Lebenslauf:
Kranzlmayr besuchte die Volksschule und das Reakgymnasium in Linz, wo er der katholischen Pennalie Nibelungia (später MKV) beitrat und sich dort sehr engagierte. Nach der Matura begann er das Studium an den Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten in Wien, wo er der Austria Wien beitrat (Couleurname Loki), und Innsbruck (Dr. iur. 1938 in Wien). Noch als Student arbeitete er in der oberösterreichischen Landesführung der Vaterländischen Front. Nach dem Studium war er noch kurz 1937/38 unter Alfred Maleta (Cl) bei der Linzer Arbeiterkammer beschäftigt.
Nach dem Anschluß 1938 war Kranzlmayr im März kurz in Linz in Gestapohaft und wurde in der Folge zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, wo er Feldwebel bei der Luftnachrichtentruppe war. Auch war er im Widerstand bei der „Geheimgruppe Gottfried Lerch (AW)“ tätig. Nach dem Krieg absolvierte er das Gerichtsjahr und schlug die Laufbahn eines Staatsanwaltes ein, zuletzt als Erster Staatsanwalt beim Kreisgericht Ried im Innviertel.
Kranzlmayr entstammte dem christlichsozialen Milieu der dreißiger Jahre und engagierte sich 1945 sofort in der Politik. Er wurde Hauptbezirksparteiobmann der ÖVP im Bezirk Ried. Bei den Nationalratswahlen 1953 kandidierte er und wurde auch gewählt. Dem Nationalrat gehörte er vom 18. März 1953 bis zu seinem Tod über 19 Jahre an. Im Parlament engagierte er sich vor allem im Justizbereich (Strafrechtsreform) sowie im Bereich Inneres und Außenpolitik. Er war viele Jahre Mitglied der österreichischen Delegation beim Europarat sowie bei der Interparlamentarischen Union.
In der Regierung Alfons Gorbach (Cl) (I) war Kranzlmayr vom 11. April 1961 bis zum 5. November 1963 Staatssekretär im Innenministerium. Vom 14. Juni 1966 bis zu seinem Tod war er Vorsitzender des Aufsichtsrates des Österreichischen Rundfunks (ORF).
Kranzlmayr, der als liebenswürdiger Mensch sowie als fleißiger und anständiger Politiker in Erinnerung blieb, starb überraschend.
Quellen und Literatur:
Slapnicka, Harry: Oberösterreich. Die politische Führungsschicht ab 1945 (= Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs). Linz 1989, S. 154.Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 182.