Lebenslauf:
Tarnassi trat nach dem Studium und der Priesterweihe in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles und war als Nuntiaturrat an verschiedenen Nuntien eingesetzt. 1879 bis 1883 war er Uditore bzw. zeitweise Geschäftsträger der Nuntiatur in München und wurde danach an die Wiener Nuntiatur versetzt, wo er bis 1893 wirkte. Dort bekam er Kontakt zum damals aufstrebenden Politischen Katholizismus bzw. Verbandskatholizismus – so war er u. a. Anfang 1892 an der Gründung der Österreichischen Leo-Gesellschaft beteiligt – sowie auch zu den beiden katholischen Verbindungen. Diese verliehen ihm relativ kurz hintereinander die Ehrenmitgliedschaft. Er war das erste in Wien akkreditierte Mitglied des diplomatischen Dienstes des Heiligen Stuhles, das das Ehrenband einer CV-Verbindung erhalten hatte.
Die „Neue Freie Presse“ schreibt in ihrem Nachruf, daß Tarnassi zu den „markantesten Erscheinungen des Wiener Lebens“ gehörte und am gesellschaftlichen Leben regen Anteil nahm sowie auch Bälle besuchte. „Den Blick der Damen zog er aber hauptsächlich durch seinen classisch-schönen Kopf auf sich.“ Er gehörte auch „keiner intransingenten sondern versöhnlichen Richtung an“.
1893 wurde Tarnassi Pro-Sekretär (Untersekretär) der Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten, deren Präfekt in der Regel der Kardinalstaatssekretär war. Diese Kongregation war für kirchenpolitische Angelegenheiten zuständig. Nunmehr ist diese Kongregation im Staatssekretariat aufgegangen. Den Präfekt einer Kongregation kann man mit einem Minister vergleichen, den Sekretär mit einem Staatssekretär. Er wird als Pro-Sekretär bezeichnet, wenn er nicht zum Bischof geweiht ist, was auf Tarnassi zutraf.
Am 24. Oktober 1896 wurde Tarnassi zum Internuntius in Den Haag für das Königreich der Niederlande und das Großherzogtum Luxemburg ernannt. Es bestand zwar dort eine Nuntiatur, sie wurde aber seit 1896 nicht offiziell besetzt, sondern von einem Internuntius (Geschäftsträger) geleitet. Damit wäre aber seine diplomatische Karriere nicht beendet gewesen. Nach 1900 war er zum einen als Nuntius in St. Petersburg im Gespräch, wofür er bereits Russisch lernte. Zum anderen war er bereits fest als Nuntius in München vorgesehen, dem nach damaligen Usancen der Posten als Nuntius in Wien folgte. Wenn diese Pläne realisiert worden wären, hätte er die Bischofsweihe empfangen. Sein letzter Rang blieb aber der eines Apostolischen Protonotars (Prälat).
Seit 1901 laborierte Tarnassi an einem Nierenleiden, das die Umsetzung der Ernennung zum Nuntius in München verzögerte. Diesem erlag er schließlich nach einem Jahr. Hinsichtlich seines Geburtsdatums gibt es derzeit keine exakten Erkenntnisse. In einer Aktenedition des Deutschen Historischen Instituts in Rom wird das Geburtsjahr 1850 angegeben. Die „ Neue Freie Presse“ schreibt, daß Tarnassi mit 46 Jahren verstorben ist. Das hieße, er wäre Jahrgang 1856 gewesen. Das ist aber höchst unwahrscheinlich, denn dann wäre er bereits mit 23 Jahren in München gewesen.