Wartungsfunktionen

Chefred. Alfred Adrowitzer

Chefred. Alfred Adrowitzer

Urverbindung: Rheno-Juvavia (06.12.1936)

Geboren: 28.06.1916, Salzburg
Gestorben: 24.01.1982, Salzburg
Chefredakteur (Salzburger Volkszeitung)
Politische Haft: Polizeihaft und Zwangsarbeit 1944, KZ Buchenwald 1945

Lebenslauf:

Adrowitzer wurde als Sohn eines Notariatsanwärters sowie einer aus Galizien stammenden Mutter, einer Jüdin, geboren und wuchs bei Zieheltern auf, deren Name er annahm. Er absolvierte 1936 in Salzburg das erzbischöfliche Gymnasium Borromäum und wollte ursprünglich Priester werden. Als Schüler erkrankte er an Tbc, wodurch seine Lungenfunktion stark beeinträchtigt wurde. Deshalb war er auch wehruntauglich und litt daran sein ganzes Leben lang. Dieses Leiden war auch Ursache für seinen relativ frühen Tod.

Adrowitzer begann das Studium der Philosophie an der damals noch selbständigen Theologischen Fakultät der späteren Universität Salzburg, wo er der Rheno-Juvavia beitrat (Couleurname Bauch). Um sein Studium finanzieren zu können, war er Erzieher und Vizepräfekt am Collegium Rupertinum, Im Herbst 1937 wechselte er an die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien und war gleichzeitig journalistisch für die Salzburger Tageszeitung „Salzburger Chronik“ tätig, die vom Katholischen Preßverein Salzburg herausgegeben wurde. Deren Chefredakteur war damals Leonhard Steinwender (AW).

Nach dem Anschluß im März 1938 wurde die „Salzburger Chronik“ eingestellt, und Adrowitzer mußte sein Studium als „Mischling 1. Grades“ sowie aus finanziellen Gründen aufgeben. Er fand eine Anstellung als Sekretär des Salzburger Dompfarramtes und war dann 1939/40 Buchhalter sowie Geschäftsführer in einem Großhandel für Häute und Felle (gredler) beschäftigt. Im März 1941 wechselte er zum Salzburger Bankhaus Carl Spängler & Co.

Da Adrowitzer zum einen nicht „rassenrein“ war und zum anderen kritisch zum NS-Regime stand, wurde er auf Betreiben des NSDAP-Ortsgruppenleiters von Salzburg-Irtzing am 9. Februar 1944 verhaftet und war bis 9. Juni in Polizeihaft. Im Oktober 1944 wurde er neuerlich verhaftet und als Zwangsarbeiter in Ronneburg (Kreis Greiz, Thüringen) eingesetzt. Am 2. Januar 1945 wurde er in das KZ Buchenwald eingeliefert, wo er am 11. April beim Herannahen der US-Army infolge der Machtübernahme durch die Lagerinsassen befreit wurde.

Adrowitzer kehrte nach Salzburg zurück und war zuerst publizistisch für die „Salzburger Nachrichten“ tätig, die anfänglich von der US-Besatzungsmacht herausgegeben wurde. Im Oktober 1945 konnte die Tageszeitung des Salzburger Preßvereins unter dem neuen Namen „Salzburger Volkszeitung“ wieder erscheinen. Adrowitzer wurde bei dieser wieder Redakteur und bald Leiter der Lokalredaktion. Eigentümer und Verleger der „Salzburger Volkszeitung“ war zwar der Katholische Preßverein, jedoch wurde die ÖVP Herausgeberin, so daß diese Zeitung ein Mixtum zischen einer katholischen Tageszeitung und einer Parteizeitung war. Das war für die Blattlinie nicht immer einfach.

Adrowitzer wurde im Januar 1957 Chefredakteur der „Salzburger Volkszeitung“ und war dies bis 1968, als sie als Tageszeitung eingestellt und vorerst als Wochenzeitung weitergeführt wurde. Dieser Umstand war dem starken Rückgang der Parteipresse in den sechziger Jahren geschuldet. Adrowitzer gehörte zur Riege der profilierten Journalisten in den ÖVP-Parteizeitungen, als diese in den ersten Jahren der Zweiten Republik ihren Höhepunkt erlebten. Er blieb jedoch weiterhin Angestellter des Katholischen Preßvereins und übte dort verschiedene Funktionen aus. So redigierte er den „Salzburger Bauernkalender“ und von 1969 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1981 das „Österreichische Klerus-Blatt“.

Adrowitzer engagierte sich auch in der Journalistengewerkschaft und war deren Gründungsmitglied in Salzburg. Seit 1948 war er deren Landesobmann und ab 1962 stellvertretender Präsident der Österreichischen Journalistengewerkschaft. Von 1948 bis 1968 war er auch Obmann des Landesgruppe Salzburg der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten. In der Begründung für die Verleihung einer Auszeichnung der Republik Österreich heißt es u. a.: „Alfred Adrowitzer zählt […] zu jenen Journalisten, die in intensiver mühevoller Kleinarbeit den Ruf und das Ansehen ihres Standes festigen.“

Adrowitzer ehelichte eine Tochter von Johann Faistauer (Fd), starb aus den genannten Gründen bereits ein Jahr nach seiner Pensionierung und wurde auf dem Salzburger Kommunalfriedhof begraben. Er hatte drei Söhne, einer ist der ORF-Journalist Roland Adrowitzer (R-J), ein anderer Sportredakteur bei den „Salzburger Nachrichten“.

Werke:

Heimatbuch Kuchl 1380–1980 (1980).

Quellen und Literatur:

Mitteilung von Roland Adrowitzer (R-J), 22. 3. 2018.
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 6. 3. 2018).
https://www.sn.at/wiki/Alfred_Adrowitzer
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, 17f.