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LH a.D. Sen.h.c. Dr. DDr.h.c. Friedrich Niederl

LH a.D. Sen.h.c. Dr. DDr.h.c. Friedrich Niederl

Ehrenmitgliedschaften:

Geboren: 15.07.1920, Treglwang (Steiermark)
Gestorben: 19.12.2012, Wien
Landeshauptmann (Steiermark), Landtagsabgeordneter (Steiermark), ÖVP-Landesparteiobmann Steiermark, Landesbeamter (w. Hofrat)

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Niederl wurde als unehelicher Sohn einer Bauernmagd geboren und verbrachte die Kindheit und die Jugend in Lassing (Obersteiermark). Nach dem Besuch der Volkssche in Selzthal und der Hauptschule in Rottenmann war er als Land- und Hilfsarbeiter tätih, ging aber 1935 nach Graz, um neben seiner Arbeit eine Abendschule, wodurch er 1939 Handelsakademie-Matura ablegen konnte. Danach war er Angestellter zuerst bei einer Bank in Rottenmann und dann beim Landratsamt Liezen (so hießen nach dem Anschluß die Bezirkshauptmannschaften) sowie schließlich beim Reichsarbeitsdienst.

Im August 1940 wurde Niederl zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, war in Rumänien, Bulgarien, Griechenland, an der Eismeerfront sowie zum Schluß in Salzburg eingesetzt und geriet in US-Kriegsgefangenschaft, aus der er im Juni 1945 zurückkehrte (letzter Dienstgrad Leutnant der Reserve, Auszeichnung: Eisernes Kreuz II. Klasse).

Danach nahm Niederl wieder seinen Dienst in der nunmehrigen Bezirkshauptmannschaft Liezen auf und begann parallel ein Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz (Dr. iur. 1951). Er verkehrte zu dieser Zeit bei der Carolina, konnte aber als Werkstudent bei ihr nicht geburscht werden. Bereits 1949 war er Landesbeamter in Graz und wurde nach Studienende wieder der Bezirkshauptmannschaft Liezen zugewiesen. 1960 wurde er zum Bezirkshauptmann von Feldbach ernannt.

POLITISCHE LAUFBAHN

Niederl engagierte sich bald nach dem Krieg politisch. So war er 1946/47 in Liezen kurz Gemeinderat und wurde 1947 ÖAAB-Obmann in Liezen (bis 1949) und 1952 dort ÖVP-Stadtparteiobmann (bis 1956). Eine Kandidatur 1949 zum Landtag scheiterte, weil er sich weigerte, eine Mandatsverzichtserklärung blanko zu unterschreiben. Landeshauptmann Josef Krainer (BbG EM) berief ihn dann 1965 in die Landesregierung, wogegen er sich zuerst wehrte. Vom 22. Februar 1965 bis zum 14. Mai 1970 war er Landesrat, danach als Nachfolger von Hanns Koren (Cl EM) Landeshauptmannstellvertreter. Er leitete das Agrar- und das Wohnbauressort. In dieser Zeit entstand 1968 unter Niederl ein Wohnbauförderungsgesetz mit dem Schwerpunkt einer Subjektförderung.

Niederl kandidierte dann 1970, 1974 und 1978 für den steirischen Landtag und wurde auch gewählt. Wegen seiner dann erfolgten Wahlen in die Landesregierung legte er jeweils sein Mandat zurück, so daß er dem Landtag lediglich vom 6. April bis 15. Mai 1970, am 12. November 1974 und vom 23. Oktober bis 16. November 1978 angehörte.

Als Krainer sen. Ende 1971 plötzlich verstarb, wurde Niederl aufgrund dessen Wunsches am 10. Dezember 1971 zum Landeshauptmann gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Rücktritt am 4. Juli 1980. Sein Nachfolger wurde Josef Krainer jr. (AIn EM). Am 18. März 1972 wurde Niederl zum Landesparteiobmann der ÖVP Steiermark gewählt. Diese Funktion übte er bis zum 16. November 1980 aus. Gleichzeitig wurde Krainer jr. zum geschäftsführenden Landesparteiobmann bestellt.

In dem politischen Testament von Krainer sen., wo er sich wünschte, daß Niederl sein Nachfolger werden sollte, stand über ihn: „Er ist der Verläßlichste und Beste. Mit ihm kann man die Steiermark politisch halten.“ In der Tat erfüllte sich diese Prophezeiung. 1974 errang die ÖVP bei den Landtagswahlen 53,2 Prozent, 1978 nochmals beachtliche 52 Prozent. Das waren Werte, die weder vorher noch nachher unter Krainer sen. und Krainer jr. je erreicht wurden.

Diese Erfolge lagen zum einen an der Persönlichkeit Niederls, der mit seiner leutseligen und offenen Art oft wie das Gegenteil eines Berufspolitikers wirkte. Zum anderen war die ÖVP zu dieser Zeit in den Ländern begünstigt, da sie im Bund in Opposition zu der mit absoluter Mehrheit regierenden SPÖ unter Bruno Kreisky stand. 1972 wurde unter seiner Obmannschaft von der ÖVP das „Modell Steiermark“ beschlossen. Wurde er anfänglich oft als „Platzhalter“ (zwischen den beiden Krainers) bezeichnet, so entwickelt er in erstaunlicher Weise relativ bald ein beachtliches eigenes Profil.

Geprägt waren die ersten Jahre seiner Landeshauptmannschaft vor allem von der Reorganisation der Verstaatlichten Industrie, die ja besonders die Obersteirermark betroffen hatte. Die VOEST in Linz und die Alpine Montan in Leoben Donawitz wurden zur Voest Alpine fusioniert. Ähnliches geschah mit den Edestahlwerken Böhler in Kapfenberg und Schoeller-Bleckmann bei Mürzzuschlag. Ebenfalls kam es in dieser Zeit zu einem verstärkten Ausbau des Autobahnnetzes (Süd- und Pyhrn-Autobahn). 1978 wurde nach langen Vorarbeiten die ARGE Alpen-Adria gegründet, eine Arbeitsgemeinschaft der Bundesländer Steiermark, Kärnten und Oberösterreich mit den jugoslawischen Teilrepubliken Slowenien und Kroatien sowie der italienischen Region Friaul-Julisch-Venetien. 1979 wurde die Abhaltung der Alpinen Schiweltmeisterschaften 1982 in Schladming in die Wege geleitet.

DIE JAHRE NACH DER POLITIK

Niederl ließ immer wissen, daß er mit 60 aus der Politik ausscheiden werde. Dies tat er dann auch. Überlegungen von Bundeskanzler Kreisky, ihn zum Vizepräsidenten des Rechnungshofes zu machen, realisierten sich aber nicht. Er wurde aber dafür Obmann der Raiffeisen Zentralkasse der Steiermark, eine in diesem Land gewichtige Position.

Als 1986 der Skandal um den damaligen Generaldirektor der Versicherungsanstalt der Österreichischen Bundesländer (heute UNIQA), Kurt Ruso (ehemals Merc), losbrach, kam auch Niederl wegen der Finanzierung des Hotels seiner beiden Söhne ins Gerede. Er legte daraufhin seine Funktion bei der Raiffeisenkasse zurück und zog nach Wien. 1988 wurde er in diesem Zusammenhang zu einer bedingten Strafe verurteilt. Er lebte dann einige Jahre zurückgezogen, um sich dann ab 1995 wieder stärker in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Niederl unterstützte den Bau des Verbindungshauses der Babenberg Graz und kam so in näheren Kontakt mit ihr, die ihm dann 1974 das Ehrenband verlieh (Couleurname Winnetou). Ebenso unterstützte er die Babenberg in ihrem Bemühen, das Andenken an ihren Gründer, Bundeskanzler Alfons Gorbach (Cl, BbG) wachzuhalten. Darüber hinaus war er Ehrenphilister der MKV-Verbindungen Gothia Seckau und Riegersburg Fürstenfeld. Er wurde auf dem Friedhof in Wien-Mauer begraben.

Quellen und Literatur:

Bilder und Texte zum Leben des steirischen Landeshauptmannes Friedrich Niederl. Hg. von Hanns Koren (Cl EM). Redaktion Karl Heinz Ritschel (AW). Salzburg 1980.
Hösele, Herwig: Friedrich Niederl. Die große politische Überraschung, in: Die Landeshauptleute der Steiermark. Hg. von Alfred Ableitinger, Herwig Hösele und Wolfgang Mantl (Nc). Graz 2000, S. 124–150.
Rabussay, Heinz (BbG): In memoriam Friedrich Niederl: Vom Platzhalter zur Leitfigur, in: Academia intern 1/2013, S. 13.
Ders.: In memoriam Friedrich Niederl, in: Convent K. Ö. St. V. Babenberg WS 2012/13, S. 20.