Lebenslauf:
Rahner wurde als Sohn eines Gymnasiallehrers geboren. Die Familie stammte ursprünglich aus Tirol und ist im 18. Jahrhundert in das Vorderösterreichische gezogen. Karl Rahner, der wohl bedeutendste katholische Theologe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum, war sein jüngerer Bruder. Die Familie zog 1908 nach Freiburg/Breisgau, wo Rahner das Gymnasium absolvierte. Nach dem Abitur 1918 wurde er gleich zum Militär eingezogen und machte dort noch die letzten Schlachten in Flandern und die ersten Panzerangriffe mit (Auszeichnung: Eisernes Kreuz).
Nach seiner Rückkehr trat Rahner im Januar 1919 in den Jesuitenorden ein. Das Noviziat absolvierte er in Feldkirch (Vorarlberg), dann begann er 1920 das Studium der Philosophie an der Ordenshochschule in Valkenburg (Niederlande), das 1923 bis 1926 durch eine Präfektentätigkeit an der Stella matutina in Feldkirch unterbrochen wurde.
Dann setzte Rahner seine Studien an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck fort (Dr. theol. 1931) und wurde 1929 zum Priester geweiht. Hierauf studierte er an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn Geschichte (Dr. phil. 1935). Nach seiner Rückkehr habilitierte er sich am 26. Mai 1935 in Innsbruck für Kirchengeschichte. Dort kam er in Kontakt mit der Unitas-Norica, die ihn am 17. Februar 1937 als Alten Herren aufnahm und zum Ehrensenior wählte.
Mit 1. Oktober 1937 wurde Rahner zum o. Universitätsprofessor für Kirchengeschichte, Patrologie und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck ernannt – jedoch vorerst nur für kurze Dauer, denn nach dem Anschluß wurde die von den Jesuiten getragene Theologische Fakultät aufgelöst. Im März 1938 gelang es ihm noch, aus der Bude der Unitas im Innsbrucker Jesuitenkolleg Canisianum wichtige Utensilien zu retten. Er ging ins Exil nach Sitten in der Schweiz (Kanton Wallis), wo er an der Päpstlichen Theologischen Fakultät seine Lehrtätigkeit fortsetzte. In den Jahren in der Schweiz hatte er mit Hermann Hesse und Carl Gustav Jung Kontakt.
Nach dem Krieg kehrte Rahner nach Innsbruck zurück, nahm dort seine Professorenstelle wieder ein und beteiligte sich am Wiederaufbau der Universität. Er wurde gleich im ersten Studienjahr nach dem Krieg 1945/46 zum Dekan der Theologischen Fakultät gewählt (neuerlich 1952/53). Im Studienjahr 1949/50 war er dann Rektor der Universität. Von 1950 bis 1956 war er auch Rektor des Theologenkonvikts Canisianum.
1952 hielt Rahner eine Rede auf dem österreichischen Katholikentag in Wien, 1956 dann auf dem deutschen Katholikentag in Köln. Als Kirchenhistoriker mahnte er dort: „Wir müssen es lernen, die Kirche zu ertragen wie Kinder, die wissend geworden sind und hinter die Schwächen ihrer Eltern kommen.“ Rahner war auch Beichtvater des letzten Hochmeisters des Deutschen Ordens, Erzherzog Eugen (1863–1954).
Obwohl Rahner im Schatten seines Bruders Karl stand, war er einer der bedeutendsten Kirchenhistoriker und vor allem Vertreter der Theologiegeschichte des deutschen Sprachraums in der Ära nach dem Zweiten Weltkrieg. Kurz vor seinem Tod erhielt er 1968 noch die Ehrendoktorwürde der Rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät Innsbruck. Er erhielt auch die höchst seltene Auszeichnung des Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst. Näheres über dieses in der Biographie von Michael Mitterauer (AW).
Als Unitarier stand Rahner bereits in engem Kontakt zum katholischen Couleurstudententum. Die Alpinia Innsbruck verlieh ihm am Ende seines ersten Dekansjahres das Ehrenband, die Austria Innsbruck am Ende seines Rektoratsjahres, die Leopoldina folgte ein knappes Jahr danach. Ende der fünfziger Jahre erkrankte er an Parkinson, 1962 erlitt er einen Schlaganfall, aufgrund dessen er 1963 seine Lehrtätigkeit aufgab. Er zog zu den Jesuiten nach München, wo inzwischen sein Bruder Karl lebte und lehrte. Er wurde auf dem Friedhof des Berchmannskollegs Pullach bei München begraben.
Werke:
(Auswahl)Die gefälschten Papstreisen aus dem Nachlaß von Jérôme Vignier (1935).
Eine Theologie der Verkündigung (1939).
Die Märtyrerakten des 2. Jahrhunderts (1941).
Abendländische Kirchenfreiheit. Dokumente über Kirche und Staat im frühen Christentum (1941).
Griechische Mythen in christlicher Deutung (1945).
Ignatius von Loyola und das geschichtliche Werden seiner Frömmigkeit (1947).
Maria und die Kirche (1951).
Der spielende Mensch (1952).
Sinn der Geschichte – Persönlichkeit und Geschichte (1959).
Symbole der Kirche. Die Ekklesiologie der Väter (1964).
Quellen und Literatur:
Mitteilungen der KÖHV Leopoldina Nr. 62, Mai 1969, S. 44f.Fellner, Fritz–Corradini, Doris A.: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Wien 2006, S. 332;
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