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em. Univ.-Prof. lic. iur. can Dr. Karl-Theodor Geringer

em. Univ.-Prof. lic. iur. can Dr. Karl-Theodor Geringer

Urverbindung: Norica (28.11.1958)

Geboren: 13.04.1937, Jalta (autonome Republik Krim, Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik, Sowjetunion; nunmehr Ukraine, von Rußland besetzt)
Gestorben: 03.10.2022, Wien
Universitätsprofessor (Kirchenrecht), Weltpriester

Lebenslauf:

Geringer wurde als Sohn eines Schlossers geboren. Dieser nahm als Mitglied des sozialdemokratischen Republikanischen Schutzbundes an den Kämpfen im Februar 1934 teil und floh danach mit der Familie zuerst in die Tschechoslowakei und dann von dort in die Sowjetunion, wo Geringer geboren wurde. Die Familie kehrte im Dezember 1938 nach Wien zurück. Der Vater wurde in der Folge zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und machte als Kanonier den Frankreichfeldzug mit, wo er verletzt wurde und im Juni 1940 im Lazarett Köln-Hohenlind verstarb. Die Mutter starb 1941 an Tbc. In der Folge kümmerte sich die Schwester des Vaters um die verwaisten Kinder. Diese, eine gläubige Katholikin, ließ sie Ende 1944 taufen. Dabei erhielt Geringer den zweiten Vornamen Theodor nach dem damaligen Erzbischof von Wien, Theodor Kardinal Innitzer (NdW).

Da die Tante in Wien-Erdberg eine sehr kleine Wohnung besaß, lebte Geringer in seiner Schulzeit hauptsächlich in Heimen, vor allem im Schülerheim der Salesianer Don Boscos in Wien-Erdberg (Hagenmüllergasse). Nach der Volksschule besuchte er ab der 5. Klasse das Gymnasium in Wien-Landstraße (Kundmanngasse), wo er 1956 mit Auszeichnung maturierte. Anschließend trat er in das Wiener Priesterseminar ein und begann das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1961, Dr. theol. 1970), wo er der Norica beitrat (Couleurname Elatton; dieser stammt aus dem Griechischen. ???tt??, und ist ein Anspielung an seinen Familiennamen). Während des Studiums engagierte er sich in der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) und war Fachschaftsleiter an der Theologischen Fakultät. Vorsitzender des Hauptausschusses der ÖH an der Universität Wien war damals Wilhelm Ukmar (Nc), der Geringer wahrscheinlich zur Norica brachte und sein Leibbursch war.

Am 29. Juni 1961 wurde Geringer von Franz Kardinal König (Rd EM) zum Priester geweiht. Bei seiner Primizmesse Anfang Juli in der Pfarrkirche St. Peter und Paul (Erdberg) nahm Alt-Bundeskanzler Julius Raab (Nc) teil. Im Anschluß daran war Geringer 1961/62 Kaplan in Bruck/Leitha, von 1962 bis 1966 in St. Josef in Weinhaus (Wien-Währing) und von 1966 bis 1970 in St. Florian (Wien-Margareten). Parallel dazu schlug er eine wissenschaftliche Laufbahn im Fach Kirchenrecht ein und wurde 1964 Assistent am Institut für Kirchenrecht an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät unter dem Ordinarius Alexander Dordett (Merc EM). Bereits seit 1963 Auditor (Vernehmungsrichter) wurde er mit 1. Dezember 1966 zum Prosynodalrichter am Erzbischöflichen Metropolitan- und Diözesangericht Wien ernannt.

Von 1970 bis 1973 studierte Geringer Kanonisches Recht an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität München (Lic. iur. 1973) und war danach wieder als Universitätsassistent und am Wiener Diözesangericht tätig, wo er mit 1. Oktober 1980 zum Vizeoffizial ernannt wurde. Nebenbei wirkte er noch seelsorglich in St. Brigitta (Wien-Brigittenau). In dieser Zeit habilitierte er sich bei Alexander Dordett für Kirchenrecht. Doch noch bevor die Habilitation förmlich zu Ende war, erhielt er einen Ruf an die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Passau. Er war dort zuerst 1981 Fachvertreter und wurde mit 1. Januar 1982 zum ordentlichen Professor für Kirchenrecht ernannt. Damit endete am 29. April 1982 auch seine Tätigkeit am Wiener Metropolitan- und Diözesangericht. In Passau vertrat er sein Fach auch an der dortigen Juridischen Fakultät.

Mit 1. August 1986 wurde Geringer zum ordentlichen Professor am Kanonistischen Institut der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität München ernannt. Dort war er Nachfolger des frühverstorbenen Richard A. Strigl. Sein Nachfolger in Passau wurde Helmuth Pree (A-D EM). Seit 1947 besteht in München das Kanonistische Institut, das als einzige Einrichtung im deutschsprachigen Raum ein Aufbaustudium in Kirchenrecht anbietet und bei dem man, ähnlich wie in Rom, die akademischen Grade eines Lic. iur. can. (Lizenziat) und eines Dr. iur. can. erwerben kann. Aufgrund dessen besitzt dieses Institut drei Lehrstühle. Dort hatte Geringer gemäß seines wissenschaftlichen Schwerpunkts jenen für Ehe-, Prozeß- und Strafrecht sowie Staatskirchenrecht bis zu seiner Emeritierung am 30. September 2002 inne. Seit 2001 heißt dieses Kanonistische Institut Klaus-Mörsdorf-Studium für Kanonistik, benannt nach dem bekannten Münchner Kirchenrechtler Klaus Mörsdorf (R-F).

Darüber hinaus lehrte Geringer ab 1997 Kirchenrecht auch an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg, nachdem dort aus Einsparungsgründen der betreffende Lehrstuhl gestrichen wurde und dieses Fach nunmehr von München mitbetreut wird. In München übernahm er auch Gerichtsfunktionen und war von 1987 bis 1995 Vizeoffizial des Erzbischöflichen Metropolitan- und Diözesangerichts München und Freising. Ab 1996 war er auch Richter am Diözesangericht in Augsburg. Darüber hinaus war er in einer Münchener Vorstadtpfarre (München-Untermenzing) seelsorglich tätig.

Nach einem Krankenhausaufenthalt im Herbst 2021 zog Geringer nach Wien, wo er verstarb. Seinen Leichnam vermachte er dem Anatomischen Institut der Universität München. Danach wurden die sterblichen Überreste im Priestergrab auf dem Waldfriedhof in München beigesetzt. Das gelegentliche Narrativ, er hätte in Wien bei seiner jüngeren Schwester gelebt, ist nicht zutreffend.

Werke:

Die Konfessionsbestimmung bei Kindern aus gemischten Ehen in der Zeit zwischen Tridentinum und CIC (Diss. 1971).
Das Recht auf Verteidigung im kanonischen Prozeß (Lic. 1976).
Kirche Ehejudikatur. Eine Untersuchung aufgrund der Tätigkeit des Wiener Diözesangerichts seit Inkrafttreten des CIC (Habil. 1980).
(Hg.) Iuri canonico promovendo. Festschrift Heribert Schmitz zu 65. Geburtstag (1994).
(Hg.) Das Kanonistische Institut der Ludwig-Maximilian-Universität München 1947–1997 (1997).
(Hg.) Communio in ecclesiae mysterio. Festschrift Winfried Aymans zum 65. Geburtstag (2001).

Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 7. 10. 2022).
Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz, 8. 10. 2022).
Verbindungsarchiv Norica (Fiducit unseren Verstorbenen, Ausgabe 2022/23, 48f.).
Diözesanarchiv Wien. Priesterdatenbank (17. 10. 2022).
Mitteilung Herbert Markwitz (Baj) (12. 10. 2022).
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Gestapoopfer
(Arbeiterbewegung), Jakob Geringer.
Iudicare inter fideles. Festschrift für Karl-Theodor Geringer zum 65. Geburtstag. Hg. von Winfried Aymans–Stephan Haering–Heribert Schmitz. St. Ottilien 2002, XI-XV.
https://www.kaththeol.uni-muenchen.de/ueber_die_fak/gesch_fakultaet/profs_1826_2013/geringer/index.html
https://www.kaththeol.uni-muenchen.de/lehre/stud_for_einh/kanonistik/aktuelles/aktuelle-ereignisse/geringer/index.html