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LAbg. Univ.-Prof. MinR Dr. Karl Werner

LAbg. Univ.-Prof. MinR Dr. Karl Werner

Ehrenmitgliedschaften: Austria-Wien

Geboren: 08.03.1821, Hafnerbach (Bezirk St. Pölten-Land, Niederösterreich)
Gestorben: 14.04.1888, Wien
Universitätsprofessor, Weltpriester, Landtagsabgeordneter (Niederösterreich)

Lebenslauf:

Werner – gelegentlich ist die Vornamensschreibweise Carl in Gebrauch – wurde als Sohn eines Lehrers (Schulmeister) geboren. Er besuchte von 1830 bis 1836 das Stiftsgymnasium in Melk, um dann anschließend das damals vor der Gymnasialreform übliche zweijährige sog. Philosophikum im Stift Kremsmünster zu absolvieren. Danach bezog er 1838 das Priesterseminar in St. Pölten, um an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt zu studieren (abs. theol. 1842). Danach begann er 1842 ein Doktoratsstudium an der Theologischen Fakultät der Universität Wien (Dr. theol. 1845). Zwischenzeitlich wurde er 1843 zum Priester geweiht.

Von 1845 bis 1847 war Werner Kaplan im Marienwallfahrtsort Maria Taferl an der Donau. 1847 wurde er zum Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt berufen. Das Revolutionsjahr 1848 hatte bei ihm große Hoffnungen auf kirchenpolitische und innerkirchliche Reformen geweckt. 1865 wechselte er das Fach und wurde in St. Pölten Professor für Neues Testament. 1866 wurde er Vizedirektor der Hauslehranstalt.

1870 wurde Werner zum ordentlichen Universitätsprofessor für Neues Testament an der Theologischen Fakultät der Universität Wien ernannt. 1973/74 war er Dekan seine Fakultät und 1877/78 Rektor der Universität. Aufgrund dieser Funktion war er in diesem Studienjahr als Virilist niederösterreichischer Landtagsabgeordneter. 1876 wurde er wirkliches Mitglied der k. k. Akademie der Wissenschaften in Wien. 1881 wurde er als Ministerialrat in das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht berufen, woraufhin er 1882 seine Professur aufgab, jedoch bis zu seinem Tod Vorlesungen in Religionsphilosophie hielt.

Werner wurde anfänglich durch seinen Lehrer auf der Wiener Universität Wien, Anton Günther, geprägt, der ein Vorläufer der reformkatholischen Bewegung um 1900 war. Er gehörte zu den sog. „Wegbereitern der Theologie“ in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert, die sich vom starren Schema der Scholastik absetzen wollte. Als Günther auf den Index gesetzt wurde, distanzierte sich Werner von ihm, obwohl er selber 1870 dem Unfehlbarkeitsdogma kritisch gegenüberstand.

Die Schwerpunkte seines großen wissenschaftlichen Schaffens lagen in Fragen der Anthropologie, die er als philosophische Grundwissenschaft verstand, in der Ethik als spekulative Moraltheologie sowie in reichhaltigen Darstellungen zur Geschichte der Philosophie und Theologie. In seinem eigentlichen Fach, der Exegese des Neuen Testaments, hat er kaum publiziert. Obwohl er nur knapp mehr als zehn Jahre in Wien tätig war, zählt er sicherlich zu den interessantesten Professorenpersönlichkeiten der Theologischen Fakultät der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Werke:

(Auswahl)
System der christlichen Ethik, 3 Bände (1850–1852).
Grundlinien der Philosophie (1855).
Grundriß einer Geschichte der Moralphilosophie (1858).
Geschichte der polemischen und apologetischen Literatur der christlichen Theologie, 5 Bände (1861–1867).
Geschichte der katholischen Theologie seit dem Trienter Konzil bis zur Gegenwart (1866).
Über Wesen und Begriff der Menschenseele (1865).
Spekulative Anthropologie vom christlich-philosophischen Standpunkt (1870).
Die Metaphysik des Schönen (1874).

Quellen und Literatur:

Naab, Erich: Karl Werner, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Band 13 (1998), 864–869.
Pritz, Josef: Der Mensch als Mitte. Leben und Werk Carl Werners. Wien 1968.