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Dkfm. Max Gererstorfer

Dkfm. Max Gererstorfer

Urverbindung: Bajuvaria (16.10.1929)

Geboren: 04.01.1907, Wien
Gestorben: 06.04.1945, Rannersdorf (Schwechat, Bezirk Bruck/Leitha, Niederösterreich)
Beamter (Bundeskanzleramt), Widerstandskämpfer (Opfer)
Politische Haft: Untersuchungshaft 1942

Lebenslauf:

Gererstorfer stammte aus Wien-Wieden und wurde als Sohn eines Beamten geboren. Er absolvierte 1927 die Handelsakademie I (Akademiestraße) und begann danach das Studium an der Hochschule für Welthandel in Wien (Dkfm. 1931), wo er der Bajuvaria beitrat (Couleurname Wotan). 1931/32 machte er am Lehrerseminar eine Zusatzausbildung für eine Lehrtätigkeit an kaufmännischen Schulen, trat jedoch dann in den Dienst des Bundeskanzleramtes, wo er auch nach dem Anschluß verblieb und später in der Abwicklungsstelle der ehemaligen österreichischen Landesregierung eingesetzt war.

Gererstorfer stieß bald zur Widerstandsgruppe Meithner, die unter der Leitung des 1938 entlassenen Professors an der Hochschule für Welthandel, Karl Meithner, stand. Ihre Wurzeln reichen bis in das Jahr 1938. Diese katholisch ausgerichtete Gruppe unterstütze mit Spenden die Familien der Opfer des NS-Regimes und hielt auch Kontakt mit Kommunisten in Wien-Ottakring. Anfang 1940 schlug die Gestapo zu und verhaftete Meithner und einige andere der Gruppe, nicht jedoch Gererstorfer, der in der Folge die Führung der restlichen Gruppe übernahm. Zu dieser gehörtem auch Eduard Chaloupka (Baj), Hans Dorrek (Baj), Ernst Krumhaar (NbW), Karl Plankensteiner (BbW), Felix Romanik (Baj) und Robert Steyskal (Nc) bzw. hatten Kontakt. Gererstorfer wurde in der Folge zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und war als Kriegsverwaltungs-Inspektor in der Verwaltung des Wehrkreises XVII (Wien) bei den Verwaltungslehrgängen eingesetzt.

1942 kam es zu einem Hochverratsprozeß gegen die im Jahr 1940 Verhafteten. Im Zuges dessen wurde Gererstorfer am 15. Juni 1942 verhaftet und in das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis in Wien-Favoriten (Hardtmuthgasse 42) eingeliefert, weil er von Mitangeklagten belastet wurde. Nach Einschätzung des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) hätte seine Verhaftung den Zweck gehabt, ihn zu Aussagen gegen die Hauptangeklagten Meithner und Steyskal zu bewegen. Diese wurden am 5. November 1942 verurteilt. Bezüglich Gererstorfer ist keine Verurteilung bzw. kein Verfahren nachzuweisen, so daß nach Ansicht des DÖW gegen ihn keine Anklage erhoben wurde.

Es ist daher davon auszugehen, daß Gererstorfer nach dem Urteil aus der Untersuchungshaft entlassen wurde und wieder zur Deutschen Wehrmacht zurückkehrte. Dort fand er wieder Kontakt zur Widerstandsbewegung. Beim Herannahen der Roten Armee an Wien desertierte er und sollte im Auftrag der Widerstandsbewegung am 6. April 1945 im Raum Schwechat Kontakt mit den Sowjets aufnehmen. Dabei wurde er auf dem Gebiet der Schwechater Katastralgemeinde Rannersdorf von einem Artilleriegeschoß getroffen. Seine Leiche konnte geborgen werden und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet (30C/10/14). Gererstorfer kam bei einer aktiven Widerstandshandlung gegen das NS-Regime ums Leben und gilt daher als NS-Opfer.

Quellen und Literatur:

Archiv der Wirtschaftsuniversität Wien, Mitteilung vom 10. 4. 2019.
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, Mitteilung von Stephan Roth, 26. 3. und 13./14. 11. 2019.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 454.
Widerstand und Verfolgung in Wien 1934–945. Eine Dokumentation. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Band 3: 1938–1945. Wien 1975, S. 111f.