Lebenslauf:
Mataja wurde als Sohn eines Kaufmanns geboren und war der jüngere Halbbruder von Viktor Mataja, der k. k. Handelsminister und erste k. k. Minister für Soziale Fürsorge war. Mataja besuchte ab 1888 das Akademische Gymnasium in Wien, wo er 1896 maturierte. Danach begann er das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1902). Während seines Studiums trat er der Burschenschaft Olympia bei, aus der er wegen eines Duells 1901 wieder ausgeschieden ist.
Nach dem Studium absolvierte Mataja bis 1903 das Gerichtspraktikum und war danach Rechtsanwaltsanwärter. 1909 legte er die Anwaltsprüfung ab und ließ sich 1910 als Rechtsanwalt in Wien-Landstraße nieder. Gleichzeitig begann er dank seiner rhetorischen wie agitatorischen Fähigkeiten eine politische Tätigkeit bei den Wiener Christlichsozialen, für die er von 1910 bis 1918 im Wiener Gemeinderat saß (von 1912 bis 1918 war er auch Stadtrat). 1911 sowie von 1913 bis 1930 gehörte er der Wiener Parteileitung der Christlichsozialen und 1920 kurzzeitig auch der Reichsparteileitung an.
Nach der Ermordung des Sozialdemokraten Franz Schuhmeier gelang es Mataja, bei einer Nachwahl für das Abgeordnetenhaus des Reichsrates dessen Wahlkreis Wien-Leopoldstadt 2 zurückzugewinnen, dem er dann vom 14. Oktober 1913 bis zum Ende der Monarchie angehörte. Dadurch war er vom 21. Oktober 1918 bis 16. Februar 1919 auch Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung, ebenso wurde er in die Provisorische Landesversammlung Niederösterreichs delegiert, der er vom 5. November 1918 bis zum 4. Mai 1919 angehörte.
Im Februar 1919 kandidierte Mataja für die Konstituierende Nationalversammlung und im Oktober 1920 für den Nationalrat, wurde beide Male gewählt und gehörte diesen Körperschaften nach Wiederwahlen durchgehend vom 4. März 1919 bis 1. Oktober 1930 an.
Vom 30. Oktober 1918 bis zum 15. März 1919 war Mataja Staatssekretär (entsprach damals einem Minister) des Staatsamtes für Inneres (Regierung Renner I) und vom 20. November 1924 bis 15. Januar 1926 Bundesminister im Bundeskanzleramt mit der sachlichen Leitung der auswärtigen Angelegenheiten (Regierung Ramek I).
Mataja stand am rechten Parteiflügel der Christlichsozialen und versuchte, die Heimwehren stärker an die Christlichsoziale Partei zu binden. Er fungierte auch als Verbindungsmann zwischen dem Heimwehrführer Richard Steidle (AIn) und Ignaz Seipel (Nc EM), als dessen besonderer Vertrauter er galt. Seine Tätigkeit als Außenminister war eher glücklos, und er mußte wegen der Nähe zu einem Korruptionsskandal (Biedermannbank) die Regierung verlassen, so daß sein politischer Einfluß schwand. Erst im „Ständestaat“ gelang er wegen seines Eintretens für ein unabhängiges Österreich wieder an Ansehen.
Am 24. Januar 1914 verlieh ihm die Amelungia die Ehrenmitgliedschaft. Laut einem alten Standesbuch der Amelungia, das nach 1938 gerettet wurde, ist seine Mitgliedschaft am 6. Juli 1921 gestrichen worden. Nähere Umstände dafür sind nicht bekannt. Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben,
Werke:
(Auswahl)Zehn politische Aufsätze aus den Jahren 1911–1913 (1913).
Europa zwischen zwei Kriegen (1923).
Memorandum zur Donaufrage (1935).
Quellen und Literatur:
Jelinek, Elisabeth: Der politische Lebensweg Dr. Heinrich Matajas. Ein Beitrag zur Geschichte der christlichsozialen Partei in der Ersten Republik. Wien Phil. Diss. 1970.Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 6, Wien 1974, S. 134f.
Krause, Otto: Biographisches Handbuch des nö. Landtages 1861–1921 (online: Landtag Niederösterreich). St. Pölten 1995.
Verbindungsarchiv Amelungia – Gerhard Taus (Am), Mitteilung vom 22. 3. 2000