Lebenslauf:
Grass wurde als Sohn des Rechtsanwalts Christian Grass (AIn) geboren, der jedoch 1918 einer schweren Kriegsverletzung erlag. Nach der Absolvierung des Gymnasiums in Innsbruck begann er 1931 zuerst das Studium der Geschichte, Geographie, Volkskunde und Kunstgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. phil. 1936; Lehramtsprüfung 1939), dann studierte er an der dortigen Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät (Dr. iur. 1939, Dr. rer. pol. 1940).
Von 1934 bis 1938 war Grass Bibliothekar am Historischen Institut der Universität Innsbruck und absolvierte dann von 1939 bis 1941 in Wien den Kurs des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. 1941 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, wo er bis Kriegsende blieb. Nach dem Krieg trat er 1945 zuerst in den Dienst der Tiroler Landesregierung, habilitierte sich aber bereits 1946 für Österreichische Geschichte, Allgemeine Wirtschaftsgeschichte und Rechtsgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck.
1949 wurde Grass zum außerordentlichen Universitätsprofessor für Deutsches Recht, Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte sowie Allgemeine Wirtschaftsgeschichte an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck ernannt. 1953 erhielt er den Titel eines ordentlichen Universitätsprofessors, und 1959 wurde er zum ordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Im Studienjahr 1959/60 war er Dekan der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät, 1983 wurde er emeritiert.
1970 wurde Grass zum korrespondierenden und 1976 zum ordentlichen Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Ebenso war er u. a. korrespondierendes Mitglied der British Royal Academy. Er war Begründer und Herausgeber der „Forschungen zur Rechts- und Kulturgeschichte“, ebenso Herausgeber der „Studien zur Rechts-, Wirtschaft- und Kulturgeschichte“ sowie Mitherausgeber des Jahrbuchs für Volkskunde der Görresgesellschaft.
Grass verfaßte eine Reihe von Büchern und an die 500 Aufsätze in Zeitschriften und Sammelwerken. Er beschäftigte sich wissenschaftlich insbesondere mit der Geschichte der bäuerlichen Welt im alpinen Bereich, aber auch mit allgemeinen Fragen der Verfassungsgeschichte. Er war der Typus eines Gelehrten, wie er offenbar der Vergangenheit angehört. Seine Kontakte zur Leopoldina fanden erst spät eine konkrete Form, die dann zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft führte (Couleurname Nikolaus). Sein Bruder war Franz Grass, Arzt und titulierter außerordentlicher Universitätsprofessor für Kirchenrecht und kirchliche Rechtsgeschichte an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck. Sein Bruder war Franz Grass (AIn), Arzt und titulierter außerordentlicher Universitätsprofessor für Kirchenrecht und kirchliche Rechtsgeschichte an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck sowie ÖVP-Stadtparteiobmann von Innsbruck. Grass verstarb nach längerem Leiden.
Werke:
(Auswalhl)Beiträge der Rechtsgeschichte zur Alpwirtschaft (Habilitationsschrift,1948).
Österreichische Historikerbiographien (1957).
Reichskleinodien. Studien aus rechtshistorischer Sicht (1965).
Der Wiener Dom, die Herrschaft zu Österreich und das Land Tirol (1968).
Cusanus und das Volkstum der Berge (1972).
Quellen und Literatur:
Festschrift Nikolaus Grass zum 70. Geburstag, hg. von Kurt Ebert (Cl) (1986).Mitteilungen der K. Ö. H. V. Leopoldina Nr. 89, April 2000, S. 52–54.
Fellner, Fritz–Corradini, Doris A.: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Wien 2006, S. 150f.