Lebenslauf:
Kothgasser wurde als Sohn eines Landwirtes in der nunmehrigen Katastralgemeinde Lichtenegg geboren. Nach Besuch der Pflichtschule ging er auf das Aufbaugymnasium der Salesianer Don Boscos in Unterwaltersdorf (nunmehr Ebreichsdorf, Bezirk Baden, Niederösterreich). Nach seiner Matura im Jahr 1955 trat er in den Orden der Salesianer Don Boscos ein und machte zuerst ein dreijähriges Erziehungspraktikum in Unterwaltersdorf und in Klagenfurt. 1958 legte er die ewige Profeß ab. Von 1960 bis 1965 studierte er Theologie an der Päpstlichen Hochschule in Turin-Crocetta. Während dieses wurde er am 9. Februar 1964 in Turin zum Priester geweiht.
Danach studierte Kothgasser am Pontificio Ateneo Salesiano in Rom (Dr. theol. 1968) und war dort von 1968 bis 1978 Dozent für Dogmatik (Schwerpunkt theologische Anthropologie) und Dogmengeschichte. Danach war er außerordentlicher Professor und leitete ab 1978 dort das Institut für Salesianische Spiritualität. Darüber hinaus war er auch Gastprofessor an der Philosophisch-Theologische Hochschule der Salesianer in Benediktbeuern (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, Bayern), die seit 1992 Theologische Fakultät war, wohin er 1981 als Professor für Dogmatik wechselte. Von 1982 bis 1988 und ab 1994 war er Rektor dieser Hochschule bzw. Fakultät, die nun nicht mehr existiert.
Am 1. Oktober 1997 wurde Kothgasser als Nachfolger von Reinhold Stecher (R-B) zum Bischof von Innsbruck ernannt, der ihn am 23. November 1997 zum Bischof weihte. 1999 wurde er Mitglied der römischen Kongregation für den Gottesdienst. Bereits am 23. November 2002 wurde er als Nachfolger von Georg Eder zum Erzbischof von Salzburg gewählt und am 27. November 2002 von Papst Johannes Paul II. bestätigt. Die Inbesitznahme erfolgte am 10. Januar 2003. Als solcher führte er die Ehrentitel Legatus natus sowie Primas Germaniae und hatte damit das Recht, den Kardinalspurpur zu tragen.
Gemäß der kanonischen Vorschriften reichte Kothgasser kurz vor Erreichen seines 75. Lebensjahres am 18. April 2012 seinen Rücktritt ein, den dann Papst Franziskus am 4. November 2013 angenommen hatte. Gleichzeitig wurde Kothgasser zum Apostolischen Administrator ernannt. Kurz danach wurde der bisherige Weihbischof von Graz-Seckau Frank Lackner (BbG EM) zu seinem Nachfolger gewählt und ernannt. Die Amtsübergabe erfolgte am 12. Januar 2014.
Kothgasser hatte sich in seinem Fastenhirtenbrief von 2005 deutlich gegen die Abtreibung ausgesprochen und aufgerufen, sich jenen Gesetzen zu widersetzen, die die Abtreibung oder die Sterbehilfe legitimieren. Auch hat er die Tagung einer Vereinigung im katholischen Bildungshaus St. Virgil untersagt, die sich für die Abtreibung ausgesprochen hatte. Als die Salzburger Landesregierung ihm zu seinem 70. Geburtstag (2007) eine hohe Auszeichnung verleihen wollte, hat er es abgelehnt, diese von der Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) überreicht zu bekommen, weil in einer Landesklinik Abtreibungen vorgenommen werden, und schlug statt ihr als Überreicher den SPÖ-Landtagspräsidenten vor. Daraufhin wurde die Verleihung überhaupt abgesagt. Er erhielt diese erst von Landeshauptmann Wilfried Haslauer jr. (R-J). Nach dieser „Ordensaffäre“ wurde bis zur Abfassung dieser Biographie von jenem Ministerium, zu dem das Kultusamt ressortiert, für keinen österreichischen Bischof mehr eine Auszeichnung des Bundes beantragt. Grundsätzlich gibt es eine lange, bis in das 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition, verdienten Diözesanbischöfen in Anerkennung ihres Wirkens für das Gemeinwohl nach etwa zehnjähriger Amtszeit eine staatliche Auszeichnung zu verleihen
Kothgasser erhielt nach seiner Wahl und Ernennung zum Erzbischof von Salzburg ab 2004 nacheinander die Ehrenmitgliedschaft der drei Salzburger CV-Verbindungen (Couleurname Stephanus) verliehen. In Innsbruck wurde er Ehrenmitglied der MKV-Verbindung Teutonia und dann in Salzburg der MKV-Verbindung Almgau. Er war von 2001 bis 2017 auch Großprior der Statthalterei Österreich des Ordens vom Heiligen Grab.
Nach seiner Emeritierung wohnte Kothgasser als Hausgeistlicher im „Geistlichen Zentrum und Tagungshaus Schloß Wohlgemutsheim“ der Don-Bosco-Schwestern in Baumkirchen (Bezirk Innsbruck-Land, Tirol). Dort fanden regelmäßig Studienwochen der ÖCV-Bildungsakademie statt, bei denen er mitwirkte. In dieser Zeit trat er auch als Autor spiritueller Bücher hervor. 2022 zog er in eine Wohnung des Salzburger Priesterseminars. Anfang Dezember 2023 erlitt er eine Gehirnblutung, an deren Folgen er schließlich verstarb. Er wurde in der Krypta des Salzburger Doms beigesetzt.
Werke:
(Auswahl)Meine Leben in Stationen (2020).
Jedem Abschied wohnt ein Zauber inne. Von der Kunst des Loslassens (2015).
Geben und vergeben. Von der Kunst, neu zu beginnen (2014).
Quellen des Glücks. Von der Kunst des guten Lebens (2013).
Quellen und Literatur:
Gelmi, Josef: Alois Kothgasser, in: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945–2001. Ein biographisches Lexikon, Hg. von Erwin Gatz. Berlin 2002, 279.https://www.kloster-benediktbeuern.de/Aktuelles/Aktuelle-Nachrichten/Trauer-um-Erzbischof-emeritus-Alois-Kothgasser-SDB.
https://www.bischofskonferenz.at/mitglieder/alois-kothgasser.
https://sbgv1.orf.at/stories/194765.
Mitteilung Kabinettsdirektor a. D. Heinz Hafner (Am), 2. 3. 2024.