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Chefred. DDr. Anton Ruß

Chefred. DDr. Anton Ruß

Urverbindung: Leopoldina (27.10.1933)

Geboren: 05.04.1914, Bregenz
Gestorben: 04.09.1969, Bregenz
Verleger und Chefredakteur („Vorarlberger Nachrichten“)

Lebenslauf:

Ruß wurde als Sohn des Verlegers und Chefredakteurs der damaligen „Vorarlberger Landeszeitung“, Eugen Ruß, geboren, und besuchte in Bregenz die Volksschule sowie anschließend das Stiftsgymnasium in Mehrerau. Nach der Matura 1933 begann er mit dem Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1937, Dr. rer. pol. 1938), wo er der Leopoldina beitrat (Couleurname Kater). Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er bei seinem Vater in der „Vorarlberger Landeszeitung“ mit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete die französische Besatzungsmacht als vorerst einzige Tageszeitung die „Vorarlberger Nachrichten“, die von den Parteien – ähnlich wie das „Neue Österreich“ in Wien – paritätisch beschickt wurden. Seitens der ÖVP wurde hierfür Eugen Franz Breier (Nc) nominiert. Als im November 1945 wieder Parteizeitungen zugelassen wurden, entstand seitens der ÖVP der „Vorarlberger Volksbote“, bei dem Breier Chefredakteur wurde. Die „Vorarlberger Nachrichten“ wurden hingegen von Eugen Ruß übernommen, der sowohl Geschäftsführender Gesellschafter wie auch Chefredakteur wurde. Sein Sohn, Anton Ruß, unterstützte ihn ab 1948 in diesen beiden Funktionen und wuchs so in die künftige Führungsrolle hinein.

Die „Vorarlberger Nachrichten“ wurden in den folgenden Jahren zur führenden Tageszeitung im Land. Zusätzlich wurde 1951/52 eine Offsetdruckerei gegründet, die zum größten graphischen Betrieb Vorarlbergs wurde. Als Eugen Ruß 1962 starb, folgte ihm sein Sohn Anton Ruß in den Positionen des Geschäftsführenden Gesellschafters und Chefredakteurs nach. Er und seine „Vorarlberger Nachrichten“ engagierten sich 1964 in der „Affäre Fussach“. Ein neues Bodenseeschiff sollte nach dem Willen des SPÖ-Verkehrsminister Otto Probst auf den Namen des früheren Bundespräsidenten Karl Renner getauft werden. Die breite Mehrheit der Vorarlberger, an der Spitze die „Vorarlberger Nachrichten“, wollten hingegen, daß das Schiff „Bodensee“ heißen soll.

Als im November 1964 die Taufe stattfinden sollte, wurde diese durch Demonstrationen, zu denen die „Vorarlberger Nachrichten“ aufgerufen hatten, verhindert. Ebenso hatte fie Landesregierung beschlossen, nicht an der Feier teilzunehmen. Verkehrsminister Probst, der das Schiff mit einem Motorboot über den Bodensee erreichen wollte, mußte abdrehen, nachdem dieses bereits von Demonstrationen besetzt war, die eine „Nottaufe“ auf den Namen Vorarlberg vorgenommen hatten. In der Folge wurde gegen Ruß ein Strafverfahren nach § 300 (Aufwiegelung) des damaligen Strafgesetzes eingeleitet, das dann im September 1965 auf Anordnung von Bundespräsident Franz Jonas eingestellt wurde (gemäß Art. 65 Abs. 2, lit. c B-VG, sog. „Niederschlagung des strafgerichtlichen Verfahrens“).

Das machte natürlich Anton Ruß sowie seine „Vorarlberger Nachrichten“ populär, die damals den Zenit ihrer Auflage erreicht hatte. 1968 gelang ihm ein weiterer Coup. Er konnte Otto Habsburg-Lothringen (NbW EM) als ständigen Mitarbeiter für seine Zeitung gewinnen. Ebenso engagierte er sich für das Rundfunkvolksbegehren der unabhängigen Tageszeitungen. In den sechziger Jahren zählte er zweifellos zu den bedeutenden Chefredakteuren in Österreich, Er war u. a. Vorstandsmitglied des Verbandes Österreichischer Zeitungsherausgeber und Aufsichtsratsmitglied.

Ruß starb nach kurzer, schwerer Krankheit. Danach übernahm sein älterer Bruder Eugen Ruß (Le EM) die Geschäftsführung des Verlages, da sein Sohn Eugen A. Ruß (Jahrgang 1961) noch zu klein war. Er wurde 1983 Geschäftsführer und Chefredakteur der „Vorarlberger Nachrichten“.

Quellen und Literatur:

Mitteilungen der K. Ö. H. V. Leopoldina Nr. 63, Dezember 1970, S. 46–48.