde auf dem Friedhof Wien-Grinzing (23/2/17) begraben.


Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 18. 5. 2020.
ÖCV Archiv. XXV. Cartellversammlung 1982. Antrag des Vorstands der AHS betr. Verleihung des Ehrenrings des ÖCV.
Academia intern, September 1989, S. V.