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Abg. z. NR a.D. HS Prof. Dr. Edmund Grünsteidl

Abg. z. NR a.D. HS Prof. Dr. Edmund Grünsteidl

Ehrenmitgliedschaften: Mercuria

Geboren: 09.10.1900, Wien
Gestorben: 03.12.1971, Wien
Nationalratsabgeordneter, Hochschulprofessor (Technologie und Warenwirtschaftslehre)

Lebenslauf:

Grünsteidl absolvierte das Gymnasium in Wien und studierte anschließend Chemie und Physik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil. 1925). Ebenso studierte er auch an de Technischen Hochschule in Wien und Mikorochemie bei Fritz Pregl an der Universität Graz. Daneben absolvierte er eine Ausbildung in wissenschaftlicher Fotografie. Nach dem Studium und nach zwei kurzen Stellen wurde er 1926 Assistent an der Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Chemische Industrie. Ab 1927 war er Assistent am Technologischen Institut der Hochschule für Welthandel (nunmehr Wirtschaftsuniversität) und habilitierte sich dort 1933 über die Mikrochemie in der Warenkunde und war dann Privatdozent. Seit Mai 1933 war er Mitglied der Vaterländischen Front.

1934 wurde Grünsteidl Leiter der Österreichischen Rohstoff-Forschungsstelle im Gewerbeförderungsinstitut der Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie in Wien. Diese wurde 1938 nach dem Anschluß aufgelöst, so daß er entlassen wurde. Danach war er als Lehrer an Berufsschulen eingesetzt. Ende 1939 wurde ihm die Venia legendi an der Hochschule für Welthandel entzogen. Ab Mai 1943 war er am Forschungsinstitut der Süddeutschen Zellwolle AG in Kelheim an der Donau (Niederbayern) tätig, von wo er dann im November 1945 nach Wien zurückkehrte.

Im Zuge seiner Entlassung nach dem Anschluß stellte Grünsteidl den Antrag auf Aufnahme in den NSDAP und wurde ab 7. Mai 1938 als Parteianwärter geführt, wobei hier wahrscheinlich berufliche Gründe ausschlaggebend gewesen sein dürfte. Doch das Gaugericht Wien lehnte 1940 seinen Parteibeitritt vorerst ab. Doch Grünsteidl stellte im Oktober 1940 neuerlich ein Beitrittsgesuch. Es kam dann zu einigem Hin und Her, so daß er schließlich erst im Juli 1943 mit dem Eintrittsdatum 1. Oktober 1940 in die NSDAP aufgenommen wurde (Mitgliedsnummer 9 020 920). Darüber hinaus war er noch Mitglied des NS-Lehrerbundes (NSLV) und der NS-Volkswohlfart (NSV). Hingegen soll er mit Max Gererstorfer (Baj) und dessen Widerstandsgruppe Kontakt gehabt haben.

Nach dem Krieg kehrte Grünsteidl an das Wirtschaftsförderungsinstitut (frühere Gewerbeförderungsinstitut) der Wiener Handelskammer zurück. 1948 wurde er Leiter der Warenprüfstelle des Bundesgremiums der Drogisten an der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft. Bereits 1945 erhielt er seine Venia legendi an der Hochschule für Welthandel zurück und beteiligte sich an deren Wiederaufbau. Bereits 1946 war er provisorischer Leiter der Lehrkanzel für Warenkunde. Mit 16. Dezember 1949 wurde er zum außerordentlichen Hochschulprofessor für Technologie, 1955 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Hochschulprofessor für Technologie und Warenwirtschaftslehre.

Für das Studienjahr 1958/59 wurde Grünsteidl zum Rektor der Hochschule für Welthandel gewählt. Für das Studienjahr 1959/60 wurde er wiedergewählt, da er sich für die Belange der Universitäten und Hochschule einsetzte. Das bewog die Wiener ÖVP, ihn an wählbarer Stelle für die Wahlen zum Nationalrat im Frühjahr 1959 aufzustellen. Grünsteidl wurde gewählt und gehörte dem Nationalrat vom 9. Juni 1959 bis 14. Dezember 1962 an.

Grünsteidl war seit 1951 auch Direktor des Österreichischen Faserforschungsinstituts, beim Österreichischen Institut für Verpackungswesen und bei der Österreichischen Gesellschaft für Warenkunde. Er wurde auf dem Friedhof in Wien-Gersthof begraben.


Werke:

Praktikum der Warenkunde (1931).
Warenkunde mit Einschluß der Technologie (1953).
Chemische Faserstoffe und ihre Eigenschaften (1953).

Quellen und Literatur:

Die Waren im Weltbild der Wirtschaft. Festschrift für Edmund Grünsteidl zum 70. Geburtstag. Hg. von Helge Gasthuber. Wien 1970.
Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 172f.
Wladika, Michael: Zur Repräsentanz von Politikern und Mandataren mit NS-Vergangenheit in der Österreichischen Volkspartei 1945–1980. Eine gruppenbiographische Untersuchung. Forschungsprojekt im Auftrag des Karl von Vogelsang-Instituts. Wien 2018 (als pdf verfügbar), S. 67-75.