Wartungsfunktionen

em. Univ.-Prof. Dr. Dr. P. Emerich Coreth , SJ

em. Univ.-Prof. Dr. Dr. P. Emerich Coreth , SJ

Urverbindung: Leopoldina (25.11.1967)

Geboren: 10.08.1919, Raabs an der Thaya (Bezirk Waidhofen/Thaya, Niederösterreich)
Gestorben: 01.09.2006, Innsbruck
Universitätsprofessor (Christliche Philosophie), Ordenspriester (SJ), Provinzial der österreichischen Jesuitenprovinz

Lebenslauf:

Coreth wurde als Sohn des Grafen Emmerich Coreth zu Coredo und Starkenberg (1881 – 1947) und der Magdalena, geb. Gräfin Matz von Spiegelfeld, (1888–1973) geboren. Der Vater war österreichischer Verwaltungsjurist (1919 Bezirkshauptmann in Waidhofen an der Thaya und daher in Raabs domizilierend), ab 1931 im Verwaltungsgerichtshof tätig und von 1945 bis zu seinem Tod Präsident des Verwaltungsgerichtshofes. Die Familie Coreth wurde 1772 von Kaiserin Maria Theresia in den erbländisch-österreichischen Grafenstand erhoben.

Coreth besuchte zuerst in Wien das Schottengymnasium und dann das der Jesuiten in Kalksburg bei Wien, wo er 1937 die Matura ablegte. Danach trat er in die Gesellschaft Jesu ein und absolvierte bis 1939 das Noviziat in St. Andrä im Lavanttal (Kärnten). Danach begann er das Studium der Philosophie an der Ordenshochschule in Pullach bei München. 1940 wurde er jedoch zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und macht als Sanitäter den Frankreichfeldzug sowie den Beginn des Rußland-Feldzuges mit.

Ende 1941 wurde Coreth als „nicht zu verwendender Jesuit“ aus der Wehrmacht entlassen und konnte sein Studium in Pullach fortsetzen. In der Folge begann er dann das Studium an der damals (noch) existierenden Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Nach einem kurzen Intermezzo im Sommer 1945 als Bauernknecht in Osttirol kam er nach Innsbruck, wo er das Studium an der wiedereröffneten Theologischen Fakultät fortsetzte (abs, theol. 1947, Dr. theol. 1948) und am 26. Juli 1947 zum Priester geweiht wurde. 1948 ging er nach Rom an die Gregoriana, wo er seine philosophischen Studien mit einer Arbeit über Hegel abschloß (Dr. phil. 1950).

Danach kehrte Coreth nach Innsbruck zurück und habilitierte sich im Oktober 1950 für Christliche Philosophie an der dortigen Theologischen Fakultät. Er nahm nun eine Lehrtätigkeit auf, die 1951/52 durch das Terziat in Münster unterbrochen wurde. Coreth setzte sich zunächst mit Kant, Hegel und Heidegger auseinander. Die Analyse des transzendental-philosophischen Denkens, Heideggers Fundamentalontologie und dessen Stellung zur Gottesfrage bildeten den Schwerpunkt seines philosophischen Arbeitens. In einer Reihe von Beiträgen verfolgte er auch die Entwicklung der Gottesfrage im Deutschen Idealismus.

Aus dieser philosophischen Linie heraus entstand 1961 sein Hauptwerk „Metaphysik“, wo er eine Grundlegung der Seinsmetaphysik in tranzendentaler Methode entfaltete. Als Bedingungen, ohne die das menschliche Fragen nicht möglich wäre, werden hier Unterscheidungen und Zusammenhänge aufgewiesen, die den klassischen Begriffen der Metaphysik entsprechen und die deren Sinn, ausgehend von Bedingungen bewußten menschlichen Lebens, erschließen. Dieses Buch erlebte mehrere Auflagen und war vor allem in den sechziger Jahren ein weitverbreitetes Lehrbuch für das philosophische Studium an den Theologischen Fakultäten.

Am 24. Januar 1955 wurde Coreth zum ordentlichen Universitätsprofessor für Christliche Philosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck ernannt. Durch seine Lehrtätigkeit und seine Publikationen begründete er damals gemeinsam mit anderen – u. a. Karl Rahner, Hugo Rahner (AlIn EM), Andreas Jungmann – den besonderen Ruf der Innsbrucker Theologischen Fakultät. In den Jahren 1957/58 und 1968/69 war er deren Dekan und in den zwei Studienjahren 1969 bis 1971 Rektor der Universität. 1989 wurde er emeritiert. Davor, 1961 bis 1968, war er Rektor des Jesuitenkollegs, und von 1972 bis 1977 Provinzial der österreichischen Jesuitenprovinz.

Coreth wurde von der Leopoldina in den Stand eines Urphilisters aufgenommen. Er starb an den Folgen einer Gehirnblutung und wurde in der Gruft der Jesuitenkirche in Innsbruck beigesetzt.

Werke:

(Auswahl)
Das dialektische Sein in Hegels Logik (1952).
Grundfragen des menschlichen Daseins (1956).
Metaphysik. Eine methodisch-systematische Grundlegung (1961, 3. Aufl. 1980).
Was ist der Mensch? Grundzüge einer philosophischen Anthropologie (1973).
Vom Sinn der Freiheit (1985).
(Herausgeber) Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts. Drei Bände (1987–1990).
Grundriß der Metaphysik (1994).
Die Theologische Fakultät Innsbruck (1995).
Gott im philosophischen Denken (2001).

Quellen und Literatur:

Sinngestalten. Metaphysik in der Vielfalt menschlichen Fragens. Festschrift für Emmerich Coreth. Hg. von Otto Muck. Innsbruck 1989.
Muck, Otto: Prof. Dr. Emerich Coreth SJ 1919–2006, in: Zeitschrift für katholische Theologie 129 (2007), S. 97–99.
https://www.uibk.ac.at/philtheol/coreth/person
Zacherl, Michael: Geschichte der Jesuiten in Österreich. Wien 2020, S. 134–136.