Wartungsfunktionen

KonsR. Abt Präl. Dr. Burkhard Ellegast , OSB

KonsR. Abt Präl. Dr. Burkhard Ellegast , OSB

Urverbindung: Norica (07.11.1957)

Geboren: 06.11.1931, Melk
Gestorben: 31.01.2022, Melk
Abt (Stift Melk), Ordenspriester (OSB)

Lebenslauf:

Burkhard Ellegast wurde als Sohn eines stiftlichen Fleischhauers geboren und auf den Namen Franz getauft. Er besuchte in Melk zuerst die Volksschule und absolvierte dann die Hauptschule. 1946 konnte er nach einer Aufnahmeprüfung in Latein in die 4. Klasse des Stiftsgymnasiums wechseln, wo er 1951 mit Auszeichnung maturierte. Sein Klassenvorstand war P. Georg Markovics (Nc). Am 14. August 1951 trat er in das Stift Melk ein und nahm den Ordensnamen Burkhard an (erster Bischof von Würzburg). Nach dem einjährigen Noviziat und der einfachen Profeß am 15. August 1952 begann er das Studium an der Theologischen Fakultät Salzburg (abs. theol. 1956). Am 15. August 1955 legte er die feierliche Profeß ab, und am 12. August 1956 wurde er in Melk von Franz Kardinal König (Rd EM) zum Priester geweiht, der drei Monate zuvor als Weihbischof von St. Pölten zum Erzbischof von Wien ernannt wurde. Seine erste Messe feierte Ellegast am 15. August, dem „hohen Frauentag“.

Burkhard Ellegast begann im Herbst 1956 für das gymnasiale Lehramt (Latein und Griechisch) das Studium der Klassischen Philologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (abs. phil. 1961, Dr. phil. 1963, Lehramtsprüfung 1964), wo er der Norica beitrat (Couleurname Cicero/PaBu). Sein Leibbursch war Heinrich Wohlmeyer (Nc). Als die Norica für das Studienjahr 1959/60 zum Vorort gewählt wurde, bekleidete er die Funktion eines 1. Vorortsschriftführers, der VOP war Engelbert Schragl. Als Kardinal König am 12. Juli 1958 die Ehrenmitgliedschaft der Norica verliehen bekam, übersetzte Burkhard Ellegast sämtliche Texte des Kommerses, die der Senior Schragl zu sprechen hatte, ins Lateinische. Kardinal König antwortete in den ersten Sätzen seiner Dankesrede hierauf auch auf Lateinisch.

Burkhard Ellegast war ab Herbst 1961 als Konviktspräfekt und ab 1962 als Lehrer bzw. dann als Professor am Stiftsgymnasium eingesetzt. 1965 wurde er zum Novizenmeister ernannt, welche Funktion er bis 1988, noch als Abt, bekleidete. In dieser Zeit konnte er viele Novizen zum Eintritt in das Stift bewegen, auch aus dem CV. Am Heiligen Abend des Jahres 1967 wurde er zum Subprior ernannt, welche Funktion er bis zu einer Abtwahl bekleidete. Diese erfolgte am 7. August 1975, die Abtbenediktion am 6. September. Er wurde nach jeweils zwölfjähriger Amtszeit 1987 und 1999 wiedergewählt, resignierte aber gemäß den Satzungen der Österreichischen Benediktinerkongregation am 6. November 2001, seinem 70. Geburtstag. Sein Wahlspruch als Abt lautete „Inter Frates“ (Inmitten der Brüder).

Abt Burkhard, der 66. Abt des Stiftes Melk, hat dieses in den letzten Jahrzehnten wie kaum ein anderer geprägt. Er führte es nach dem Konzil in eine neue Zeit und setzte wichtige Schritte der Öffnung und Erneuerung. Er stand für eine konziliare, synodale, offene und gastfreundliche Kirche. Es war ihm ein großes Anliegen, das Stift als ein kulturelles und spirituelles Zentrum zu etablieren, das weit über die Region hinaus wirken sollte.

Obwohl wirtschaftliche und bauliche Zusammenhänge Abt Burkhard bis dahin nicht interessiert hatten, nahm er ab 1978 die Jahrhundertaufgabe der Stiftsrestaurierung in Angriff. In diesem Zusammenhang erwähnte er regelmäßig die Szene vom See Genesareth, in der Jesus Petrus aufgefordert hatte, sein Boot zu verlassen und ihm auf dem Wasser entgegenzugehen. Über Abt Burkhards Veranlassung betraute das Stift die Maler Peter Bischof und Helmut Krumpel mit der Schaffung neuer Fresken für die Giebelfelder des Prälatenhofes. In den Jahren 1989 bis 1994 entstanden aus vielen Gesprächen zwischen Peter Bischof und Abt Burkhard im Vorraum zur Benediktuskapelle Fresken, die er seinen Besuchern gerne erklärte

Eine besondere Sorge von Abt Burkhard galt dem Stiftsgymnasium, mit dem er als Schüler, Lehrer und Abt fast ein ganzes Leben verbunden war. Es wurden neue Klassenräume geschaffen und entsprechende Modernisierungen für fachspezifische Erfordernisse getroffen. Ein großes Anliegen von ihm war auch die Öffnung des Stiftes für die unterschiedlichsten Veranstaltungen. Auch veröffentlichte er zahlreiche Beiträge vornehmlich zum Stift Melk in Zeitschriften und Sammelwerken.

Für Abt Burkhard stand der individuelle Mensch mit seinen persönlichen Problemen im Vordergrund. Aufgrund seiner unorthodoxen Ansichten, die er schon vor dem Zweiten Vatikanum äußerte, wurde er bereits als Student in Wien zum religiösen Berater und hatte in den fünfziger und sechziger Jahren auf die jungen Noriker einen größeren Einfluß als der offizielle Verbindungsseelsorger. Er war der geborene Seelsorger, suchte religiöse Auswege in persönlichen Problemsituationen. Er traute viele Menschen, darunter auch viele Norkcer, und taufte deren Kinder. Beim Trauerkommers der Norica für Alois Mock (Nc) im Festsaal des Wiener Rathauses hielt er die Rede.

In einem Nachruf in der offiziellen Parte des Stiftes für Abt Burkhard heißt es u. a.: „Abt Burkhard war ein Visionär, der vieles weiterbrachte, aber auch in manchen enttäuscht wurde. Bei all dem war er aber ein Mensch, der an das Evangelium glaubte. Das Geschehen rund um ihn suchte er aus dem Evangelium zu deuten; die Begegnungen mit den Menschen wurden ihm wiederum zum Schlüssel, das Evangelium zu verstehen. Jeden Abend betete er jenes Gebet, das der Mönch vor der Ablegung seiner Ordensprofeß spricht: Suscipe me Domine, secundum eloquium tuum et vivam, et non confundes me ab expectatione mea. / Nimm mich auf, o Herr, nach deinem Wort, und ich werde leben. Laß mich in meiner Hoffnung niemals scheitern.“

Abt Burkhard verbrachte fast sein ganzes Leben, mit Ausnahme seines Studiums, in Melk, starb friedlich in seinem Zimmer und wurde nach einem Requiem in der Stiftskirche in deren Gruft beigesetzt.

Werke:

Peter Bischof. Die Benediktinerfresken im Stift Melk (1995)
Das Stift Melk, gemeinsam mit Ernst Bruckmüller (1998)
Der Weg des Raben (2010)

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz, 2. und 11. 2. 2022), diverse Lebensläufe, Nachruf des Stiftes (Parte).
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 2. 2. 2022).
Bischöfe, Äbte, Pröpste aus dem CV und ÖCV. Hg. vom Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen und vom Cartellverband der katholischen österreichischen Studentenverbindungen. Regensburg–Wien 2009, S. 33.