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Vz.Präs. i.R. Mag. Dr. Hubert Jurasek

Vz.Präs. i.R. Mag. Dr. Hubert Jurasek

Urverbindung: Rudolfina (11.01.1946)

Geboren: 04.05.1920, Wien
Gestorben: 24.11.2011, Wien
Vizepräsident des Verwaltungsgerichtshofes
Politische Haft: 1938/39 Polizeihaft

Lebenslauf:

Jurasek wurde in Wien-Hernals als Sohn eines Handwerkers (Damenhutmacher) geboren, wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Wien-Josefstadt (Florianigasse) auf und absolvierte 1938 das Piaristen-Gymnasium. Während dieser Zeit war er Mitglied des Katholischen Deutschen Studentenbundes“ (KDSB), eines Teils des „Reichsbundes der Katholischen Jugend“ sowie der „Ostmarkjugend“ (Ostmärkische Sturmscharen), die 1936 in das Österreichische Jungvolk, einer Jugendorganisation des „Ständestaates“, und dessen Studentenfreikorps eingegliedert wurde. Nach dem Anschluß wurde er Mitglied der Marianischen Kongregation und gründete mit ehemaligen Angehörigen des Österreichischen Jungvolkes, darunter dem späteren Bischof Alfred Kostelecky (Rd), illegale Jugendgruppen. Sie stellten Flugblätter her, zerstörten Schaukästen des „Stürmers“ und prügelten sich mit HJ-Angehörigen.

Nachdem bereits Ende Mai 1938 die ersten Verhaftungen erfolgten, wurde auch Jurasek am 9. Juli 1938 auf einem illegalen Sommerlager der Marianischen Kongregation in Kalksburg verhaftet. Zuerst war er im Gestapohauptquartier, dem ehemaligen Hotel Métropole am Morzinplatz, inhaftiert und wurde dann am 20. Juli 1938 in das Polizeigefängnis auf der Elisabethpromenade (nunmehr Roßauer Lände) überstellt. Wegen seines Spitznamens „Sami“ wurde er für einen Juden gehalten und deswegen geschlagen. Als „Ermittlungshäftling des Volksgerichts“ (wegen „Hochverrats am deutschen Volks“) kam er an das Landesgericht Wien, wo er dann am 23. Januar 1939 im Rahmen eines allgemeinen Gnadenerlasses freigelassen und gleichzeitig für wehr-, studien- und vermittlungsunwürdig erklärt wurde.

Jurasek versuchte zuerst, sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser zu halten. Um nicht zwangsmäßig einer NS-Organisation zur vormilitärischen Ausbildung zugeteilt zu werden, meldete er sich freiwillig zum Dienst beim Roten Kreuz. 1940 wurde seine Wehrunwürdigkeit aufgehoben, und er wurde am 4. Oktober 1940 zur Deutschen Wehrmacht einberufen. Zuerst war er Funker bei der schweren Artillerie, meldete sich aber später zur Sanität. In der Folge wurde er an der Ostfront eingesetzt und konnte wegen einer Hepatitis-Krankheit der Einkesselung in Stalingrad entkommen. Nach seiner Genesung wurde er zum Standortarzt nach Tulln versetzt und knüpfte dort Kontakte zum militärischen Widerstand.

Im Ende März/Anfang April 1945 wurde Jurasek bei der Verteidigung Wiens eingesetzt. Mit seiner Einheit zog er sich über die Donau zurück, wo er am Floridsdorfer Spitz die drei Widerstandskämpfer Karl Biedermann, Alfred Huth und Rudolf Raschke aufgehängt sah. Von dort gelangte er dann mit seiner Einheit bis ins Mühlviertel, wo er in US-Gefangenschaft geriet. Die Amerikaner übergaben ihn jedoch den Sowjets. Nach kurzer Gefangenschaft in Rumänien konnte er wieder im September nach Wien zurückkehren.

Jurasek begann nun im Wintersemester 1945/46 mit dem Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1948), wo er der Rudolfina beitrat (Couleurname Sami). Er wurde Mitglied der Entnazifizierungskommission der Universität Wien. Gleichzeitig war er mangels finanzieller Mittel ab 1. Februar 1946 Angestellter der pharmazeutischen Gehaltskasse. Nach Absolvierung des Studiums trat er als Polizeijurist in den Dienst der Bundespolizeidirektion Wien. Ab 1951 war er in deren staatspolizeilichen Abteilung tätig und zuletzt als Stadthauptmann Leiter des Bezirkspolizeikommissariats Wien-Josefstadt. .

Da für Jurasek im Polizeidienst keine Aufstiegschancen mehr gegeben waren, bewarb er sich beim Verwaltungsgerichtshof und wurde dort ab 2. Januar 1967 als Hofrat übernommen. 1979 wurde er zum Senatspräsidenten des Verwaltungsgerichtshofes und mit 30. Oktober 1984 zum Vizepräsidenten ernannt. Mit 1. Januar 1986 trat er in den Ruhestand.

Nach seiner Pensionierung engagierte sich Jurasek bei der „ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten“, deren Vorsitzender er 1987 wurde. Durch sein Verdienst erhielt diese Kameradschaft 1998 den Zusatz „und Bekenner Österreich“, so daß dieser Verein auch für Nicht-NS-Verfolgte geöffnet werden konnte. Er veröffentlichte noch kurz vor dem Tod seine Autobiographie. Zuletzt lebte er aus gesundheitlichen Gründen in einem Seniorenheim und verstarb infolge einer Lungenentzündung. Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.

Werke:

Unbeugsam für Österreich. Eine Lebensgeschichte (2011).

Quellen und Literatur:

Mitteilung von Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner (Am), 1. 9. 2017.
Kastelic, Gerhard (AW): In memoriam Dr. Hubert Jurasek, in: Der Freiheitskämpfer, 60. Jg., Nr. 34, Dezember 2011, S. 3f.
http://austria-forum.org/af/Biographien/Jurasek%2C_Hubert (Abruf 10. 3. 2017)
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 149f.