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Pfr. i.R. Alois Knecht

Pfr. i.R. Alois Knecht

Urverbindung: Leopoldina (12.05.1919)

Geboren: 09.07.1894, Rankweil (Bezirk Feldkirch, Vorarlberg)
Gestorben: 25.04.1993
Weltpriester
Politische Haft: 1939 bis 1945 Polizeihaft, KZ Sachsenhausen und Dachau

Lebenslauf:

Knecht wurde als Sohn eines Lehrers geboren und besuchte das Jesuitengymnasium Stella matutina in Feldkirch. Er wurde nach der Matura im Sommer 1916 zur k. u. k. Armee eingezogen (Auszeichnungen: silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse, Karl-Truppenkreuz) und an der Südwestfront eingesetzt, wo er die 12. Isonzoschlacht mitmachte. 1918 geriet er in italienische Kriegsgefangenschaft, aus der er nach einem halben Jahr zurückkehrte. Danach begann er mit dem Wunsch, Priester zu werden, das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, wo er der Leopoldina beitrat (Couleurname Klappe). Er beendete dieses am Brixener Priesterseminar bzw. an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt und wurde ebenfalls dort am 29. Juni 1923 zum Priester geweiht.

Danach war Knecht an verschiedenen Seelsorgestellen des Generalvikariats Feldkirch (Vorarlberg) eingesetzt, so u. a. als Expositus in Meschach bei Götzis und als Pfarrer in Warth bei Lech am Arlberg, und übernahm 1936 die Pfarrstelle in Meiningen (Bezirk Feldkirch). Nach Kriegsbeginn hielt Knecht am 17. September 1939 eine Predigt, in der er u. a. ausführte_ „Der Krieg ist das größte Übel, das die Menschheit treffen kann, und trotzdem haben wir schon wieder einen Krieg. […] Man muß sich nur das Unglück und das Elend vorstellen, das durch einen Krieg heraufbeschworen wird u. s. w., die Verluste an Gut und Blut, an jungen Menschenleben.“

Die Predigt wurde von einem Gastwirt und Hotelbesitzer mitgeschrieben und zu Anzeige gebracht und nach einer Hausdurchsuchung verhaftet. Er wurde am 10. Oktober 1939 verhaftet und der Übertretung des sog. „Kanzelparagraphen“ beschuldigt. Das war der 1871 eingeführte § 130a StGB: „Ein Geistlicher oder anderer Religionsdiener, welcher in Ausübung oder in Veranlassung der Ausübung seines Berufes öffentlich vor einer Menschenmenge; oder welcher in einer Kirche oder an einem anderen zu religiösen Versammlungen bestimmten Orte vor Mehreren Angelegenheiten des Staates in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise zum Gegenstande einer Verkündigung oder Erörterung macht, wird mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft.“ (Diese Bestimmung galt in Deutschland bis 1953.) Außerdem wurde Knecht vorgeworfen, er hätte gesagt, „der Krieg sei verspielt“.

Nach Polizei- bzw. Gefängnishaft wurde Knecht am 27. Januar 1940 in das KZ Sachenhausen (Oranienburg) überstellt. Von dort wurde er am 14. Dezember 1940 in das KZ Dachau verlegt, wo er bis zum 27. März 1945, fast bis zum Kriegsende, verbleiben mußte. Bemühungen seines Bruders Fidel Knecht (Le), ebenfalls ein Priester, oder des Feldkirchner Generalvikars Franz Tschann um Freilassung blieben ohne Erfolg.

Nach dem Krieg kehrte Knecht wieder nach Meinungen zurück und brandmarkte gleich in seiner Pfingstpredigt 1945 den Denunzianten, der nach Rückkehr aus seiner sowjetischen Gefangenschaft interniert und verurteilt wurde. Es entstand in der Folge ein Konflikt zwischen diesem und Knecht, den das Generalvikariat Feldkirch durch dessen Versetzung nach Fluh bei Bregenz zu entschärfen versuchte. 1955 wurde er Pfarrer von Hohenweiler (bei Lochau an der deutschen Grenze), was er bis zu seiner Pensionierung blieb. In den sechziger Jahren schaltete er sogar den damaligen Nuntius Opilo Kardinal Rossi (Dan EM), weil er der Meinung war, nicht gehörig von der Kirche geehrt worden zu sein. Anfang der achtziger Jahre übersiedelte er in seine Heimat Rankweil, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Er verstarb hochbetagt im 99. Lebensjahr. „Pfarrer Alois Knecht war ein eigensinniger Mensch, das Gegenteil einer obrigkeitshörigen Persönlichkeit.“ (Eva Maria Kaiser)

Quellen und Literatur:

https://stevemorse.org/dachau/details.php?lastname=KNECHT&firstname=Alois&birthyear=1894.
Kaiser, Eva Maria: Hitlers Jünger und Gottes Hirten. Der Einsatz der katholischen Bischöfe Österreichs für ehemalige Nationalsozialisten nach 1945. Wien 2017, S. 348–355.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 167f.