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RA i.R. Dr. Heinrich Franz Wille

RA i.R. Dr. Heinrich Franz Wille

Urverbindung: Austria-Wien (04.11.1931)

Geboren: 30.06.1912, Dürnkrut (Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich)
Gestorben: 21.04.1989, Hinterbrühl (Bezirk Mödling, Niederösterreich)
Kartellvorsitzender des MKV, Rechtsanwalt, Ziegelindustrieller

Lebenslauf:

Wille wurde als Sohn eines Ziegeleibesitzers geboren, besuchte in Dürnkrut die Volksschule und von 1923 als Internatsschüler das Stiftsgymnasium in Melk an der Donau, wo er 1931 mit Auszeichnung maturierte. Dort trat er 1927 der katholischen Pennalie Nibelungia (später MKV) bei, wo er im Sommersemester 1929 Fuchsmajor war. Vor 1938 war er dort zeitweise Philistersenior. Als Kind lernte er Klavierspielen, war darin sehr begabt und trat in dieser Zeit auch als Klavierbegleiter bei Stummfilmen in Kinos auf. 1930 war er bei der Gründung der katholischen Ferialverbindung Falkenstein Zistersdorf beteiligt, die nur bis 1938 existierte.

Nach der Matura begann Wille das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur.1936), wo er der Austria beitrat (Couleurname Wido). 1933/34 war er wegen Sprachstudien in Paris. Nach Beendigung des Studiums und des Gerichtsjahrs schlug Wille die Berufslaufbahn eines Rechtsanwalts ein. Als eine der ganz wenigen Österreicher stimmten er und seine Frau bei der Volksabstimmung am 10, April 1938 gegen den Anschluß.

Aufgrund dessen wurde Wille zum juristischen Staatsexamen, das die Voraussetzung zum Referendar war, erst dann zugelassen, nachdem er sich „freiwillig“ zum Militärdienst gemeldet hatte. Da er wegen einer Hüftgelenksoperation im Jahr 1917 zum Dienst mit der Waffe untauglich war, leistete er von Oktober 1940 bis März 1941 seinen Dienst bei der Deutschen Wehrmacht als Dolmetscher für Französisch (Unteroffizier; Sonderführer G) im Kriegsgefangenenlager Kaisersteinbruch (bei Bruck/Leitha) und in La Rochelle (Frankreich).

Obwohl Wille bereits 1942 die notwendigen Voraussetzungen für einen selbständigen Anwalt gehabt hatte, konnte er erst nach dem Krieg in Wien eine Rechtsanwaltskanzlei eröffnen, die er bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand 1973 betrieb, danach war er konzessionierter Fremdenführer in Wien. Er war ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt und Strafverteidiger. Nach Ende der sowjetischen Besatzung war er zeitweise Öffentlicher Verwalter von USIA-Betrieben, nämlich den Großbaubetrieben Philipp Holzmann AG und Vianova AG. Er war auch Mitglied des Aufsichtsrates der Simmering-Graz-Pauker AG, damals ein verstaatlichtes Unternehmen. Nach Ende des Krieges war er für einige Zeit auch Gemeinderat in Gaweinstal (Bezirk Mistelbach, Niederösterreich).

Willes Eltern gründeten weitere Ziegeleien, so in Waidendorf (1939), Zistersdorf (1952) und Niederabsdorf (1952) sowie 1958 u. a. mit Erich Slapa (BbG) ein Schwarzdeckerunternehmen (Eindeckung von Industriebauten). Durch Erbfall wurde Wille Mitgesellschafter dieser Unternehmen und engagierte sich damit auch in der Interessensvertretung. Er war Kammerrat der Kammer der gewerblichen Wirtschaft Niederösterreichs und zeitweise Vorsitzender des niederösterreichischen Ziegeleiverbandes.

Wille engagierte sich nach 1945 auch im Mittelschülerkartellverband (MKV). Er war nacheinander Landesphilistersenior und Landesvorsitzender des MKV Niederösterreich sowie MKV-Philistersenior. 1955 wurde er zum Kartellvorsitzenden des MKV gewählt, welches Amt er bis 1961 ausübte. Dadurch war er auch Vorstandsmitglied des Österreicheichischen Bundesjugendringes und der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (MKV). Neben seiner Urverbindung Nibelungia Melk war er 1950 Mitbegründer der Leopoldina Gänserndorf und Ehrenphilister der MKV-Verbindung Vindobona I Wien.

Seine Söhne sind der spätere Wiener Stadtrat Heinrich H. Wille (AW) und Friedrich Wille (AW). Wille wurde auf dem Neustifter Friedhof begraben.

Quellen und Literatur:

Mitteilung von Heinrich Wille jr. an den Verfasser (16. 10. 2016).
Das Nibelungenbuch. Festausgabe des Semesterbriefes (Nr. 19 und 20) der katholischen österreichischen Mittelschulverbindung im MKV „Nibelungia“ Melk a. d. D. Melk 1956, S. 78f.
70 Jahre K. Ö. St. V. Nibelungia Melk. 1919– 1989. Melk 1989, S. 68.
Obermüller, Heinrich: Aufbruch und Untergang. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen in Österreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie. Band 2, zwei Teile. Von 1918 bis 1945 (= Tradition und Zukunft. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des höheren Bildungswesen, unter besonderer Berücksichtigung der studentischen Vereinigungen Band V und VIII). Wien 2000 und 2003, S. 490, 492, 578 und 617f.