Lebenslauf:
Heinzel wurde als Sohn eines k. k. Eisenbahnbeamten in jenem nordöstlichen schmalen Gebiet Niederösterreichs geboren, das 1919 aufgrund des Vertrags von Saint-Germain an die Tschechoslowakei abgetreten werden mußte. Unter-Themenau liegt am südwestlichen Ufer der Thaya vis-á-vis des ehemals mährischen Lundenburg (Breclav). Nach der Volksschule absolvierte er das Gymnasium bzw. Knabenseminar in Hollabrunn. 1920/21 trat er der katholischen Ferialverbindung (später MKV) Herulia Wolkersdorf bei.
Nach seiner Matura im Jahr 1922 trat Heinzel in das Wiener Priesterseminar ein und begann das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. 1923 trat er in die Gesellschaft Jesu (Jesuiten) ein und war zuerst im Noviziat in St. Andrä im Lavanttal (Kärnten). Danach studierte er zuerst an der Jesuitenhochschule in Pullach bei München und dann an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck (abs. theol. 1927, Dr. theol. 1934). Nach Studienabschluß arbeitete er zuerst drei Jahre als Erzieher am Jesuitenkolleg Wien-Kalksburg, um dann nach Innsbruck zurückzukehren, dort das Doktoratsstudium zu beenden und 1932 zum Priester geweiht zu werden.
Bereits 1935 wurde Heinzel zum Professor für Kirchenrecht an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt der Diözese Gurk in Klagenfurt ernannt. Nach dem Anschluß im März 1938 machte er nicht von der für die Jesuiten bestehenden Möglichkeit Gebrauch, nach Sitten (Schweiz) zu gehen, sondern blieb in Klagenfurt, obwohl 1939 sein Gehalt eingestellt und das Gebäude der Hauslehranstalt konfisziert wurde.
Heinzel wurde ab 1941 seelsorglich in jenen slowenischen Gebieten eingesetzt, die nach dem Balkanfeldzug im April 1941 bzw. nach der Zerschlagung Jugoslawiens an den Gau Kärnten angeschlossen wurden. Im Zuge dieser Tätigkeit wurde er – wahrscheinlich von slowenischen Priestern – in Rom denunziert, weil er angeblich liturgische Vorschriften kriegsbedingt nicht eingehalten hätte, Rom billigte aber seine Vorgangsweise. 1944/45 wurde sein seelsorglicher Einsatz in diesem Gebiet wegen der Partisanenkämpfe immer gefährlicher. Heinzel hat hier mitten zwischen Partisanen und deutschen Truppen Kranken, Verwundeten und Sterbenden geholfen, auch wenn sie keine gläubigen Katholiken oder Slowenen waren. Das hätte für ihn leicht das Todesurteil seitens der Deutschen bedeuten können, oder er hätte als Priester von den Partisanen erschossen werden können.
Als Heinzel gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erfahren hatte, daß die Tito-Partisanen den Laibacher Erzbischof Gregor Rožman erschießen wollten, fuhr er unter Lebensgefahr zu ihm, um ihn am 5. Mai 1945 zur Flucht zu verhelfen. Darüber hinaus hat er in Klagenfurt jene slowenischen Priester aufgenommen, die von den Kommunisten vertrieben wurden.
Heinzel verließ jedoch 1945 Klagenfurt und kehrte nach Innsbruck an die wieder eröffnete Theologische Fakultät zurück. Dort wurde er 1947 zum ordentlichen Professor für Kirchenrecht ernannt. Zweimal war er dort Dekan (1955/56 und 1960/61) und im Studienjahr 1957/58 Rektor der Innsbrucker Universität. In den Jahren 1949 bis 1955 war er Provinzial der Österreichischen Provinz der Jesuiten. Neben vielen anderen Funktionen war er auch Mitglied einer Vorbereitungskommission für das Zweite Vatikanische Konzil.
Heinzel kam von der Moraltheologie zum Kirchenrecht, was seine Lehr- und Forschungstätigkeit beeinflußte. So hat ihn der Innsbrucker Moraltheologe Albert Schmitt SJ (Nm, AIn) beauftragt, das von Hieronymus Noldin begonnene und von ihm weitergeführte damals sehr bekannte moraltheologische dreibändige Standardwerk „Summa theologiae moralis“ weiterzuführen bzw. die weiteren Auflagen zu besorgen. Ansonsten meldete sich Heinzel immer wieder zu Fragen der Seelsorge, der Priesterausbildung, des politischen Lebens sowie des Verhältnisses von Staat und Kirche zu Wort.
Heinzel, bereits katholischer Couleurstudent, erhielt 1956 die Ehrenmitgliedschaft der Leopoldina (Couleruname Dittrich). Nach zwei Herzinfarkten war er gesundheitlich angeschlagen und starb während eines Kuraufenthaltes in der Steiermark. Er wurde in der Krypta der Jesuitenkirche Innsbruck beigesetzt.
Werke:
(Auswahl)Der Katholik im öffentlichen Leben (1946).
Kirche und Toleranz (1958).
Quellen und Literatur:
Mitteilungen der K. Ö. H. V. Leopoldina, Nr. 62, Mai 1969, S. 46f.Sauser, Ekkart (AIn): Gottfried Heinzel, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Band 14 (1998), Sp. 1082–1084.
Jandl, Gerhard (Kb): Pater Gottfried Heinzel – Coueurstudent, Wissenschafter, Kämpfer gegen Totalitarismen, in: ACTA STUDENTICA 49 (2018), Folge 207 (Dezember), S. 5–7.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 417f.