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Abg. z. NR Dr. Josef Stemberger

Abg. z. NR Dr. Josef Stemberger

Urverbindung: Raeto-Bavaria (07.11.1911)

Geboren: 11.03.1890, St. Veit (Bezirk Lienz, Tirol)
Gestorben: 08.07.1947, Lienz (Tirol)
Nationalratsabgeordneter, Firmeninhaber

Lebenslauf:

Stemberger wurde als Sohn eines Gutsbesitzers (Nitzerhof) und Industriellen geboren. Die Familie läßt sich bis ins Spätmittelalter zurückverfolgen. Er absolvierte die Volksschule in St. Veit. Die ersten fünf Klassen des Gymnasiums besuchte er in Brixen (Vizentinum), wo einer seiner Mitschüler der bekannte Sozialethiker Johannes Messner war. Die letzten drei Jahre war er auf dem ehemaligen Jesuitengymnasium „Stella matutina“ in Feldkirch (Vorarlberg), wo er 1910 die Matura ablegte.

Danach begann Stemberger das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck, wo er der Raeto-Bavaria beitrat. In der Folge ging er zum Weiterstudium an die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1916), wo er bei der Norica aktiv war, jedoch nicht deren Band erhielt. Dazwischen betrieb er Sprachstudien in Italien und absolvierte in Wien-Josefstadt den Abiturientenkurs. In der Zeit in Wien vor dem Ersten Weltkrieg fand er auch Kontakt zum sog. „Belvedere Kreis“ des Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand, der ihm für die Zeit nach dem Studienende eine Mitarbeit angeboten hatte.

Zu Beginn der Ersten Weltkriegs wurde Stemberger zum III. Regiment der Tiroler Kaiserschützen (k. k. Landwehr) eingezogen, wurde aber 1915 wegen Erfrierungen aus dem Dienst entlassen und konnte das Studium beenden. Sein ursprüngliches Ziel, nämlich Wirtschaftsjurist in der Diplomatie, konnte er wegen des Krieges nicht verwirklichen. So trat er, nachdem sein Vater bereits 1907 verstorben war, in das Familienunternehmen Stemberger & Mellitzer ein, das in Mannsburg (slowen. Mengeš, Bezirk Stein, slowen. Kamnik, Krain) eine Strohhutfabrik besaß, die er nun leitete.

Nach dem Krieg blieb Stemberger im neuen Jugoslawien, obwohl die dortigen österreichischen Firmen mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Er war auch als Rechtskonsulent für das österreichische Generalkonsulat in Laibach tätig. Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (F-B) soll ihn für dort als Generalkonsul ausersehen haben, was aber nicht verwirklicht wurde. 1936 konnte er die Strohhutfabrik verkaufen, so daß er Anfang 1937 nach Wien zurückkehrte, wo es ebenfalls Niederlassungen Osttiroler Firmen gab.

Anfang Januar 1937 betraute Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (AIn) Stemberger mit verschiedenen wirtschaftlichen Agenden. Ein weiterer Ausbau seines Engagements im Bundeskanzleramt verhinderte jedoch der Anschluß im März 1938. Da er als Gegner der Nationalsozialismus bekannt war, konnte er vorerst keine dauerhafte Anstellung finden und hielt sich mit Gelegenheitstätigkeiten über Wasser. Mit 1. Juni 1942 fand er eine Stellung bei der Zweigstelle Wien der Deutschen Revisions- und Treuhand AG. Wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustandes wurde er nicht eingezogen und begab sich im März 1945 nach Lienz, wo er das Kriegsende erlebte.

Nachdem der ursprünglich vorgesehene Kandidat der ÖVP für Osttirol für die Ende November 1945 stattgefundenen Nationalratswahlen abgesagt hatte, wurde Stemberger gebeten, für den Nationalrat zu kandidieren, wurde gewählt und gehörte diesem vom 19. Dezember 1945 bis zu seinem Tod an. Dort war er stellvertretender Vorsitzender des Geschäftsordnungsausschusses.

Stembergers Gesundheitszustand verschlechterte sich im Frühjahr 1947. Er wurde auf dem Friedhof in Lienz bestattet.

Quellen und Literatur:

Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 570.
„Osttiroler Heimatblätter“, Nummer 7/1997, Beilage des „Osttiroler Boten“, S. 1f.