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HR Mag. Dr. Leopold Gartner

HR Mag. Dr. Leopold Gartner

Urverbindung: Nordgau Wien (20.10.1947)

Geboren: 27.01.1911, Prottes (Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich
Gestorben: 07.01.1996, St. Pölten
Kartellvorsitzender des MKV, Landesschulinspektor

Lebenslauf:

HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BERUFLICHER WERDEGANG BIS 1938

Gartner wurde als Sohn eines Eisenbahnbediensteten geboren. Nach der fünfklassigen Volksschule in Prottes wechselte er in die Hauptschule (Bürgerschule) zu den Schulbrüdern in Wien-Strebersdorf. Nach drei Jahren ging er an die dortige Lehrerbildungsanstalt, die er 1930 absolvierte. Danach war er zwei Jahre bei den Schulbrüdern Erzieher und begann gleichzeitig für das Lehramt zuerst in Geographie und Turnen das Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.

1932 legte Gartner die Hauptschullehrerprüfung in den Fächern Deutsch, Geschichte und Turnen ab. Danach war er zuerst als Hauptschullehrer bis 1934 bei den Schulbrüdern in Wien-Schopenhauerstraße tätig. Daneben besuchte er weiterhin die Universität.

Gartner war sportlich sehr engagiert und betätigte sich beim Reichsbund. Er erwarb bei Leichtathletik-Veranstaltungen 40 Gold- und Silbermedaillen und war 1932 auch österreichischer Staatsmeister im 100m-Lauf (10,8 Sekunden). Neben dem Reichsbund war er auch im Christlich-Deutschen Turnerbund aktiv.

Daneben engagierte sich Gartner auch in der Vaterländischen Front (VF). 1933 wurde er Bezirkspropagandaleiter der VF im Bezirk Gänserndorf und Bezirksleiter des Heimatdienstes. 1935 wurde er Bezirksleiter der VF Gänserndorf und aus diesem Grund nach dem Anschluß im März 1938 als Hauptschullehrer entlassen sowie zum Volksschullehrer degradiert. Vor dem Haus seiner Eltern, wo er wohnte, patrouillierte die Polizei, weil er zeitweise unter Hausarrest stand.

Im Herbst 1938 wurde Gartner zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und machte dann den Frankreich-, den Balkan- und Rußlandfeldzug mit. Im Januar 1945 geriet er in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst neun Monate später heimkehren konnte.

DIE BERUFSLAUFBAHN NACH 1945

Nach dem Krieg wurde Gartner als Hauptschullehrer rehabilitiert und rasch Direktor der Hauptschule in Lassee. Von der sowjetischen Besatzungsmacht wurde er als einziger Nicht-Nazi zum Verantwortlichen für die 30 Pflichtschulen des Marchfeldes eingesetzt. Er setzte daneben sein Studium an der Universität Wien fort (Dr. phil. 1952) und trat dem Nordgau bei (Couleurname Gerhard). 1948 legte er die Lehramtsprüfung für Höhere Schulen in den Fächern Deutsch und Geschichte ab.

Seine weiteren beruflichen Stationen waren: Von 1947 bis 1950 Landesjugendreferent im Landesschulrat für Niederösterreich, von 1952 bis Ende 1956 Bezirksschulinspektor in Horn, ab 1. Januar 1957 Landesschulinspektor für Pflichtschulen in Niederösterreich nördlich der Donau, ab 1963 zusätzlich Landesschulinspektor auch für die Lehrerbildungsanstalten sowie Bildungsanstalten für Erzieher, Arbeitslehrerinnen und Kindergärtnerinnen. 1959 gründete er das Institut für Lehrerfortbildung beim Landesschulrat für Niederösterreich, dessen ehrenamtlicher Leiter er bis 1968 war. Er erhielt des Berufstitel Hofrat.

Gartner engagierte sich nach 1945 auch in der Politik (ÖVP) sowie im vorpolitischen Raum. Er war Mitbegründer der Lehrerorganisation der ÖVP und erster Obmann im Bezirk Gänserndorf. Er war ÖVP-Parteifunktionär in Bezirk Gänserndorf und zeitweise ÖVP-Hauptbezirksparteiobmann in Horn. Zeitweise war er Bürgermeister von Weikendorf (Bezirk Gänserndorf).

Gartner engagierte sich neuerlich im Sportwesen und war Mitbegründer der Turn- und Sportunion in Niederösterreich, die in der Nachfolge des Christlich-Deutschen Turnerbundes stand. Weiters gründete er 1947 das Jugendrotkreuz in Niederösterreich, war von 1947 bis 1952 deren Sekretär und dann bis 1982 Landesleiter. Von 1965 bis 1970 war er Präsident des Jugendrotkreuzes von Niederösterreich.

GARTNER UND DIE KATHOLISCHEN PENNALIEN

Gartner trat 1928 der 1921/22 gegründeten katholischen Ferialverbindung Babenberg Gänserndorf bei, deren Jubelsenior er beim 10. Stiftungsfest im Juli 1931 war. Die Aktivitas sistierte Ende Juni 1937, der letzte Senior war Gartner.

Nach dem Krieg gründeten ehemalige Mitglieder der Babenberg, darunter Gartner, Anfang 1950 die MKV-Verbindung Leopoldina in Gänserndorf, die von Babenberg die Farben und den Wahlspruch übernommen hatte. Damit begann Gartners Engagement im MKV. Er war 1956 Mitbegründer der MKV-Verbindungen Babenberg Deutsch-Wagram, 1957 der Kuenring Krems und 1958 der Pannonia Bruck/Leitha. Außerdem war er Ehrenphilister der MKV-Verbindung Waldmark Horn.

1958 wurde Gartner zum Landesvorsitzenden des MKV Niederösterreich gewählt, welche Funktion er bis 1961 ausübte. In diesem Jahr wurde er als Nachfolger von Heinrich Franz Wille (AW) zum Kartellvorsitzenden des MKV gewählt und bekleidete dieses Amt bis 1964.

Gartners Sohn ist P. Johannes Gerhard Gartner OSB (NdW), der von 2000 bis 2010 Abt von Seckau war.

Quellen und Literatur:

Archiv Österreichischer Verein für Studentengeschichte, eigenhändiger Lebenslauf von Leopold Gartner vom 7. 2. 1987.
Obermüller, Heinrich: Aufbruch und Untergang. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen in Österreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie. Band 2 – Teil 2. Von 1918 bis 1945 (= Tradition und Zukunft. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des höheren Bildungswesens, unter besonderer Berücksichtigung der studentischen Vereinigungen Band VIII). Wien 2003, S. 609–610.