Lebenslauf:
Die Familie Garhofer stammte aus Südböhmen, zog aber bald nach Garhofers Geburt nach Wien und wohnte im 10. Bezirk. Er besuchte das Elisabethgymnasium in Wien V (Rainergasse). Nach der Matura im Jahr 1908 begann er das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur.), wo er der Norica beitrat (Coulername Paragraph). Nach der Absolvierung des Studiums trat er noch vor dem Ersten Weltkrieg in den Polizeidienst ein.
1916 wurde Garhofer zur k. k. Landwehr einberufen und war Militärgerichtspraktikant im Rang eines Fähnrichs beim Landwehrregiment Nr. 1 (Wien). Im Januar 1918 wurde wieder in den Zivilstand zurückversetzt und dem k. k. Handelsministerium zugeteilt. Im November 1918 wurde er vom neu errichteten Staatsamt für Handel, Verkehr, Industrie und Bauten übernommen, das dann 1920 in Bundesministerium für Handel und Verkehr umbenannt wurde. Dieses Ministerium blieb auch in der Ersten Republik eine Hochburg der Nationalliberalen, wo es CVer nicht leicht hatten. Von 1921 bis 1930 waren Großdeutsche Ressortchefs.
Der im Mai 1933 ernannte Handelsminister Fritz Stockinger (ehemals F-B) berief Garhofer ins Präsidium des Ministeriums, wo er u. a. für die Säuberung des Ministeriums von Mitgliedern oder Sympathisanten der NSDAP zuständig war. Als Mitte 1937 die Kammern für Handel, Gewerbe und Industrie gesetzlich eingeführt wurden, wurde Garhofer vom Handelsministerium zum Regierungskommissär zum Zweck der Errichtung einer entsprechenden Kammer für Wien bestellt.
Nach dem Anschluß im März 1938 wurde Garhofer, inzwischen zum Ministerialrat vorgerückt, mit halbem Ruhegenuß zwangspensioniert. Er fand Anstellung in einer Schirmfabrik, wo er es zum Prokuristen brachte. Seitens der Gestapo wurde er dreimal zu Verhören vorgeladen.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs meldete sich Garhofer wieder beim vorläufigen Staatsamt für Industrie, Gewerbe, Handel und Verkehr, das nach den Wahlen Ende November 1945 zum Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau wurde. Dort wurde er Leiter der Abteilung Gewerbeförderung. 1947 wurde er zum Sektionschef sowie zum Leiter der gewerbepolitischen Sektion ernannt. Hier stand er an verantwortungsvolle Stelle für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Österreichs. 1954 ging er in Pension, sein Nachfolger wurde Walther Habel (AW). Nach seiner Pensionierung bekleidete er die Funktion eines Präsidenten der Kammer der Wirtschaftstreuhänder.
Garhofer, der ein „österreichischer Beamter der alten Schule“ war, wurde auf dem Friedhof in Wien-Ober St. Veit begraben.
Werke:
(Hg.) Gewerbeordnung. Die Gewerbe-Ordnung, samt den sie ergänzenden erläuternden Gesetzen, Verordnungen (11. Aufl. 1933).Volkswirtschaftslehre. Eine Einführung (1947).
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz), Personalstandesblatt 1945, Nachruf.Verbindungsarchiv Bajuvaria. Litterae, Zeitschrift der K. a. V. Bajuaria, Dezember 1961, Nr. 3, S. 8f.
Krammer, Otto: Geschichte der Katholischen Akademischen Verbindung Bajuvaria 1920–1980. Fünf Teile. Als Manuskript vervielfältigt (= Wiener Katholische Akademie – Miscellanea Dritte Reihe Nr. 24). Wien 1984, S. 508–510.