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em. Univ.-Prof. Präl. Dr. Walter Johann Kornfeld

em. Univ.-Prof. Präl. Dr. Walter Johann Kornfeld

Urverbindung: Norica (15.03.1946)

Bandverbindungen: M-D

Geboren: 18.09.1917, Wien
Gestorben: 11.11.1988, Wien
Universitätsprofessor (Altes Testament), Weltpriester

Lebenslauf:

Kornfeld wurde als Sohn eines Elektrotechnikers geboren und absolvierte 1935 die Realschule in Wien-Meidling. Anschließend trat er in das Wiener Priesterseminar ein und begann das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1940, Dr. theol. 1946). Nach seiner Priesterweihe in Wien am 31. März 1940 wurde er mit 1. Juni zum Kaplan in der Pfarrkirche Am Tabor (Wien-Leopoldstadt) ernannt, jedoch bereits am 17. Juni zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Dort war er bis zum Ende des Krieges bei der Sanität eingesetzt (letzter Dienstgrad Sanitätsunteroffizier). Während des Krieges konnte er 1943 die Lehramtsprüfung für Religion an Mittelschulen ablegen.

Nach dem Krieg wurde Kornfeld mit 1. Oktober 1945 Kaplan in der Pfarre Maria Lourdes (Wien-Meidling Tivoligasse) und setzte sein Promotionsstudium fort. Gleichzeitig studierte er auch Orientalistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (ohne Abschluß), bei der Gelegenheit er zusammen mit seinem Bruder Herbert der Norica beitrat (Couleurname Marcel bzw. Marcell). 1946/47 war er dort kurzzeitig Verbindungsseelsorger. Nebenbei unterrichtete er auch Religion an Mittelschulen.

1947 wurde Kornfeld zum Kaplan an der Anima in Rom ernannt, wo er bis 1949 blieb. Dort studierte er am Päpstlichen Bibelinstitut (Lic. rer. bibl. 1948). Von Rom zurückgekehrt wurde er mit 12. September 1949 Kirchenrektor der Krankenhauskirche der Barmherzigen Brüder in Wien-Leopoldstadt (Große Mohrengasse 9/Taborstraße 16), wo er auch wohnte. Er unterrichtete neuerlich Religion an Wiener Gymnasien und habilitierte sich Anfang 1952 für das Fach Altes Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Im Jahr 1955 wurde an dieser Fakultät mit Wilhelm Keilbach die Lehrkanzel bzw. das Institut für Religionswissenschaften errichtet. Als dieser jedoch bereits 1956 einen Ruf nach München erhielt, wurde Kornfeld am 11. August 1956 mit der Supplierung dieser Lehrkanzel betraut. Damit beendete er auch seine Tätigkeit als Religionsprofessor. Seine Ernennung zum außerordentlichen Universitätsprofessor dieses Faches erfolgte mit 14. April 1958, die zum ordentlichen Universitätsprofessor am 24. Juli 1963.

Doch Kornfeld war von der wissenschaftlichen Genese her Alttestamentler. Als Johannes Gabriel, sein Habilitationsvater und Ordinarius dieses Faches, krankheitshalber nicht mehr voll seinen Lehrverpflichtungen nachkommen konnte, supplierte Kornfeld zusätzlich. Nach der endgültigen Emeritierung Gabriels wurde er schließlich am 29. September 1965 zum ordentlichen Universitätsprofessor für Altes Testament ernannt und blieb dies bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1987. Ebenfalls im Jahr 1965 wurde er am 9. März zum Päpstlichen Geheimkämmerer (Monsignore) ernannt. In den Studienjahren 1964/65 und 1975 bis 1977 war er Dekan der Fakultät und in den Studienjahren 1968 bis 1970 sowie 1973 bis 1975 Senator. Am 14. Januar 1978 erhielt er den Titel eines Päpstlichen Ehrenprälaten.

Der wissenschaftliche Schwerpunkt Kornfelds lag zum einen im Buch Levitikus (3. Buch Mose). Mit dem in diesem befindlichen Heiligkeitsgesetz habilitierte er sich. Ebenso verfaßte er in der renommierten Echter-Bibel den Kommentar zu diesem Buch, der sein Lebenswerk wurde, aber erst posthum erschienen ist. Zum anderen beschäftigte er sich mit aramäischen Inschriften vornehmlich in Ägypten, wozu er auch an Ausgrabungen dort teilnahm.

In der universitären Lehre vertrat Kornfeld den Standpunkt der historisch-kritischen Exegese und hob sich damit wohltuend gegenüber seinem Vorgänger und seinem anfänglichen Kollegen im Fach Neues Testament, Johannes Kosnetter (Aa), ab. Bei den Studenten war er teilweise beliebt, weil er im Vortrag sehr anschaulich sowie lebendig war und weil er sich durch sein entsprechendes Auftreten wohltuend von der Biederkeit seiner Kollegen abhob. Er war aber auch gefürchtet, weil er vor allem in der Anfangsphase oft ein strenger und unberechenbarer Prüfer war.

Aufgrund der bis zur Studienreform in den späten sechziger Jahren gültigen theologischen Promotionsordnung betreute er auch viele Dissertanten. Damals mußte man in jenem Fach, wo man die Doktorarbeit schrieb, kein Rigorosum ablegen. Da das biblische Rigorosum wegen der Sprachkenntnisse (Griechisch und Hebräisch) als das schwerste galt, verfaßte man daher die Dissertation vornehmlich in den Fächern Altes oder Neues Testament, um sich diese Prüfung zu ersparen. Gerhard Hartmann (Baj) war bei Kornfeld zeitweise Assistent.

Kornfeld war von 1962 bis 1967 Verbindungsseelsorger der Marco-Danubia, deren Band er auch erhielt. Seinen Ruhestand konnte er kaum genießen, weil er bereits ein Jahr nach seiner Emeritierung am Fest des hl. Martin von Tours nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb. Er wurde am Wiener Zentralfriedhof, Priestergräber der Erzdiözese Wien, begraben.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz).
Diözesanarchiv Wien. Priesterdatenbank.
Studien zum Pentateuch. Walter Kornfeld zum 70. Geburtstag. Hg. von Georg Braulik. Wien 1977.
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien. 1884–1984. Festschrift zum 600-Jahr-Jubiläum. Hg. Ernst Christoph Suttner. Berlin 1984, S. 58 und 83.